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Kommentar: WaffenlobbyVolksbegehren gegen Waffenlobby

Ingo Arzt
Kommentar von Ingo Arzt

Für die meisten Waffenbesitzer ist das Schießen ein Hobby, trotzdem finden Amokläufe vor allem in Ländern statt, die leichten Zugang zu Waffen bieten. Ein Verbot würde helfen.

W ie lebt es sich so in einem Land, in dem es allein 10 bis 12 Millionen legale Pistolen, Revolver, Flinten oder Gewehre gibt, meist in privaten Haushalten? Die Rede ist natürlich von Deutschland. Die Amokläufer von Erfurt und Winnenden bedienten sich dieser Waffen, beide waren Sportschützen - und absolute Ausnahmen: Die allermeisten Knarrenbesitzer haben damit noch nie ein Verbrechen begangen und werden das wohl auch nicht. Sie haben schlicht ein Hobby.

Ist die Bevölkerung aber nun bereit, dieser kleinen Minderheit das Recht auf ihren Freizeitspaß zu gewähren, obwohl er große Gefahren für alle birgt? Die Politik traut sich aus Angst vor den gut organisierten Schützenverbänden nicht, Waffen zu verbieten. Folgerichtig haben betroffene Bürger das Verfassungsgericht angerufen. Man könnte es auch direkter machen: in einer Volksabstimmung. Bundesweit noch nicht möglich, aber definitiv nötig.

Die Schützen müssten dann erklären, warum man nicht auch mit Druckluftwaffen sporteln kann. Dabei werden Konzentration und Präzision genauso trainiert. Aber da fehlt dann vermutlich der Rums, das Gefühl von Macht - je größer das Kaliber, desto geiler.

Schon klar: Gewaltprävention an Schulen, in der Gesellschaft und Schutz vor Amokläufen bedarf weit mehr als nur eines klaren Verbots privater Waffen. Es ist nur ein Schritt. Aber er wäre leicht zu gehen und würde bei der Polizei Personal freisetzen, das den Kampf gegen die Millionen im Umlauf befindlicher illegaler Waffen aufnehmen könnte.

Und er wäre wirksam: Die meisten der weltweit 72 Amokläufe an Schulen zwischen 1996 und 2009 fanden in Ländern mit leichtem Zugang zu Waffen statt - traurige Spitze sind die USA mit 51. Wenn die Schützenverbände ihre Argumente nicht nur in parlamentarischen Unterausschüssen vortragen müssten, um ein schärferes Waffenrecht zu torpedieren, kommen sie vielleicht schneller zum Nachdenken: Weil sie Waffen verbieten wollen, werden Eltern der Opfer von Winnenden mit Schmähanrufen bis hin zu Morddrohungen überzogen.

Dem viertgrößten Sportverband des Landes, dem Deutschen Schützenbund, fällt dazu nichts Besseres ein, als angesichts der Verfassungsbeschwerde von "Volksverhetzung" zu sprechen. Statt beschämt den eigenen Mitgliedern die Leviten zu lesen.

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Ingo Arzt
ehem. Wirtschaftsredakteur
Beschäftigte sich für die taz mit der Corona-Pandemie und Impfstoffen, Klimawandel und Energie- und Finanzmärkten. Seit Mitte 2021 nicht mehr bei der taz.
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15 Kommentare

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  • H
    horst

    der streit über diese thematik ist ein gutes beispiel dafür wie politik funktioniert. es geht nicht darum aufgrund von argumenten die vernünftigste lösung für alle zu finden, sondern um die durchsetzung der interessen von gruppierungen. forderungen werden dann auch noch mit emotionen und desinformationen untermauert. was bezüglich waffen aufgrund von daten, fakten und gestzmässigkeiten vernünftig wäre liegt wohl auf der hand (vermehrtes auftreten von amokläufen in ländern mit "liberaler" waffenpolitik). befürworter würden wohl auch noch (pseudo)argumente dafür finden, warum sie langstreckenraketen im vorgarten stationieren müßten.

  • D
    dummycontry

    Das Probelm mit den Waffengegner ist meistens das Sie auch glauben das Zitronenfalter Zitronen falten.

     

    Weil sogenannte Experten meinen sie haben die Weisheit mit Löffeln gefressen dabei waren sie Opfer eines Mörder, und immer schön selektieren wer mit was getötet wurde.

    Legale Waffe = Böse alles verbieten ....

    Vergewaltiger und Kinderschänder wird Freigang eingeräumt, weil die Gesellschaft es aushalten soll.

     

    Wenn nicht so ernst wäre könnte man lachen.

     

    Informiert euch mal wiewenig mit Waffen von Sportschützen und Jägern passiert.

    Mal beim BKA und geprüfte Quellen nutzen, nicht nur alles nachblabern. (WWW.BKA.DE)

    Ist im promillebereich.

     

    Wird sowieso nicht freigeschaltet.

    Ist ja die Wahrheit und kein Panik mache.

  • H
    Hayek

    Verbieten. Verbieten. Verbieten.

    Mehr hat die taz nicht drauf?

  • BL
    Bernd Lessing

    Stefan schrieb:

     

    "... zumal davon KEINE Freiheitsrechte betroffen sind."

     

    Genau! In Deutschland gibt es nämlich kein Recht auf Waffenbesitz. Und wo wir schon dabei sind: In Deutschland gibt es auch kein Recht auf den Besitz eines Autos, kein Recht zum Rauchen in der Öffentlichkeit, kein Recht auf Flüge in den Urlaub etc. pp.

     

    Was immer Sie unter Freiheit verstehen - mein Verständnis ist, dass der Mensch solange tun und lassen kann, was er will, wie er andere nicht schädigt. Das Verwenden einer Waffe zum Verletzen oder Töten eines Menschen steht daher zu Recht unter Strafe - für das Verbot des Waffenbesitzes liefert es jedoch keine Begründung. Sie könnten genauso gut den Besitz eines Autos verbieten. Sachliche Argumente liefern die gut 5.000 Verkehrstoten jedes Jahr allemal.

  • S
    Stefan

    Tja, irgendwie hat sich die große Mehrheit der Kommentatoren gerade ziemlich deutlich offenbart... Ihnen geht's nämlich gerade nicht um das SPORTGERÄT sondern tatasächlich um die WAFFE und damit um den ganzen verachtenswerten Scheiß, der damit transportiert wird: Machismo, zwischenmenschliche Hierarchie, Präferenz für gewaltsame Konfliktlösungsstrategien, simples Weltbild: die Verlängerung der grundsätzlichen Frage: vor oder hinter dem Lauf? in das Alltagsleben hinein; dazu paranoide Befürchtungen, denn so eine Waffe bringt halt wie jeder Gegenstand seinen Bedarf mit sich...

    Und was die Amokläufer angeht: ganz klar, es handelt sich um ein komplexes Phänomen, wo zahlreiche Faktoren wirken. Einen davon zu beseitigen kann schon viel helfen, zumal davon KEINE Freiheitsrechte betroffen sind.

  • L
    LWB

    Wenn die Regierung 4 - 5 Mrd. EUR (woher???) in die Hand nähme und alle zuvor lizenzierten Privatwaffen zu durchschnittlich 500 EUR aufkaufen würde, wer garantiert Ihnen denn, dass den Kindern nicht tags darauf so etwas passiert:

     

    http://www.welt.de/vermischtes/article7388045/Mann-sticht-28-Kinder-in-Kindergarten-nieder.html

     

    Oder gar so etwas http://de.wikipedia.org/wiki/Woo_Bum-kon - soll die Polizei auch gleich alle Waffen strecken?

     

    Schießsport mit Großkaliberwaffen ist eine weitere anspruchsvolle Ausgestaltung des Sports - Motorsport umfasst ja auch nicht nur Go-Karts sondern eben auch die Formel 1.

    Soll das sinnlose herumgefahre, das zum Rasen animieren kann dann ebenso abgeschafft werden?

    Vielleicht wollen wir die Motorrad-Chopper verbieten damit es keine bösen Rockerclubs mehr gibt?

     

    Warum wird zudem der defensive und gerechtfertigte Einsatz von Waffen in der Presse nie lobend erwähnt, wenn dadurch eine beträchtliche Schädigung akut abgewendet wurde?

  • A
    A.Wesker

    Ingo ?Wer? , ist bestimmt mal als Kind aus der Schülerzeitung ATZE geflogen:-) . Er sollte mal zum Arzt , der muss mal wach gemacht werden damit er nicht Tatsachen verwechselt

  • A
    A.Wesker

    die Minderheit sind im Deutschland ca 4 Millionen gesetzestreue Bürger! mit Familienangehörgige ist die Minderheit eine Gruppe von ca 8 Millionen mündigen Wählern. Die allesamt nicht vorbestraft sind , arbeiten gehen und regelmäßig überprüft wird. wer kann das schon von sich behaupten?

  • I
    Icke

    Volksentscheide machen erst Sinn, wennbeide Seiten die Möglichkeit haben ihre Argumente vorzubringen. Diese hätten Freizeitschützen wohl kaum. Es werden stets die Amokläufe an Schulen gebracht um ein Waffenverbot zu begründen. Davon wären dann natürlich auch Jäger betroffen sobald ein Jäger Amok läuft. Damit ist dann sichergestellt, daß alle sicher sind und gut. Soweit die Theorie. Fast 100% der Ehrenmorde mit Schußwaffen oder Auseinandersetzungen zwischen Migranten geschah mit illegalen Schußwaffen. Ich wohne in berlin-Neuköln. Hier eine Pistole zu bekommen ist wie ein Grbrauchtfahrrad zu kaufen. Wenn man anfängt Minderheiten ihr unsinniges Hobby zu verbieten, dann ist bald alles verboten. Interessant ist wie jetzt statt eines bundesweiten Volksentscheides plötzlich allerlei Interssensgruppen Entscheide nur zu bestimmten Themen, ohne die Aufhebung der Medienvorteile bestimmter Gruppen und ohne ausgearbeitete Regelungen der Abläufe und eines passenden Zeitpunktes(z.B. am Wahltag) zu "Abstimmungen" aufrufen. Hier geht es nicht um echte Demokratie hier geht es um den Mißbrauch von demokratischen Mitteln deren Anwendung erst etwas genauer Ausgearbeitet werden muß. Hätten die in linken Kreisen wegen ihres nur in Teilen existierenden Klischees der Vereinsmeierei und vermeintlichen "rechten" Gesinnung so verhassten Schützen die Möglichkeit ihre Argumente und kriminalistische Tatsachen vorzutragen, dann wäre eine Abstimmung wohl ziemlich offen. Bei fehlender Möglichkeit Argumente vorzutragen wären letztendlich die Leute mit mehr Geld und mehr Medieneinfluss oder Medienbesitz die Sieger. Genau diese Tatsache wollen die Schützengener nützen.

  • A
    Atan

    Nun denn, Volksbegehren gegen Motorradfahren und Radrennfahrer auf Strassen ließen sich vermutlich auch gut organisieren, denn auch die findet die überwiegende Mehrheit vermutlich lästig und dazu fordern diese Freizeitspässe jährlich mehr Opfer als sämtliche Amokläufe in der Geschichte des Landes.

    Die Frage, was der eine Teil des Volkes der anderen verbieten möchte, wäre also ein permanenter Meinungswettstreit, der vermutlich im Angiften aller gegen alle endete und eine sehr zweifelhafte Verengung des demokratischen Plebiszits auf das "Verbieten" bewirken würde.

    Zudem wird im Kommentar eine ziemlich naive Illusion geweckt: die 10 bis 12 Millionen Waffen ließen sich quasi per Zauberhand weghexen. Ausgerechnet, was bei Drogen, Dopingmitteln, etc. nie verwirklichen liess, würde sich bei Waffen, einem der am stärksten regulierten Gegenstände, so einfach realisieren lassen?

    Schon heute werden 99% der Schusswaffenverbrechen mit illegalen Waffen begangen, lieber also ein streng reguliertes Ventil für Waffennarren mit allmählicher Verringerung des Bestandes als eine massenhafte, nicht beherrschbare Illegalisierung. Eine sehr blauäugige "gutgemeinte" Radikalreform!

  • S
    Sebastian

    Man braucht nicht die ganzen Waffenbesitzer die ihre Waffen legal nutzen hetzten. Man sollte mal anfangen die ganzen illegalen Waffen zu beschlagnahmen. Und die Gesetze auch mal am ersten Mai und anderen Demonstrationen durchsetzen. So ein Brandsatz welcher gerne von Linken benutzt wird ist auch nicht ungefährlich, siehe Athen.

     

    Außerdem finde ich nichts verwerfliches daran das sich der normale Bürger wehren muss, die Situation mit Migrantengangs wird sicher nicht besser werden. Und auch das Eigentum muss vor Randalierern geschützt werden. Und wer dann dabei umkommt hat's nichts anderes verdient.

     

    Der Staat ist zu schwach, die Polizei zu lasch. Wie soll man sich denn dann sonst noch wehren?

  • A
    Aldinger

    " Die Amokläufer von Erfurt und Winnenden bedienten sich dieser Waffen, beide waren Sportschützen - und absolute Ausnahmen" -

    und vor allen absoluter Quatsch, Tim K. war in der Tennismannschaft und nicht im Schützenverein.

     

    "Aber da fehlt dann vermutlich der Rums, das Gefühl von Macht - je größer das Kaliber, desto geiler"-

    hier spricht mal wieder einer, der warscheinlich selber von Macht über andere träumt, kein Schütze empfindet so für sein Sportgerät, da zählen Präzision und Händling, ggf. bei historischen Stücken der Erhaltungszustand und die Geschichte.

     

    Aus Herrn Arzt spricht hir nur Intolleranz und der Bedürfniss anderen seine Weltsicht aufzuzwingen.

  • W
    wauz

    Falsche Rechnung

     

    Ingo Arzt geht davon aus, dass das Stattfinden von Amokläufen allein vom Vorhandensein von Waffen abhängt. Nun leuchtet die Argumentation erst einmal ein, dass ich mit meinem Küchenmesser niemanden totschießen kann. Trotzdem sollte gerade das Beispiel USA zeigen, dass die Rechnung nicht aufgeht. Wenn man die Verbreitung von legalen Waffen mit der Gewaltkriminalität in Deutschland ins Verhältnis bringt und dieses auf die USA überträgt, muss man sicher eher fragen, warum in den USA so wenig passiert.

    Die Antwort ist die: Gewalt ist die individuelle Antwort auf soziale Probleme. (Revierstreitigkeiten unter Drogenpushern sind in gewisser Hinsicht auch ein soziales Problem). Aggression und Gewalt entstehen nicht durch das Vorhandensein von Waffen und verschwinden auch nicht mit ihnen. Sämtliche Verbote bringen natürlich auch die illegalen Waffen nicht zum Verschwinden.

    In den USA ist die Gewalt in sozialen Brennpunkten am Höchsten. Nichts Verwunderliches. Was eher verwundert, ist, dass Schul-Amokläufe in sozialen Zusammenhängen entstehen, wo man sie eher nicht erwartet. Schul-Amokläufe scheinen eine Spezialität der Mittelschicht-Sphären zu sein. Über die tatsächlichen Ursachen wird aber mehr gerätselt und schwadroniert als geforscht.

    Auch in Deutschland haben nach jedem Unglück und jeder spektakulären Gewalttat wieder symbolische Politik und wildes Geschrei Konjunktur. Hauptsache, es wird etwas gemacht. Ob es wirklich etwas bringt, ist egal.

    Die Behauptung, durch das Verschwinden legaler Waffen hätten die Polizeien mehr Kapazitäten zur Bekämpfung illegaler Waffen frei, ist völlig aus der Luft gegriffen. Schließlich bekämpft die Polizei legale Waffen nicht und kümmert sich auch nicht wirklich darum.

    Und selbst wenn das so wäre: verhindert das Amokläufe?

    Der nächste dieser Helden benutzt vielleicht Mollies. Werden dann Glasflaschen verboten und versiegelte Benzintanks eingeführt?

    Der Wunsch, alle privaten Waffen zu verbieten, ist einfach der Versuch "irgendetwas" zu tun. Anstelle sich um Ursachen zu kümmern. Ausdruck einer Ratlosigkeit, die aus der Unfähigkeit, das eigene Verhalten und die eigenen Ansprüche zu reflektieren und die Verhältnisse zu ändern, resultiert.

    Wenn man mal nachdenkt: Amoklauf ist die Revolte von Spießbürgern gegen die ach so heile Spießbürgerwelt. Die wird sich aber durch Verbote nicht retten lassen.

  • 2
    .22L

    Dieser Artikel ist reine Hetze gegen alle Waffenbesitzer. Frechheit!