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Kommentar WaffenrechtKoalition der Schützenbrüder

Ulrich Schulte
Kommentar von Ulrich Schulte

Die Neuerungen im Waffenrecht werden mit Sicherheit keinen einzigen Amoklauf verhindern.

E s ist ein Jammer. Beim Waffenrecht geht die große Koalition so entschlossen zu Werke, als schaue sie in die Mündung einer Schrotflinte. Sie schlottert vor Angst, sucht Ausflüchte und bewegt sich in winzigen Schrittchen. Das also folgt aus der erregten Diskussion nach dem Amoklauf in Winnenden: Waffenbesitzer müssen mit unangemeldeten Kontrollen rechnen, 14-jährige Jugendliche dürfen nicht mehr mit großkalibrigen Waffen üben, und ein zentrales Waffenregister wird angelegt.

Allen beteiligten Politikern muss dabei völlig klar sein: Diese Neuerungen werden mit Sicherheit keinen einzigen Amoklauf verhindern. Ordnungsämter sind in vielen Städten heillos überlastet - ihre Beamten werden kaum Zeit für weitere Kontrollen finden: Was im Prinzip aber auch egal ist, denn ein waffeninteressierter Junge weiß im Zweifel genau, wo sein Vater den Schlüssel für den Gewehrschrank aufbewahrt. Ein Übungsverbot für Jugendliche laviert ebenso am Problem vorbei wie ein Waffenregister, das den Behörden allenfalls Vorteile bei der Strafverfolgung schafft - nachdem das Blutbad angerichtet ist.

Bis zu 30 Millionen Feuerwaffen sind in Deutschland im Umlauf, davon liegen 10 Millionen legal in Privathaushalten. Und es ist offensichtlich: Die Politik traut sich nicht, den Bürgern ihr Spielzeug wegzunehmen. Unter der Hand geben Abgeordnete offen zu, die Schützenlobby zu fürchten, die in ganzen Landstrichen das Leben von Dörfern und Städten bestimmt. Wie groß die Angst ist, zeigt das Beispiel CDU: Sie will lieber harmlose Paintball-Pistolen verbieten als großkalibrige Knarren. Mit ihrem Reförmchen vergibt die Koalition die Chance, die Durchseuchung der Gesellschaft mit Tötungsinstrumenten einzudämmen. Sie hat sich vor der Frage gedrückt, ob für Sport schwere Waffen nötig sind, die sonst nur Soldaten oder Polizisten benutzen. Anderes ist von einer Koalition der Schützenbrüder wohl nicht zu erwarten.

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Ulrich Schulte
Leiter Parlamentsbüro
Ulrich Schulte, Jahrgang 1974, schrieb für die taz bis 2021 über Bundespolitik und Parteien. Er beschäftigte sich vor allem mit der SPD und den Grünen. Schulte arbeitete seit 2003 für die taz. Bevor er 2011 ins Parlamentsbüro wechselte, war er drei Jahre lang Chef des Inlands-Ressorts.

13 Kommentare

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  • NS
    Nico Schulte

    Als "Namensvetter" möchte ich in aller Kürze bemerken, dass Herr Ulrich in seiner Wahrnehmung offensichtlich noch nicht in der Realität angekommen ist. Wie man auf so engem Raum so vielen gesetzestreuen Menschen vor den Kopf stoßen kann, ist das einzig Erwähnenswerte an diesem Beitrag.

  • D
    Dante

    Dass WaffG sollte drastisch liberalisiert werden. Mindestens auf den Stand vor 1972, als wegen der RAF Terroristen z.B. Vorderladerrevolver (ja, die stopft man mit Schwarzpulver und Bleikugeln. Terroristen schwören drauf ;-D) von AB-18 auf grüne WBK "hochgerutscht" sind.

     

    Kann mir wer ein oder zwei zivilisierte Länder nennen, die durch eine Liberalisierung mehr Probleme bekommen haben als durch eine Verschärfung (da gibts ja genug Beispiele)?

     

    Kennt hier jemand die Studie der Uni Bremen zum Thema legaler Waffenbesitz? Einsehbar z.B. hier:

    http://www.bundestag.de/ausschuesse/a04/anhoerungen/anhoerung12/stellungnahmen_sv/Stellungnahme04.pdf

     

    Oder wenigstens die Wikipedia Einträge "Waffenbesitzkarte (Deutschland)" oder "Waffenmißbrauch"? Irgendjemand?

     

    Und hallo? "Durchseuchung" der Gesellschaft? Wer so spricht, hat in Geschichte aber schlecht aufgepasst. Unglaublich!

  • BL
    Bernd Lessing

    Wes Geistes Kind ist ein Redakteur, der von einer "Durchseuchung der Gesellschaft mit Tötungsinstrumenten" spricht? Es gibt über 10 Millionen legale Waffen in Deutschland. Von diesen wurden und werden mehr als 9.999.900 NICHT für irgendwelche Straftaten und NICHT als "Tötungsinstrumente" verwendet. In Relation betrachtet sind Autos und Messer gefährlicher als Schusswaffen.

  • MK
    Martin Könemann

    Für mich bleibt die grundsätzliche Frage, ob Schießen ein Sport ist? Besonders, wenn man sich klar macht, das der Begriff Sport vom lateinischen se portare („sich vergnügen“) hergeleitet wird.

  • BW
    Bryan Wills

    Wenn man Paintball verbieten will, warum dann nicht auch direkt Schach? Und grundsätzlich sollte man auch Kindern verbieten bei "Cowboy und Indianer" aufeinander zu "schießen".

    Und natürlich auch die Egoshooter am Computer ... Ach nein ... mit denen wird ja Bruttosozialprodukt erwirtschaftet. Die müssen also erlaubt bleiben.

  • IN
    Ihr Name Stefan

    Abweichende Meinungen zu:

     

    „Jede Waffe weniger im Volk fördert die Sicherheit und wenn auch nur ein Verbrechen dadurch

    verhindert wird, ist es ein Gewinn“

    Dieser Satz viel verbreitete Satz gehört zum Standartrepertoire unserer Gutmenschen und Meinungsmachern und natürlich der politischen Kaste.

    Er ist griffig und lässt sich auch immer gut verkaufen

     

    Szenenwechsel

     

    01. März 2008, 20:34 Uhr Aus SPIEGEL-Online

     

    BESTRAFT FÜR ZIVILCOURAGE

    Mann in Berliner U-Bahn bewusstlos getreten

    Er wollte mehrere Frauen in einer Berliner U-Bahn vor den Pöbeleien eines anderen Fahrgasts bewahren. Doch seine Zivilcourage kostete einen 44-Jährigen fast das Leben: Der unbekannte Täter schlug ihn zu Boden und trat ihn brutal vor den Kopf. Der mutige Helfer musste reanimiert werden.

     

     

    Aha... Zivilcourage.. sowiso ... Recht auf Notwehr..Nothilfe..§STGB und

    Art. § GG Recht auf leben und körperliche Unversehrtheit...Klar.

    Frage: und wie soll ich mein verbrieftes Recht in Anspruch nehmen.. weil jede waffe weniger im Volk ist ja ein gewinn an Scherheit...? Alles klar... natürlich für den Täter, weil er kann sich ziemlich sicher sein ,dass sein Opfer sich nicht wehren kann...

    Langsam könnte den einen oder anderen von Ihnen jetzt der Gedanke beschleichen: ja so sei das ja auch bestimmt nicht gemeint...

    Doch genau so ist das gemeint...von den von 'Ihnen gewählten Abgeordneten, nur scheint das keinem von Ihnen so recht aufgefallen zu sein...weil Täterschutz geht vor Opferschutz das ist, auch medialer, Konsens das haben wir, ich und Sie, nämlich so gelernt.Und ja nicht wehren!

    Natürlich hebt hier sogleich Protestgeheul an..

    Denn wo kämen wir denn hin wenn Sie als unbescholtener Bürger dieses Ihr Recht in Ihe Hände nehmen würden?

    Ja genau...wo kämen wir da hin?

    Wir kämen da hin, ein Recht einzufordern und in Anspruch zu nehmen, das Ihnen und uns im GG garantiert ist: Die unversehrtheit Ihrer Person! Und Ihnen verweigert wird , von einer selbstgefälligen , zynischen, menschverachtenden Kaste von

    Politikern und deren Handlangern, den Speziallisten für Gehirnwäsche... unseren Medien.

    Niemand redet hier von Selbstjustiz..schliesslich geht es hier auch nicht um Ihre Rache, Verurteilung oder Bestrafung des Täters sondern einzig

    einen rechtswiedrigen, gegenwärtigen Angriff auf das Rechtsgut Ihres Lebens und der körperlichen

    Unversehrtheit zu beenden. Der Rest ist Sache der Justiz

     

    Derweil bewegt sich unsere Kaste von Politikern, mit einem Kordon von Sicherheiskräften umgeben , durchs Land:

     

     

    Politiker auf der Flucht, Demokraten ausgeladen

     

    von Ulf Poschardt, Stellvertretender Chefredakteur der WELT am SONNTAG

    02.05.2009 - 16.00 Uhr

    "In Berlin gibt es keine No-go-Areas"

    „Zwei Tage vor dem 1. Mai traf sich ein Reporter der „B.Z.“ mit dem Berliner Innensenator Ehrhart Körting zu einem Gespräch in einem Lokal in Friedrichshain, einem Bezirk im Osten, der zügig saniert auch dem bürgerlichen Milieu attraktiv gemacht wurde. Zuletzt gab es dort Attacken auf Restaurants, die von Touristen, aber auch den gut verdienenden Zugezogenen besucht wurden. Die linksradikalen Blockwarte, die sozial saubere Kieze erträumen, in denen sich am besten keine Mercedes-Fahrer oder Sushi-Esser blicken lassen, sollten vertrieben werden. Deshalb wurden deren vermeintlich statusorientierte Fahrzeuge in Brand gesetzt.

    Unter anderem darüber wollte der Kollege mit Körting sprechen, als sich ein Dutzend grimmig dreinblickender, schwarz gekleideter vermeintlicher Gewalttäter in der Nähe des Restaurants sammelten und auf den Innensenator zeigten, bis dieser sich zur Flucht entschied. Behütet von den Personenschützern eilte er, sichtlich erregt, wie sich der Reporter erinnert, in den gepanzerten Dienstwagen. Der Innensenator, der gern betonte, dass es keine No-go-Area in Berlin gibt und keine rechtsfreien Zonen, floh vor jenem Mob, der Argumente durch Sachbeschädigung und – wie in diesem Fall – durch Androhung körperlicher Gewalt ersetzt.“

     

    Ups.... behütet von Personenschützern?.. Klar, die sind bewaffnet..

    Wir erinnern uns: „Jede Waffe weniger ist ein Gewinn an Sicherheit...“?

    Entschuldigung.. das gilt aber hier nicht.. schliesslich handelt es sich hier um einen Politiker

    Genau: Der hat seinen Personenschutz und Sie als U Bahn Fahrer Ihre Zivilcourage

    Und .....wie lange wollen Sie das noch mit sich machen lassen?

  • MK
    Michael König

    Natürlich zittern die Politiker vor der "Waffenlobby". Es sind nämlich ihre Wähler.

    Spätestens an dem Tag, an dem die Politiker ihre Wähler nicht mehr fürchten, werden die Waffen gebraucht.

     

    O.K., mal im Ernst: Hier wird der Wähler als Lobbyist dargestellt. Gehts noch ?

  • HK
    Hans Kempner

    Diesem Kommentar kann man eigentlich nur in einem zustimmen: Verschärfungen beim Waffengesetz werden keinen Amoklauf verhindern, denn man laviert am Problem vorbei.

     

    Ansonsten gings ja wohl kaum noch polemischer, oder?

    Unsere Gesellschaft ist von Tötungsinstrumenten "durchseucht", ach du liebs Herrgöttle!

     

    Und die böse Schützenlobby, die in ganzen Landstrichen das Leben bestimmt ... Herr Schulte, leben sie eigentlich auf dem gleichen Planeten?

     

    Wahr ist, die geplante Reform wird Geld kosten, Geld von Bürgern und von Behörden, das anderswo besser angelegt wäre - nämlich um die wirklichen Ursachen der Amokläufe. Geld, das fehlt, um sich um Kinder und Jugendliche zu KÜMMERN.

     

    Wie sie selber schreiben, sind vermutlich 20 Millionen illegale Waffen in Deutschland im Umlauf, davon ein Gutteil in der Hand von Kriminellen, die sich um das Waffenrecht überhaupt nichts scheren.

    Denen wird man ihr "Spielzeug" nicht wegnehmen können, obwohl mir diese "Durchseuchung" mehr Sorgen bereitet als die legalen Waffen - immerhin werden 97% der Straftaten mit Schusswaffen mit diesen illegalen Waffen begangen.

     

    Die unbescholten Bürger sollen aber ihre Freizeitbeschäftigung in den Wind schreiben. Bürger, die aufgrund dieses Hobbies mindestens alle drei Jahre von der Behörde auf ihre Unbescholtenheit überprüft werden.

     

    Nun, die Politik scheint nun die Tatsachen wenigstens zum Teil zur Kenntnis zu nehmen.

    Das ist offensichtlich in Ihrer Zeitung nicht der Fall.

  • TB
    Thomas Büttner

    Seit den tragischen Ereignissen von Winnenden werden mehr als 2,1 Millionen Sportschützen, Jäger, Waffensammler und sonstige Legalwaffenbesitzer in Deutschland unter Generalverdacht gestellt, als "Waffennarren" bezeichnet und als potentielle Gefahr für die Sicherheit in Deutschland dargestellt. Während praxisnahe Fachleute von Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern immer wieder betonen, daß Legalwaffenbesitzer keinerlei Gefahr für die innere Sicherheit darstellen, melden sich täglich thematisch inkompetente und praxisunerfahrene Politiker mit immer neuen Diffamierungen und realitätsfernen Forderungen gegen Legalwaffenbesitzer zu Wort. Viele Medien bieten diesen rein ideologischen geprägten Kampagnen eine Plattform, bei der Sachlichkeit und Ausgeglichenheit zu vermissen sind.

     

    Die Legalwaffenbesitzer in Deutschland haben es weder nötig, sich zu verstecken, noch sich mit realitätsfremden Einschränkungen in der Ausübung ihres Sports und ihrer Interessen immer mehr behindern zu lassen. Müssen Zahlen und Fakten in diesem Land vor dem populistischen Medienrummel um Einzelfälle zurückstehen? Zählen Emotionalität und die hemmungslose Durchsetzung gesellschaftspolitischer Visionen durch Verordnungen und Verbote mehr als die Realität, die sich in nüchternen Fakten und Statistiken widerspiegelt?

     

    In Deutschland werden 97 % aller Schußwaffendelikte mit illegalen Waffen begangen !

     

    Nur 3 % aller Schußwaffendelikte werden mit legalen Waffen begangen. Das heißt nicht, daß diese Delikte mit Legalwaffen auch von den Eigentümern dieser legalen Waffen begangen werden, denn dazu zählen auch gestohlene Waffen aus Privat- und Staatsbesitz, die von Verbrechern mißbraucht werden. Und zu diesen 3 % zählen auch Taten, die von staatlichen Waffenbesitzern begangen werden. Warum widmen sich unsere Politiker also weiteren Einschränkungen bei legalen Waffen, die in der Kriminalitätsstatistik nur ein verschwindendes Randthema darstellen? Selbst wenn es keine privaten Waffen mehr geben würde, würde dies die Schußwaffendelikte also kaum verringern. Das Gegenteil ist der Fall, wie z.B. das Beispiel Großbritannien zeigt:

     

    Seit dem fast vollständigen Privatwaffenverbot in Großbritannien haben die Schußwaffendelikte dort um fast 100 % zugenommen !

     

    Nach dem Amoklauf an einer Schule in Dunblane 1996 wurde in Großbritannien der private Waffenbesitz fast vollständig verboten. Seitdem haben Schußwaffendelikte um fast 100 % zugenommen. Tageswohnungseinbrüche trotz Anwesenheit der Bewohner sind an der Tagesordnung. Waffengewalt unter Jugendlichen und zwischen Jugendbanden ist alltäglich geworden. Das Privatwaffenverbot hat also nicht nur nichts bewirkt, sondern hat zum genauen Gegenteil geführt, denn Straftäter wurden durch das restriktive Waffengesetz nicht entwaffnet. Da nur die gesetzestreuen Bürger entwaffnet wurden, haben Verbrecher nun keinerlei Risiken mehr zu befürchten.

     

    Strengere Waffengesetze entwaffnen keine Verbrecher, sondern ausschließlich gesetzestreue Bürger, die legal im Besitz von Waffen sind !

     

    Deutschland hat heute bereits eines der strengsten Waffengesetze Europas und der Welt. Seit Anfang der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde das bis dahin sehr liberale Waffenrecht in Deutschland immer weiter verschärft. Seitdem haben bewaffnete Straftaten (mit illegalen Waffen) permanent zugenommen. Gewalt und Kriminalität - gerade unter Jugendlichen - haben permanent zugenommen. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, hat für alle gesetzestreuen Bürger immer weiter zugenommen. Und dies alles trotz immer weiter verschärfter Waffengesetze.

     

    Wenn Waffen die Ursache für Straftaten sind, dann sind Kugelschreiber auch die Ursache für Rechtschreibfehler !

     

    Menschen sind die Täter und nicht etwa die Waffen. Nicht Waffen waren die Ursache für Amokläufe, sondern die psychischen Störungen der Täter. Frustration, Schulstreß, mangelnde Aufmerksamkeit, fehlende Zuwendung und Anerkennung, nicht mehr vermittelte Werte, Abstumpfung durch die Alltäglichkeit von Gewaltdarstellungen in den Medien, Realitätsverlust durch die Flucht in virtuelle Gewaltwelten ... die Liste der Ursachen und Auslöser für Amokläufe oder Gewalttaten gerade von Jugendlichen ließe sich noch deutlich verlängern. Waffen sind immer nur Mittel zum Zweck, aber weder Ursache noch Auslöser für ein derartiges Verhalten.

     

    Kein noch so strenges Waffengesetz wird künftige Amokläufe verhindern oder die Anzahl der Schußwaffendelikte in Deutschland verringern !

     

    Diese einfache Tatsache muß ganz einfach auch einmal offen gesagt werden. Tatsachenverdrehende, ideologisch geprägte Diffamierungskampagnen gegen Waffenbesitzer tragen nicht dazu bei, das Vertrauen in den Staat und die Unabhängigkeit der Medien zu stützen. Die Tat von Winnenden wurde nicht von einem Legalwaffenbesitzer begangen, sondern von einem offensichtlich psychisch gestörten Einzeltäter. Daß sein Vater als Legalwaffenbesitzer dabei gegen bereits bestehende gesetzliche Regelungen verstossen und damit die Ausführung der Tat begünstigt hat, zeigt nur, daß die bestehenden Gesetze vollkommen ausreichen. Es wird immer und überall Einzelne geben, die sich nicht an bestehende Gesetze halten. Genausowenig wie sich aus den kriminellen Machenschaften einzelner Politiker ein Generalverdacht gegen alle Politiker ableiten läßt, kann aus dem Fehlverhalten einzelner Legalwaffenbesitzer, das nachweislich verschwindend gering ist, ein Rückschluß auf die Gesamtheit der Waffenbesitzer in Deutschland abgeleitet werden.

     

    Das Fehlverhalten einzelner Personen darf nicht zum Anlaß genommen werden, Millionen gesetzestreuer Bürger weiter in ihren Rechten einzuschränken !

     

    Im Jahr 2007 wurden in Deutschland bei alkoholbedingten Unfällen im Straßenverkehr fast 600 Menschen getötet und 7.400 Menschen schwer verletzt. Werden deshalb private Autofahrten verboten? Wird deshalb Alkohol verboten? Kein Politiker käme auf eine solche Idee. Im gleichen Jahr wurde 164 mal eine Schußwaffe bei einem Tötungsdelikt eingesetzt, dabei kam - wenn wir von den oben aufgeführten 3 % verwendeten Legalwaffen ausgehen - also bei nicht einmal 10 Delikten eine Legalwaffe zum Einsatz. Trotzdem sind publikumswirksame und durch Medien ausgeschlachtete Taten einzelner Straftäter für Politiker offensichtlich ein Grund, Millionen von Legalwaffenbesitzern zu diffamieren und in ihren Rechten einzuschränken.

     

    Nur ein liberales Waffenrecht ist Ausdruck eines wirklich freiheitlichen und demokratischen Staates !

     

    Je totalitärer ein Staat organisiert ist, desto restriktiver sind seine Waffengesetze. Egal ob im feudalistischen Mittelalter, im Dritten Reich, der DDR oder im sonstigen ehemaligen kommunistischen Ostblock: Totalitäre Staaten und Regierungen lassen so wenig legalen Waffenbesitz bei Sportschützen, Jägern oder Sammlern zu, wie möglich. Je liberaler ein Staat ist, je mehr Vertrauen eine Regierung ihren normalen, gesetzestreuen Bürgern entgegenbringt, desto liberaler sind auch die Waffengesetze gestaltet. Mangelndes Vertrauen in das Volk, überwachungsstaatliche Tendenzen und zunehmende Einschränkungen der bürgerlichen Freiheitsrechte gehen immer und zuerst einher mit strengeren Waffengesetzen und Einschränkungen des privaten Waffenbesitzes. Ein Staat, der Loyalität und Vertrauen von seinen Bürgern erwartet, muß zuallererst einmal den Bürgern gegenüber Loyalität und Vertrauen entgegenbringen.

     

    Schweizer Selbstverständnis: "Waffentradition ist Ausdruck des freiheitlichen Bürgerstaates !"

     

    An dieser Stelle sei aus einer Rede des Schweizer Bundesrates Ueli Maurer von Anfang 2009 zitiert, die das Staatsverständnis eines Politikers der stabilsten und sichersten Demokratie in Europa widerspiegelt:

     

    "Der Schweiz ist das Oben und Unten anderer Länder fremd: Kein Adelsstand, keine Beamtenelite, kein Berufsoffizierskorps prägte unsere Geschichte, verkörperte den Staat und vertrat oder vertritt ihn obrigkeitlich gegenüber dem Bürger, Soldaten und Steuerzahler. Aus diesem Grund brauchte sich unsere Regierung nie von einer bewaffneten Bürgerschaft zu fürchten, denn Bürgerschaft und Regierung sind eins. Dass dagegen Zwangsstaaten dem Bürger keine Waffen zugestehen, ist nicht verwunderlich; ein Alleinherrscher will nur seine Getreuen Waffen tragen lassen.

     

    Das Modell Schweiz ist anders, es ist demokratischer, es ist freiheitlicher. Es gibt keinen Gegensatz Staat – Bürger. Der freiheitliche Staat, das ist unser gemeinsames Projekt. Der Staat, das sind die Bürger. Wir Bürger, wir sind der Staat. Wir, das Volk, wir sind der Souverän. Und deshalb ist es gar nicht anders möglich, als dass der Souverän auch die Waffen trägt ... Wer jetzt einwendet, der bewaffnete Bürger sei gefährlich, sei ein Risiko, der spricht ihm die Selbstverantwortung ab. Und konsequent weitergedacht führt dieses Misstrauen gegenüber dem Volk in den totalen Verbots- und Verwaltungsstaat.

     

    Wer dem Bürger die Waffe wegnimmt, der zeigt ihm so seine Unmündigkeit an. Der Staat übernimmt die Vormundschaft. Und diese wird sich bald nicht mehr allein auf die Waffenfrage erstrecken ... Weshalb soll ein unmündiger Bürger an der Urne über die Geschicke unseres Landes befinden können? Die Entmündigungsspirale stoppt nicht bei der Volksentwaffnung."

     

    Unsere Politikern sind aufgefordert, sich um die Bekämpfung der tatsächlichen Ursachen von Gewalt und Kriminalität zu kümmern!

     

    Politiker und Medien sollten sich nicht um die Diffamierung und gesetzliche Drangsalierung der nachweislich gesetzestreuen Legalwaffenbesitzer, sondern um die Beseitigung der tatsächlichen Ursachen kümmern, die zu einer Gesellschaft geführt haben, in der Gewalt alltäglich geworden ist:

     

    - Konsequente Ahndung von Gewaltdelikten, gerade schon bei Jugendlichen beginnend: Nur wenn hier frühzeitig auch harte Maßnahmen ergriffen werden, setzt bei ihre Grenzen austestenden Jugendlichen ein entsprechender Erziehungseffekt ein. Hier sind klare Signale zu setzen, daß Gewalt und Straftaten in unserem Land nicht geduldet werden. Dieselbe Konsequenz ist selbstverständlich auch bei erwachsenen Straftätern anzuwenden. Hierzu sind keine schärferen Gesetze notwendig, sondern nur die konsequente Ausschöpfung der heute bereits vorhandenen gesetzlichen Möglichkeiten.

     

    - Keine exzessive Gewaltdarstellung in den Medien: Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2002 enthalten fast 80 % aller Sendungen Gewaltdarstellungen, und dieser Prozentsatz dürfte sich seitdem kaum verringert haben. Gewalt wird alltäglich und führt so zur Abstumpfung. Muß es sein, daß ein Jugendlicher bis zum Erreichen des Erwachsenenalters bereits tausende von Morden und zigtausende von Gewaltdarstellungen gesehen hat? Die gleichen Medien, die Legalwaffenbesitzer diffamieren, verdienen ihr Geld mit der permanenten Darstellung von Gewalt, die noch dazu teilweise zu Selbstzweck mancher Filmmachwerke verkommen ist.

     

    - Vermittlung eines Werteverständnisses: Nur wenn Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, Werte wie soziale Verantwortung und Respekt im Umgang miteinander vermittelt werden, kann sich auch ein Bewußtsein für Recht und Unrecht entwickeln.

     

    - Soziale Integration von Jugendlichen: Die frühzeitige soziale Einbindung von Jugendlichen in eine intakte Familie und in außerfamiliäre Institutionen wie Vereine - dazu zählen gerade auch Schützenvereine - ist zu fördern. Eine solche Integration führt zur Erfahrung von gewaltlosen Konfliktlösungen, zur Übernahme von Verantwortung, zum Respekt vor anderen und zum Verständnis von Gewaltlosigkeit im Umgang miteinander.

     

    - Konsequente Bekämpfung des illegalen Waffenhandels: Nach polizeilichen Schätzungen sind in Deutschland doppelt so viele illegale Waffen wie legale Waffen im Umlauf. Nachdem 97% aller Schußwaffendelikte mit illegalen Waffen begangen werden, ist hier der eigentliche Ansatzpunkt für mehr Sicherheit in unserem Land. Aber es ist für Politiker natürlich leichter, den nicht deliktrelevanten legalen Waffenbesitz einzudämmen als den illegalen Waffenhandel zu bekämpfen.

  • S
    sescher

    Die Faszination am Schießen kann nur verstehen, wer es mal probiert hat.

    Alles anderen sollten doch bitte mal das Maul halten, und sich in Toleranz üben.

  • S
    S.H.

    "die Durchseuchung der Gesellschaft mit Tötungsinstrumenten"

    Eine bodenlose Frechheit! (für dem Schießsport ist es ein Sportgerät, oder ist ihr Küchenmesser oder Auto automatisch auch ein "Tötungsinstrument", weil man es dafür zweckentfremden kann ?)

     

    Der gesamte Artikel ist unsachlich und beleidigend!

     

    Man sollte sich vor Augen führen, dass nur bei EINER von 15384 Straftaten, die mit einer erlaubnispflichtigen Waffe begangen wurde, eine Legalwaffe im Spiel war.

    Der Restlichen 15383 wurden ausschließlich mit illegalen Schusswaffen begangen! (Statistik von BKA)

     

    In England sind nach einen nahezu kompletten Schusswaffenverbot die Schusswaffendelikte nach kürzester Zeit um 100% gestiegen!

     

    Warum versucht man immer den Sportschützen ihre Sportgeräte wegzunehmen ... dazu habe ich zwar keine Statistik, aber ich wette es kommen im Jahr viel mehr Leute durch Ski fahren oder ähnlich sportarten um (auch Unbeteiligte) warum wird nicht das verboten .. es ist nicht unbedingt notwendig, dass Leute mit Ski einen Berg runterfahren und damit sich und andere gefährden, oder?

     

    Ein letztes Wort zu Großkaliber und Kleinkaliber Waffen:

    Bei solch einen schrecklichen Szenario wie Winnenden ist es egal ob GK oder KK, für ungeschützte Menschen ist beides tötlich, wobei hier von KK Waffen eher eine größere Gefahr ausgeht, da sie sehr viel leichter zu kontrollieren sind und sich damit schnellere, präzisere Schussfolgen erzielen lassen.

     

    Ein wenig mehr Objektivität, würde so manchen Diskussionen momentan gut tun.

    Man darf nicht vergessen, dass Gesetze nicht nach dem "Gefühlsprinzip" einzelner gemacht werden dürfen und sollten. (Ein "Alle Schusswaffen sind böse!" kann und darf nicht für ein Verbot ausreichen, genauso wie es nicht rechtens wäre X Millionen legal Waffenbesitzer, für das Fehlverhalten eines einzelnen zu bestrafen)

  • RB
    Robert Barth

    Sie schreiben das absolut richtig, Herr Schulte: Den Bürgern ihr Spielzeug WEGNEHMEN. Tatsächlich frage ich mich, wie Sie auf die Idee kommen, man müsse Millionen von Bürgern etwas wegnehmen, weil ein oder zwei offensichtlich geistesgestörte Menschen andere umgebracht haben? Wie kommen Sie darauf? Wegnehmen, Verbieten, Verschärfen, Einschränken. Beschränken, Reglementieren, Reglulieren, Abschaffen.

    Je weniger Leben, umso sicherer.

    Prima, Herr Schulte. Hätten Sie wie ich als aktiver und umfassend interessierter Bürger die Entwicklung der letzten 20 Jahre aufmerksam wahrgenommen, mit all ihren "Abschaffungen von Bürgerfreiheit", von infamer Kriminalisierung völlig harmloser (Freizeit-)Beschäftigungen (ich meine jetzt nichts was mit Waffen zu tun hat), dann würden sie augenblicklich vor Scham im Boden versinken wollen, ob Ihres "Kommentars". Der in mir einen gradezu bedrohlichen Eindruck hinterlässt.

    Und mich traurig stimmt. Traurig darüber, dass Menschen wie Sie sich berufen fühlen, auch die Gelegenheit erhalten (und möglicherweise sogar ihren Lebensunterhalt damit bestreiten), über die Vorstellungen und Vorlieben von Millionen Ihrer Mitmenschen öffentlich solche Kommentare abzugeben, so zu Urteilen. Wer sind Sie denn, dass Sie sich solches anmaßen? Ich sage Ihnen ganz offen: Leute wie Sie machen mir weit mehr Angst als 1000 legale Waffenbesitzer. Letztere sind überprüft, durchleuchtet, abkassiert und in höchstem Maß überwacht. Leute wie Sie offensichtlich nicht.

    Das macht mir wirklich Angst. Angst auch um meine Kinder. Die in einer Welt werden Leben müssen, in denen Menschen wie Sie sich zu entscheiden/kommentieren für berufen halten, was für Millionen andere gut ist und was WEGGENOMMEN werden soll.

    Mir ist das entscheidend zu viel Selbstüberschätzung. Das macht mir wirklich Angst.

     

    Robert Barth, Neu-Ulm

  • L
    Liberal

    Ich bin z.B. so einer vor dem die Politiker Angst haben. Ihr von der TAZ sagt nicht die Wahrheit über Waffenliebhaber. Aber ich sage die Wahrheit, und vor der Wahrheit haben Politiker immer mehr Angst.

    Ich sage die Wahrheit allen Waffeninteressierten, beeinflusse sie, rate immer von sozialistischen Ideologien ab, egal von rechts oder von links.