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Kommentar WelternährungsgipfelLeere Bäuche, leere Stühle

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Die Abwesenheit der G8-Chefs ist beschämend. Der Hunger muss endlich zur Chefsache werden - wie der globale Klimawandel es schon ist.

W ie lässt sich der Hunger in der Welt lindern? Auf diese Frage gibt es keine einfachen Antworten. Im weltweiten Maßstab gibt es für alle Menschen genug zu essen, und selbst wo zahlreiche Menschen chronisch unterernährt sind, liegt das meist nicht an zu geringer Lebensmittelproduktion, sondern am Fehlen von Kaufkraft.

Kein Bauer der Welt verkauft seine Ware freiwillig für weniger Geld, als er selbst für Aussaat, Ernte und Transport zum Markt ausgeben muss. Wenn diese Kosten jedoch höher sind als das Einkommen, über das die Verbraucher verfügen, geht eine Seite leer aus: Entweder die Kunden können nichts kaufen und gehen hungrig nach Hause. Oder der Bauer lässt sich auf Dumpingpreise ein - und am Ende des Tages bleibt ihm und seiner Familie nichts mehr zum Leben.

Die Beseitigung des Hungers in Ländern, in denen ein Großteil der Bevölkerung am Rande der Armutsgrenze lebt oder sogar darunter, bedeutet daher nicht, mildtätig Lebensmittel auszuteilen. Es geht vielmehr um vordergründig abseitige und mühselige wirtschaftspolitische Fragen: Marktgebühren, Straßenbau, Grundsteuern, Kühltechnik, Patentrecht, Kleinsparerförderung. Neuerdings hat die Entwicklungspolitik zwar erkannt, wie wichtig die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sein kann, das aber ist keine Kleinigkeit: Es rührt an das Grundverständnis von staatlichem Handeln und an den Alltag der meisten Menschen auf der Welt.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur im taz-Auslandsressort.

Für das Verständnis solcher Zusammenhänge sind internationale Spitzentreffen wie der Welternährungsgipfel sinnvoll. Umso beschämender, dass jene Regierungen, die am meisten zu einer besseren globalen Agrarpolitik beitragen könnten, in Rom durch Abwesenheit oder drittrangige Vertretung glänzen. Die Obamas, Hus, Merkels, Browns und Sarkozys der Welt müssen dieses Thema zur Chefsache machen. Sonst kommt es nie aus der Kleintierzüchterecke heraus, wo Experten unter Ausschluss der Öffentlichkeit miteinander verhandeln - höchstens punktuell unterbrochen von Prominenten und Medien, die kurzlebige Mitleidswellen auslösen, aber den Blick auf die eigentlich geforderte politische Nachhaltigkeit verstellen.

Beim Klimawandel haben die Spitzenpolitiker das inzwischen begriffen. Der Hunger in der Welt, der eine ebenso große Herausforderung darstellt, verdient genauso viel Aufmerksamkeit.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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