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Kommentar WestLBMillionäre sollen Banken retten

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Für die WestLB haften werden die Steuerzahler. Aber warum eigentlich alle gleich? Es nützt den Superreichen, wenn der Staat die Banken stützt. Die sollen auch zahlen.

D ie WestLB wird teuer, so richtig teuer. Das ist die Botschaft einer ansonsten unerklärlichen Absurdität: Bund, Sparkassen und das Land Nordrhein-Westfalen konnten sich nicht auf eine Strategie einigen, wie man die Pleitebank schrumpft. Niemand wollte auf den Kosten sitzen bleiben. Also übermittelte man der EU gleich mehrere Rettungsvarianten – und zwar kurz vor Mitternacht, um die Dramatik noch zu steigern.

Wie viel genau die WestLB kosten wird, ist nicht abzusehen. 77 Milliarden ihrer Ramschwerte wurden bereits in eine Bad Bank ausgelagert – doch dürften weitere Schrottpapiere folgen. Denn an den verschiedenen Schrumpfvarianten für die WestLB fällt auf, dass sie eines gemeinsam haben: Sie alle wollen noch mehr Papiermüll zur Bad Bank verschieben.

Wie immer die EU-Kommission entscheidet: Haften werden die Steuerzahler. So war es auch bei der Hypo Real Estate, der Commerzbank, der IKB und diversen weiteren Landesbanken. Bei jeder Bankenrettung gilt bisher selbstverständlich, dass alle Steuerzahler herangezogen werden.

Bild: taz
ULRIKE HERRMANN

ULRIKE HERRMANN ist wirtschaftspolitische Korrespondentin der taz.

Warum eigentlich? Schließlich profitieren längst nicht alle. Es ist eine Binsenweisheit, die gern übersehen wird: Wer eine Bank rettet, rettet das Vermögen ihrer Kunden. Besitz ist in Deutschland jedoch sehr ungleich verteilt. Das reichste Hundertstel kommt bereits auf 23 Prozent des gesamten Eigentums. Diesen Superreichen vor allem nutzt es, wenn der Staat die Banken stützt. Für diesen Dienst könnten die Millionäre ruhig zahlen.

Die Grünen, zum Beispiel, schlagen eine Vermögensabgabe vor. Das ist nicht abwegig. Die OECD kritisiert immer wieder, dass Deutschland Vermögen zu niedrig besteuert. Die Pleite der WestLB wäre ein Anlass, diese Mahnung ernst zu nehmen.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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7 Kommentare

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  • VC
    Vanessa @ carolus

    Das Wort "alles" kommt in MEINEM Kommentar NICHT vor.

     

    Erst mal lesen lernen.

  • C
    carolus

    @vanessa

     

    hier zur richtigstellung deiner aussage,dass die reichen alles bezahlen!

     

    http://www.jjahnke.net/A-Steuer.html

  • D
    Derwisch

    Wer eine Bank rettet, zeigt der Bank, dass sie weiter machen darf. Betoniert man die Bank zu, zeigt man der Bank, dass sie was falsch gemacht hat. "Entweder zahlen die Verantwortlichen oder die Bank wird geschlossen". Dieses Theater ist wirklich nicht mehr zum Aushalten.

    Die machen immer weiter und werden auch noch für ihren

    Mist den sie bauen belohnt.Da feuert man eine Arbeiterin für einen "geklauten Semmel" und diese Bänker,die eine Weltwirtschaftskrise auslösen können, werden auch noch dafür belohnt. Und wenn die Reichen ihr Geld verlieren, dann hätten die lieber investieren sollen, als zu zocken. Kleinunternehmer und Kleinsparer müssten natürlich entschädigt werden, denn sie sind nicht für die Zocker verantwortlich,

  • Z
    Zweifel

    Irgendwie bezweifle ich das nur die Super- und normal Reichen ihre Konten bei der WestLB haben.

    Vielmehr wird es doch so sein, das auch hier die normale Verteilung vorliegt. Und ähnlich wie bei vielen Banken auch hier ein Reiches-Hundertstel Kunde ist.

  • F
    FAXENDICKE

    @Grehl

     

    Ich denke dieser global inszenierte Wirtschafts oder Finanzbetrug war lediglich ein Testrun, um abzuklopfen, wie bescheuert die Politpappnasen der einzelnen Nationalstaaten wirklich sind. Jetzt, da klar ist diese inkompetenten Deppen lassen sich über Nacht in Geheimverhandlungen am Parlament vorbei volle Kanne über'n Tisch ziehen, wird beim nächsten Schlag erst richtig abkassiert. Diese kapitalistischen Blutsauger geben nicht einmal Ruhe, wenn sie die breite Masse, hier bei uns, auf dem Niveau von China oder Indien haben. Gewinnmaximierung ist nämlich eine krankhafte Sucht die nach immer mehr Befriedigung lechzt.

  • G
    Grehl

    Es gibt eigentlich nur eine Lösung und die heißt Konkurs der West LB. Das ist auch komplett systemkonform, alles andere wäre doch wohl Staatssozialismus oder? Das dann die Kreditgeber bluten müssen ist diesen Vampiren (vulgo Blutsaugern) durchaus zuzumuten, es wird ja auch sonst immer von Risiko tragen und Verantwortung gefaselt. Aussserdem denke ich das spätestens mit der nächsten Wirtschaftskrise (nach Konjunkturzyklen also 2013) die Retterei am Ende ist und wir uns ernsthaft ne andere Wirtschaftsform suchen müssen.

  • V
    Vanessa

    Aber Reiche zahlen doch auch mehr steuern.

    Ich meine mich zu erinnern, in einem Artikel von Ulrike Herrmann gelesen zu haben

    "Die Progression funktioniert."