Kommentar Wahlen in Honduras: Jammern hilft nicht

Die Opposition weigert sich noch immer, ihre Rolle anzunehmen. Dabei hat sie gute Chancen, einen rechten Durchmarsch zu verhindern.

Studentenproteste in Honduras: „Nein zum Betrug“. Bild: reuters

Der Verdacht, dass die honduranische Rechte sich mit allen – auch illegalen – Mitteln an der Macht halten will, liegt nahe. Immerhin war der jetzige Präsident Porfirio Lobo nur im Ergebnis des Putsches gegen den linken Manuel Zelaya 2009 an die Staatsspitze gelangt und hatte seither mit Methoden regiert, die Menschenrechtler und Zivilgesellschaft in Alarmbereitschaft versetzten. Aber heißt das nun automatisch, dass der Wahlsieg seines Parteifreundes Juan Hernández, der jetzt vom Obersten Wahlrat bestätigt wurde, durch Betrug zustande gekommen ist?

Davon überzeugt ist Xiomara Castro, die Ehefrau des weggeputschten Manuel Zelaya, die bei den Wahlen am vergangenen Sonntag für die neue Partei „Libre“ angetreten war. Umfragen hatten ihr eine deutliche Führung bescheinigt – in den offiziellen Ergebnissen liegt sie rund fünf Prozentpunkte hinter Hernández. Ihr Problem: Zwar gibt es Berichte über Unregelmäßigkeiten, aber alle internationalen Beobachter, ob nun von der Organisation Amerikanischer Staaten oder der EU, bestätigen einen technisch sauberen Wahlverlauf.

So erinnert die unerschütterliche Feststellung Castros, sie sei durch Betrug um den Sieg gebracht worden, an gleichlautende Vorwürfe des Konservativen Henrique Capriles in Venezuela Anfang des Jahres oder des linken Manuel Lopez Obrador in Mexiko 2006. Beide konzentrierten sich monatelang darauf, in aussichtsloser Lage Wahlbetrug nachzuweisen und vernachlässigten darüber die eigentlichen Aufgaben einer Opposition.

Die aber sind gerade in Honduras überaus wichtig. Der neue Präsident hat keine parlamentarische Mehrheit; die Opposition hat reelle Chancen, einen rechten Durchmarsch zu verhindern. Dazu muss sie allerdings die Oppositionsrolle annehmen – so schwer das auch fällt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.