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Kommentar biologische VäterVater bleibt, wer sich kümmert

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Das Kabinett beschließt einen Gesetzentwurf, mit dem die Rechte biologischer Väter gestärkt werden. Eltern sollten ihren Kindern mehr zutrauen.

W as ist gut fürs Kindeswohl? Zuallerst, dass es Menschen gibt, die sich liebevoll um das Kind kümmern. Auch heute noch sind das zumeist eine Mutter und ein Vater. Aber was, wenn ein Kind plötzlich zwei Väter hat – einen leiblichen und einen sozialen? Welcher Vater ist dann der „richtige“?

Bislang war das Familienrecht hier eindeutig: derjenige, der mit der Mutter verheiratet ist. Die Eheleute sind die rechtlichen Eltern und dürfen bestimmen, was mit dem Kind passiert. Und sie können den Kontakt mit dem biologischen Vater verweigern.

Dass dieses starre Gesetz jetzt aufgeweicht wird, ist ein Fortschritt. Nicht nur für die an dieser Stelle rechtlosen Väter. Sondern in erster Linie für die betroffenen Kinder. Aus Psychologie und Wissenschaft ist nämlich bekannt, dass Kinder spüren, wenn in der Familie „etwas nicht stimmt“. Sie können es nicht benennen, aber sie ahnen, dass im Elternverhältnis etwas anders ist, als die Erwachsenen es vorgeben.

Bild: taz
Simone Schmollack

ist geschlechterpolitische Redakteurin der taz.

Die Adoptionsforschung beschreibt das als „Suche nach den eigenen Wurzeln“. Ohne das Wissen um ihre (biologische) Herkunft fällt es Menschen schwerer, die eigene Identität auszubilden. Verantwortungsbewusste Eltern erklären ihren Kindern also ohnehin irgendwann, welcher Mann welche Rolle spielt – und lassen Kontakt zum leiblichen Vater zu.

Andere Forschungen besagen, dass Kinder eine eindeutige Orientierung brauchen. Zu viele Personen, die sich kümmern (wollen), können Kinder verwirren und verunsichern. Aber Abstammungskenntnis und Orientierungsdrang schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, sie bedingen einander: Wer weiß, woher er kommt, findet sich im Leben besser zurecht als jemand, der hauptsächlich damit beschäftigt ist, sich selbst zu suchen.

Unabhängig davon sollten Eltern ihren Kindern mehr zutrauen. In der Regel erkennen Kinder die Erziehungsleistung des sozialen Vaters an und stellen diese über den Kontakt zum leiblichen Vater.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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6 Kommentare

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  • R
    Reutlinger

    @genderpeace Ist ihr Name eigentlich ein sarkastischer Witz? Es ist schon komisch wenn sich jemand der sich als Geschlechterfrieden bezeichnet, derart mit Kampfparolen um sich schmeißt. Respektvoller Umgang? Gut dann fangen sie mal damit an!

     

    "Viele Väter beschränken sich auf was anderes, das wissen alle!" Woher wissen sie, dass viele sich nur auf das undefinierte andere beschränken? Das wissen alle, alle wissen auch dass die Sonne scheint, die Argumentation ....das wissen alle......ist so eine "Argumentation" die man benutzt wenn einem gerade nichts einfällt.

     

    "Also What's up, ein Gesetz für wenige Fälle...." Da höre ich irgendwie verbitterung raus, und eine Wagenladung Zynismus, es muss nicht immer so sein das Väter sich nicht kümmern. Meiner machts vielleicht nicht, aber ich kenne auch andere Väter, und teilweise wären bei denen die Kinder besser aufgehoben als bei ihren Müttern. Ich kenne auch Beispiele bei denen die Mutter besser für das Kind wäre. Ich habe also beide seiten gesehen, und kann daher auch sagen, dass der Fall der Väter die sich um ihre Kinder kümmern, nicht so selten ist wie von ihnen dargestellt. Und viele von ihnen müssen hart um das Besuchsrecht, oder gar das Sorgerecht kämpfen.

     

    Das Männer über den grünen Klee gelobt werden, wenn sie sich am Haushalt beteiligen, ist mir ehrlich gesagt peinlich, für mich als Mann ist das normal.

    Aber wenn wir jetzt über das Bild vom Mann, und wie er sich verhalten sollte, dann säßen wir noch morgen hier. Um es kurz zu machen, wir müssen es selbst findne, "unser" Bild, genau wie ihr "euer" Bild von der Frau finden müsst.

     

    @Jörn sehr schöner Kommentar, mit Tiefe und er wirft interessante Fragen auf.

    @all

    Was ist denn der Regelfall sobald es um Menschen geht? Es gibt keinen Regelfall, es gibt nur Millionen einzelfälle die im Zustand der Menschen begründet sind, aus vielerlei Gründen.

    Fakt ist dass die Frauen, wenn es ums Erziehungsrecht geht, sowohl rechtlich, als auch in der allgemeinen Wahrnehmung, Männern gegenüber vorteile genießen.

    Bei einer Frau wird automatisch angenommen dass sie die Erziehung besser kann als ein Mann. Ein in der Gesellschaft tiefverwurzeltes Bild. Daher wird ein Richter auch Instinktiv eher dazu tendieren einer Frau das Sorgerecht zu geben.

     

    Erkennen die Kinder die Erziehungsleistung an, ich denke Erziehungsleistung ist so ein komisches Kunstwort, Kinder mögen diejenigen die sich um sie kümmern. Übersetzung: Wenn der leibliche Vater ein Arsch ist, der sich nicht um seine Kinder kümmert, und sie nur ausnutzt, der soziale Vater sich aber um die Kinder kümmert, wen glaubt ihr mögen sie dann?

     

    Nebenbei mein Vater zahlt seine Alimente nicht, er ist ein ziemliches Arschloch, aber das ist kein Grund andere Väter zu diskriminieren oder ungerecht zu behandeln. Einen Vater rechtlos zu machen, verstößt gegen das Grundgesetz, ja genau gegen den Artikel mit der Gleichberechtigung......

  • N
    Normalo

    @ gender peace

     

    Niemand behauptet, dass Mütter, die ihr Sorgerecht missbrauchen, der Regelfall seien. Es ist nur so, dass der GEbrauch des Sorgerechts im Konfliktfall mit dem Vater effektiv selten anders als in der Form des Missbrauchs geschehen kann.

     

    Das Problem an den bisherigen Regelungen ist nämlich, dass sie untauglich sind, die Misere der alleingelassenen Mütter zu beenden. Sie geben den Müttern - mit ausdrücklichem Verweis auf die relative Häufigkeit von "Rabenvätern" - in aller Regel das Sorgerecht und damit die faktisch kaum begrenzbare Macht, Kontakt und Verhältnis des Kindes zu seinem leiblichen Vater völlig willkürlich zu kontrollieren. Diese Macht wird vielfach für selbstverständlich genommen und weidlich ausgenutzt.

     

    Nur: Den berüchtigten Rabenvätern, die an Kontakt und Beziehung zu ihren Kindern überhaupt nicht interessiert sind, kann das vollkommen egal sein. Sie zahlen ihren Unterhalt - oder auch nicht - und lassen die Mutter im Übrigen allein mit dem Kind machen , was sie will (bzw. kann). Leidtragende sind vielmehr genau die Väter, die sich kümmern wollen - und natürlich deren Kinder. Ihnen gegenüber wird das Sorgerecht als Waffe verwendet, um sich für die offenen Wunden der zerstörten Beziehungen zu rächen, das eigene Selbstwertgefühl als einzig wahre und wichtige Bezugsperson des Kindes zu streicheln oder schlicht sich die Widerworte des eventuell in einigen Punkten anders denkenden Vaters vom Hals zu halten.

     

    Grund dafür ist eine Rechtslage, die Väter dem Generalverdacht aussetzt, Rabenväter zu sein und Müttern im Gegenzug nach bester germanischer Mutterkult-Manier zubilligt, immer (und trotz allem involvierten Eigeninteresse) allein zu wissen, was wirklich richtig für ihre Kinder ist. Bevor da nicht echte Gleichheit vor Gesetz und Rechtsprechung hergestellt ist, wird sich die zugrunde liegende, rollenfixierte Ideologie auch stets weiter fortpflanzen.

  • GP
    gender peace

    Mütter sind in Deutschland auf das Good will der Väter angewiesen, an der Erziehung, Betreuung und Haushaltführung teil zu nehmen.

     

    Wenn sie solch einen Mann gefunden haben. Großes Glück. Sehr viele Väter beschränken sich auf was anderes. Das wissen alle.

     

    Es mag Mütter geben, die ihre Kinder benutzen für anderes. Das will ich nicht bestreiten.

     

    Dies aber als den Regelfall darzustellen, ist lächerlich. Der sieht anders aus.

     

    Und Männer, die intensiv Anteil nehmen am Leben ihrer Kinder sowie der Haushaltsführung, werden sogar ausdrücklich über den grünen Klee gelobt, so als ob es etwas besonderes ist.

    Dabei sollte es normal sein.

     

    Also, what's up. Ein Gesetz für wenige Fälle. Und wenn Väter sich im Sinne des Kindeswohls einbringen, Hut ab und weiter so.

     

    An die Blut und Boden Theorie glaube ich im übrigen nicht. Das ist ansozialisiert und hängt mit unserer gesellschaftlichen Organisation zusammen. Es könnte auch anders sein.

     

    Lügen sind Lügen. Darum geht es nicht.

     

    Das Problem ist ein anderes. Es geht um ein respektvolles Miteinander von Männern und Frauen.

    Da ist viel zu lernen.

    Und Kinder profitieren nur davon.

  • I
    ion

    "Verantwortungsbewusste Eltern erklären ihren Kindern also ohnehin irgendwann, welcher Mann welche Rolle spielt – und lassen Kontakt zum leiblichen Vater zu."

     

    Jeder, der es schafft, vorstehendes Artikel-Exzerpt im “no-mind”-'Arbeitsmodus' zu re-zipieren, -flektieren, läuft – ob so klar formulierter Idiotie – Gefahr, unaufhaltsam in schallendes Gelächter auszubrechen und daran letztlich zu ersticken.

     

  • P
    PeterWolf

    "Unabhängig davon sollten Eltern ihren Kindern mehr zutrauen. In der Regel erkennen Kinder die Erziehungsleistung des sozialen Vaters an und stellen diese über den Kontakt zum leiblichen Vater."

     

    Der erste Teil des Artikels hört sich ja noch moderat an, aber das Zitat entspricht doch eher dem Wunschdenken der Autorin.

    Weil dem leiblichen Vater häufig der Kontakt verwehrt wird.

     

    Zumindest in der Vergangenheit war das wohl häufig der Fall.

     

    Weshalb die Finanzämter, die der Realität ca. 10 - 20 Jahre hinterherhängen, auch heute noch nicht steuerlich anerkennen wollen, dass auch getrennte leibliche Väter ihre Kinder mindestens alle zwei Wochenenden besuchen.

     

    Steuerlich anerkannte doppelte Wohnsitze plus Reisekosten reißen natürlich auch ein heftiges Loch in die Steuerkasse. Und das erklärt den Widerstand der Finanzämter.

  • J
    Jörn

    Väter sind in Deutschland auf das Goodwill der Mütter angewiesen, um Väter sein zu dürfen. Massenweise vernichten Mütter Vater-Kind-Beziehungen - aus Rache, um "endlich Ruhe" zu haben, weil ihnen niemand sagt, welch Unrecht sie damit tun, sie nicht sehen (wollen), wie sehr sie ihren eigenen Kindern damit schaden, weil Gerichte nur tatenlos zusehen und eine Familienrechtsindustrie sie darin sogar noch aktiv unterstützen.

    Schön dass sich hier - wenn auch langsam - etwas tut!

     

    Soziale Väter sind auf der einen Seite Nutzniesser von entsorgten oder sich entziehenden Väter - auf der anderen Seite sind sie jedoch noch rechtloser als die biologischen Väter gestellt. Ein "sozialer Vater", der schon bei der Geburt des Kindes dabei war und dieses 10 Jahre lang hauptsächlich betreut hat, hat nach einer Trennung von der Mutter nicht einmal ein Umgangsrecht. Das Kindeswohl zählt hier überhaupt nicht - die Mutter kann ihren Kindern den sozialen Vater von heute auf morgen nehmen und kein deutsches Gericht wird auch nur ein Besuchsrecht aussprechen.

     

    Dabei besteht der Konflikt gar nicht zwischen "sozialem" und "biologischem" Vater. Vielmehr dürfen Kinder- und Väterrechte nicht mehr vom Wohlwollen der Mutter abhängen. Jede Frau kann die Beziehung zu ihrem Partner jederzeit beenden. Die Beziehung ihrer Kinder zu deren Väter darf jedoch nicht in ihrer Disposition stehen. Mütter sind auch Menschen und wenn sie ihre Befindlichkeiten über die Interessen ihrer Kinder und deren Väter stellen, muss es Gesetze geben, die biologischen und sozialen Vätern Rechte geben - und es muss Gerichte und Jugendämter geben, die "Kindeswohl" nicht nur als Interesse des Kindes an einer zufriedenen Mutter definieren.