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Kommentar WiesenhofAuf Kosten der Tiere

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Moralisch und politisch ist die Einstellung der Ermittlungen gegen Wiesenhof eine Niederlage für den Konzern und die Massentierhaltung insgesamt.

J uristisch mag Deutschlands größter Geflügelfleischlieferant Wiesenhof nun einen Sieg errungen haben. Schließlich will die Staatsanwaltschaft Verden auf eine Anklage wegen Tierquälerei in einer Farm des Konzerns verzichten. Aber moralisch und damit auch politisch ist der Fall eine Niederlage für Wiesenhof und die Massentierhaltung insgesamt.

Denn es bleibt unbestritten, dass 2009 auf der Farm im niedersächsischen Twistringen Hühner unnötig gequält wurden. Dass ihnen zum Beispiel vor dem Abtransport in den Schlachthof Knochen gebrochen wurden. Diese Tatsachen hat weder Wiesenhof selbst noch die Staatsanwaltschaft infrage gestellt. Die Ermittler wollen die Täter nur deshalb ungeschoren davon kommen lassen, weil sie die verdeckt aufgenommenen Videobilder von der Quälerei nicht als legales Beweismittel akzeptieren – pure Juristerei zugunsten Wiesenhofs. Das wird nicht reichen, um in der öffentlichen Meinung freigesprochen zu werden. Dafür sind die Bilder einfach zu eindeutig, zu drastisch.

Sie lassen nur ein Urteil zu: Wiesenhof ist moralisch gesehen schuldig. Und die Leute wissen: Die Geflügelindustrie hatte in den letzten Jahren mehrere Skandale wie den in Twistringen. Erst im September veröffentlichte die Tierrechtsorganisation Peta ein Video aus einer Wiesenhof-Vertragsfarm. Auch dieses Mal wurden Tiere geworfen, auch dieses Mal wurden sie brutal in Kisten befördert.

Bild: taz
JOST MAURIN

ist Redakteur im Ressort Ökologie und Wirtschaft der taz.

Die Häufung zeigt, dass Quälerei ein systematisches Problem der Massentierhaltung ist. Und bei anderen konventionellen Fleischproduzenten wird das nicht viel anders sein. Immerhin arbeiten sie unter demselben - teils selbst auferlegten - Druck, ihre Gewinne zu maximieren. Das geht zwangsläufig auf Kosten ihres wichtigsten Produktionsmittels: des wehrlosen Tiers.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik und die Lebensmittelindustrie. Journalistenpreis "Faire Milch" 2024 des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. 2018, 2017 und 2014 gewann er den Preis "Grüne Reportage" des Verbands Deutscher Agrarjournalisten. 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis (Essay "Mein Krieg mit der Waffe"), 2013 für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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6 Kommentare

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  • PH
    Peter Heße

    Also wen ich eine Bank Überfalle und durch die verdeckte Video Überwachung gefasst werde, muss ich dann auch Freigesprochen werden, weil die Aufnahmen ohne meine Einwilligung gemacht wurden?

  • P
    Pflanzenfresser

    Fleisch essen ist immer auf Kosten der Tiere.b

  • A
    Antonietta

    Tierquälerei:

    Tiere sind Lebewesen genau wie Menschen. Sie empfinden Schmerz und Gefühle wie z.B. Angst. Trotzdem werden Schweine, Rinder, Hühner usw. von Menschen wie Produkte oder Waren behandelt. Wir sperren sie ein, halten sie teilweise unter den schlimmsten Bedingungen, mästen und töten sie, um sie dann zu essen.

  • V
    vic

    So lange Verbraucher gefolterte Tierleichen zu Superduperbillgstpreisen kaufen wollen, werden Wiesenhof- Methoden nicht nur bleiben, sondern um sich greifen.

  • L
    LKS

    Mich würde jetzt noch interessieren, wo Jost Maurin die Grenze zwischen "nötigem Quälen" und "unnötigem Quälen" zieht, und wo genau er die Legitimation für die notwendigen Quälereien sieht....

  • BW
    Bianca Witt

    Wir leben in einer Bananenrepublik, alle Rechte den Tätern, Tiere können sich nicht beklagen oder wehren! Massentierhaltung ist Tierquälerei, unethisch und unnötig. GO VEGAN