Kommentar Wahlkampf in Berlin: In Berlin bleibt nur Politlotto
In Berlin hingegen bleibt dem Wähler nur Koalitionslotto. Je näher der 18. September rückt, desto klarer wird: Über den Wahlausgang wird erst viel später entschieden.
D a jubilieren SPD und Grüne. Beide haben in Bremen zugelegt. Und die CDU auf Platz drei verwiesen. Und hier in Berlin wollen sie im September genau das gleiche: Zulegen und die CDU auf Platz drei verweisen. Damit hat es sich dann aber auch mit den Parallelen.
In Bremen wusste der Wähler, was er tat. Wer für SPD oder Grüne stimmte, wählte eine rot-grüne Koalition. Rechnerisch wäre zwar auch Grün-Schwarz möglich. Aber das stand gar nicht zu Debatte. In Berlin hingegen bleibt dem Wähler nur Koalitionslotto. Je näher der 18. September rückt, desto klarer wird: Über den Wahlausgang wird erst viel später entschieden. Rot-Grün, Grün-Schwarz, Rot-Schwarz, alles wird rechnerisch wie politisch möglich sein. Und der Wähler darf beim Koalitionspoker nur zugucken.
Wenn Renate Künast nun schwärmt, ihrem Ziel, ganz vorn zu landen, näher gekommen zu sein, mag das stimmen. Es nützt ihr nur nichts. Genauso wenig wie Klaus Wowereit der erste Platz eine weitere Amtszeit als Regierender Bürgermeister garantieren würde. Da SPD und Grüne sich anders als in Bremen als größte Konkurrenten gerieren, zählt nicht der Sieg an der Urne. Ausschlaggebend wird vielmehr, wer sich rücksichtsloser bei der CDU anbiedert.
Wer als Wähler SPD und Grüne zur Zusammenarbeit zwingen will, muss versuchen, jeder Zweierkoalition mit der Union eine Mehrheit zu verbauen. Dafür gibt es rechnerisch zwei Möglichkeiten: Man muss für die Linke stimmen. Oder für die FDP. Das ist absurd. Aber wenigstens bleibt hier eine echte Wahl.
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