Kommentar Wirtschaftskrise Griechenland: Lehren aus der Argentinienkrise
Die Krise in Griechenland hat viel mit der von Argentinen vor zehn Jahren gemein. Der Vergleich zeigt, dass ein Ausschluss aus der Währungsunion der falsche Weg wäre.
D as Land lebte über seine Verhältnisse, war hoch verschuldet und kaum wettbewerbsfähig, eine Finanzkrise brach ihm endgültig das Genick. So lässt sich die Geschichte Argentiniens vor einem Jahrzehnt, aber auch die jüngste Geschichte Griechenlands zusammenfassen.
Damals konnte Argentinien nicht durch eine Abwertung auf die Asienkrise reagieren, weil der Peso zum festen Wechselkurs von 1:1 an den US-Dollar gebunden war, während Griechenland heute fest in die Eurozone eingebunden ist. Damals hob Argentinien die Dollarbindung auf und wertete den Peso rabiat ab. Heute werden in Griechenland Rufe laut, eine stark abgewertete Drachme wieder einzuführen.
Damals ging Argentinien pleite, heute droht Griechenland die Zahlungsunfähigkeit. Die Hilfskredite erhöhen die Schuldenlast ja nur, und die drakonischen Sparmaßnahmen würgen die Konjunktur ab. Aber wäre denn Griechenlands Ausschluss aus der Währungsunion eine Lösung des Problems? Nein. Denn mit dem Euro verschwinden ja noch lange nicht die auf Euro lautenden Schulden, weder die staatlichen noch die privaten.
ist freie Journalistin und Wirtschaftsexpertin.
Die müssten nun mit Drachmen abbezahlt werden, die aber viel weniger wert sind. Und wenn Staat oder Unternehmen neues Geld brauchen, müssten sie dafür noch höhere Zinsen zahlen als jetzt schon. Das Land geriete in eine Depression, aus der es sich kaum aus eigener Kraft befreien könnte.
Die Lehre aus der Argentinienkrise ist ein andere: Griechenland wird seine Schulden ebenfalls nicht komplett zurückzahlen, und die Gläubiger werden durch solch einen Schuldenschnitt wenigstens ein bisschen bluten müssen. Da wäre es doch sinnvoll, gleich ein geregeltes Insolvenzverfahren einzuführen - inklusive Teilschuldenerlass.
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