Kommentar Zukunft des Frackings: Motivierte Gegner
Mit Fracking-Rufen wird die Gasindustrie ihre Gegner in Union und SPD aktivieren, die Grünen alarmieren und die Protestbewegung motivieren.
D ie Erdgasindustrie in Deutschland beschleunigt gerade ihren Todeskampf. Das ist erfreulich, weil so hierzulande das Fracking in allen Varianten untergehen wird. Wenn Ingenieure Wasser und Chemikalien unter hohem Druck ins Gestein pumpen, damit das Gas strömt, kann das zu Erdbeben führen. Das Wasser aus den Lagerstätten ist belastet. Und auf die Kontaminierung des Trinkwassers gibt es wissenschaftliche Hinweise.
Nun hat die Erdgasindustrie verlangt, wieder fracken zu dürfen. Dabei geht es nicht um das neuartige Fracking in Schiefergestein, sondern um herkömmliche Methoden, wie sie in Niedersachsen seit 1961 angewendet wurden. In diesem Geschäft tut sich seit fünf Jahren nichts mehr, weil der Protest von Hollywood bis in die Mittelweserregion reichte. Der Widerstand verschreckte deutsche Bergämter und deren Chefs in den Landesregierungen. Die Industrie hielt still.
Seither wartet man auf ein neues Bundesgesetz, das das Fracking regelt. Der Entwurf der Bundesregierung simmert zurzeit bei den Fraktionschefs der Großen Koalition vor sich hin. Neuartiges Fracking soll getestet werden dürfen, aber die Hürden sind hoch. Das herkömmliche Fracking soll scharfen Bestimmungen unterworfen werden samt Umweltverträglichkeitsprüfung und Tabuzonen.
Härtere Regeln bedeuten für die Industrie mehr Aufwand, bedeuten geringere Margen. Die Gaspreise sind niedrig. Kurz: Fracking würde sich nicht lohnen. Das Gesetzesvorhaben wurde schon in der vorigen Wahlperiode begonnen, es zieht sich, aber eines ist erkennbar: Je lauter gestritten wird, desto weniger industriefreundlich die Entwürfe.
Diese Dynamik wird nun verstärkt. Mit ihren Fracking-Rufen wird die Industrie ihre Gegner in Union und SPD im Bundestag aktivieren, die Grünen alarmieren und die Protestbewegung motivieren. Der Vorstoß der Industrie scheint auf wie die Flamme über einem Bohrfeld. Sie lodert noch einmal, bevor der Betrieb dichtgemacht wird und sie endgültig erlischt.
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