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Kommentar VäterrechteKontaktverbot für Schläger

Es ist richtig, die Väterrechte grundsätzlich zu stärken. Nur hat dieser Trend den Nachteil, dass er auch gewalttätigen Vätern zugute kommt.

E in Mann, der seine Frau schlägt, muss nicht unbedingt ein schlechter Vater sein. So sehen das viele FamilienrichterInnen. Und sorgen häufig dafür, dass betroffene Frauen weiter der Gewalt ihres Expartners ausgesetzt sind – übers Kind.

Väter haben in Deutschland inzwischen mehr Rechte an ihren Kindern. Das ist grundsätzlich richtig. Das Problem dabei: Von der rechtlichen Neuregelung profitieren auch Gewalttäter.

Die wohlmeinenden FamilienrichterInnen sind da leider einem Irrglauben aufgesessen: Untersuchungen haben längst gezeigt, dass gewaltbereite Partner nicht nur „ihre“ Frauen angreifen, sondern vielfach auch die Kinder. So erleben laut einer Untersuchung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen nur etwa 5 Prozent der Jugendlichen in Haushalten mit Gewalt diese nicht direkt. Unabhängig davon können Kinder allein vom Anblick der Gewalt an ihrer Mutter so traumatisiert werden, dass dieses Erleben ebenfalls als Gewalt einzustufen ist. Dazu zählt auch psychische Gewalt.

Bild: privat
Simone Schmollack

ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik

An dieser Schieflage ändert auch das Gewaltschutzgesetz nichts, das seit über zehn Jahren Opfer häuslicher Gewalt erfolgreich schützen kann. Es kommt nämlich vor allem kinderlosen Frauen zugute, Mütter bleiben bislang weitgehend ungeschützt. Solange sie gezwungen sind, wegen der Kinder immer wieder in Kontakt mit dem Schläger zu treten, dreht sich die Gewaltspirale weiter. Auch das ist bewiesen: Viele Täter nutzen Situationen, in denen sie mit ihrem Opfer und ihren Kindern zusammentreffen, immer wieder aus.

Konsequenter Opferschutz wird nur erreicht, wenn das Umgangsrecht geändert wird: Täter sollten erst wieder Kontakt zu ihren Kindern haben dürfen, wenn sie zeigen, dass sie der Gewalt abgeschworen haben.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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22 Kommentare

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  • V
    vic

    Schlägertypen, ob männlich oder weiblich, sollten nicht einmal ein Tier halten dürfen.

  • L
    lowandorder

    "Väter haben in Deutschland inzwischen mehr Rechte an ihren Kindern."

    & - " Was hat der deutsche Soldat auf sein Brot ?

    -? - " Anspruch! " ( Adolf Tegtmeier, auch Jurist)

     

    Und so denn auch:

    " ExpertInnen fordern daher, das Gewaltschutzgesetz zu ändern, so dass Mütter beispielsweise im Namen ihrer Kinder beantragen können, dass sich der Vater ihnen nicht mehr nähern darf. "

     

    Die Konfliktlage ist dramatisch, keine Frage.

    Aber mal abgesehen von der dünnen juristisch-konstruktiven Seite,

    ein roll-back instrumentalisiert doch erneut die Kinder ( ohnehin Faustfand)

    einseitig und über deren Kopf hinweg.

    Es ist ein immer wieder gern genommener Versuch einem sozialen Konfliktfeld

    dadurch beizukommen, indem man kackfrech behauptet,

    der ist gar nicht da. Die scheidungsgebeutelte Mutter weiß schon,

    was gut für diie gemeinsamen Kinder ist.

    Sorry - aber die ist im Zweifel genauso Panne wie der Vater.

     

    Und dann der Nachklapp via FamilienrichterInnen: einfach mal in die Luft gehustet;

    semper aliquid haeret.

     

    Schade - bei dem Thema.

  • DP
    Daniel Preissler

    "Frau Schmollack ist taz-Redakteurin für kurzsichtige weibliche Partikularinteressen"

     

    Wieder ohne Quelle ("auch das ist bewiesen"), die einzige direkt genannte Studie ist zwar für das Thema relevant, jedoch völlig anders gegliedert als es Frau Schmollack gebrauchen könnte, wenn es ihr nicht ohnehin egal wäre: "Haushalte mit Gewalt" werden zu "Väter die ihre Frauen schlagen" von denen dann 5% auch... - eben, logischer Fehlschluss.

    Das wichtige Thema psychische Gewalt wird dann so angebunden, dass auch nur Männer die Täter sein können.

    Von welcher neuen Rechtslage profitieren eigentlich gewalttätige Schläger? Das eine ist Sorge-, das andere Umgangsrecht, nicht?

     

    Frau Schmollacks Beiträge zu diesem Thema machen mich wirklich betroffen - hoffentlich nicht so, wie sie es wollte.

    Dabei sind gewalttätige Väter tatsächlich ein ernstes Problem - Frau Schmollack sorgt dafür, dass man es fast vergisst.

  • J
    Josef

    und was ist, wenn die Mutter gewalttätig ist?

    Frauen sind in dieser Gesellschaft von Natur aus gut, meinen ...

    Langsam kann ich dies nicht mehr hören!

    Wie Kinder nach einer Trennung/ Scheidung unter einer gewalttägigen biologischen Mutter leiden interessiert kaum eine/n!!

  • C
    Cristi

    Mir fehlt bei der Debatte der Hinweis auf die Frauen, die psychische und körperliche Gewalt gegen ihre Männer und ihre Kinder ausüben. Auch Umgangsverhinderung ist ein Akt der Gewalt gegen Väter und Kinder und sollte wie in Skandinavien dazu führen, dass die Umgangsverhinderer als erziehungsunfähig wegen mangelnder Bindungstoleranz das Sorgerecht verlieren. Wo sind übrigens die Männerhäuser, in die Väter mit ihren Kindern vor der Gewalt der Ehefrauen/Mütter fliehen können? Wann wird endlich einmal breit diskutiert, dass 20% der sexuellen Kindesmißbraucher weiblich sind - Schwestern, Mütter, Tanten, Großmütter usw.?

  • O
    Ohjemine

    "Der moderne Feminismus entkräftet Vorurteile á la:

     

    Wo tut das denn der "moderne Feminismus"? Der "moderne Feminismus" ist viel zu sehr damit beschäftigt, die Schockstarre zu überwinden, welche durch die vollkommen überraschende Entdeckung des Kapitalismus bei den hauseignen Forscherinnen ausgelöst wurde.

  • IN
    Ihr Name hmhm

    und das problem ist, die bösen kinder lieben womöglich beide, schlagend oder nicht schlagend

  • S
    Sexist

    Frau Schmollack kann doch nichts dafür, dass Männer Frauen regelmäßig krankenhausreif schlagen, weswegen die Dringlichkeit, daran etwas zu ändern, besonders hoch ist. Das ist kein Sexismus, das ist die traurige Wahrheit. Ja, Studien belegen, dass auch Frauen Männern gegenüber Gewalt ausüben, aber mit deutlich weniger körperlichen Auswirkungen.

  • IN
    Ihr Name hmhm

    es gibt doch ein modell, wo beide an einer eltern-therapie teilnehmen müssen.

     

    um eben solche konflikte nach der trennung zumindest zu entschärfen.

     

    und die teilnahme an diesen sitzungen für beide (!) verpflichtend ist, auch und gerade, wenn es um sorgerechtsstreitigkeiten geht.

     

    vielleicht sollte man sowas ausdehnen, auch auf die trennungszeit oder sowieso, wenn kinder da sind und probleme anstehen.

     

    wobei es da natürlich zu/von einer bestimmten offenheit und einsichtsfähigkeit von beiden seiten nicht nur auszugehen ist, sondern auch verlangt werden muss.

     

    und eben nicht gegenseitige schuldzuweisungen.

     

    und ein wille, etwas positiv ver-ändern zu wollen, für oder wegen der kinder, wenn man selbst schon nicht mehr dran glaubt, jedenfalls nicht mehr an die partnerschaft.

     

    und eben evtl. entscheidungen, auch was den umgang mit den kindern angeht, davon abhängig macht - für beide seiten.

  • C
    Comment

    „Täter sollten erst wieder Kontakt zu ihren Kindern haben dürfen, wenn sie zeigen, dass sie der Gewalt abgeschworen haben.“ Die übliche dümmliche Dampfplauderei, des Verbandes alleinverziehener Mütter, hier mal wieder von Simone Schmollack widergekäut. Was ist denn bitteschön „Gewalt“, Frau Schmollack?

     

    Mal von der enthaltenen Misandrie abgesehen: beschreibt diese Forderung, dass biologische Väter vollständig und endgültig Bezug zu eigenen Kindern verlieren sollen (uralte und ewige Forderung des VAM(v)). Gerade auch für solche Fälle wurde der sog. begleitete Umgang, d.h. Kontakte zwischen Kind und dann nicht betreuendem Elternteil, eingeführt. Die Forderung schließt auch diese Möglichkeit aus. Selbst Kontakte zwischen Insassen von JVAen und Kindern wurden gerade wegen der hohen Bedeutung der Bindung zwischen Kindern und Elternteilen ermöglicht. Nach Schmollack und mit vorgenannter Begründung gleichwohl einzustampfen.

  • L
    landliebe

    Hier ein paar Ausführungen zum neueren Stand der Forschungen:

     

    http://isis-welt.blog.de/2010/11/14/haeusliche-gewalt-stand-sozial-forschung-9972012/

     

    Gewalt von Frauen ist sehr häufig Selbstverteidigung.

    Und: natürlich beginnt Gewalt schon früh, also als verbale Gewalt z.B.

    Allerdings kann nicht vollkommen, gerade beim Umgang mit Kindern, darauf verzichtet werden, auch das Ausmaß und den Grad der Gewalt zu beurteilen............

    Wieviele Männer sind denn krankenhausreif geschlagen worden von ihren Männern? -Achso!!!! Die sagen das nur nicht!!! Na dann..... (das war Ironie).

    Mein/unser Fall: jahrelang war der Vater gegen mich wie gegen die Kinder gewalttätig, zunehmend mit Alter der Kinder. Niemanden bei Jugendamt und Gericht hat das interessiert. Nun hat der Vater meine Tochter sexuell missbraucht. Eine Entwicklung hin zu sexualisierter Gewalt. Laut einer Therapeutin nicht soooo absolut ungewöhnlich. -Hätte das vermieden werden können?????

    Und natürlich: auch gewalttätige Frauen müssen von Partnern und Kindern ferngehalten werden. Das passiert aber in der Praxis schon.............

  • FF
    Freche Frauen

    Auf der anderen Seite schützt ein Vater, der regelmässig seine Kinder sieht diese eher vor der prügelnden Mutter, als einer der verbannt wurde.

  • K
    Kai

    Sexistischer Kackscheiss...

     

    Natürlich schlagen nur Männer, Frauen scheinen das nicht zu können, obwohl Statistiken genau das Gegenteil belegen... GähnTaz oder und tätglich grüsst das Murmeltaz...

  • I
    ion

    "Täter sollten erst wieder Kontakt zu ihren Kindern haben dürfen, wenn sie zeigen, dass sie der Gewalt abgeschworen haben."

     

    Wie wär's mit: TäterInnen ‽

    (Sie verwenden sonst doch auch das Binnen-I.)

  • LS
    Lisa Schneider

    Tja, Frau Schmollack, und was ist mit jenen Frauen, die ihre Kinder - und den Entzug des Kontaktes zu diesen für ihre früheren Partner und Ehemänner - als Waffe gegen besagte Männer einsetzen? Wenn diese Frauen ihre Kinder quasi als Instrument der Rache in irgendwelchen Rosenkriegen missbrauchen, völlig egal, ob das diesen Kindern irreparable psychische Schäden zufügt? Hauptsache, man fügt dem ehemaligen Lebenspartner Schmerz und Leid zu? Ist das nicht ebenfalls gewalttätig? Ist es also nicht eine gute Sache, das "der gegenwärtige Trend" für die Väter jene Mütter, die psychische Gewalt gegen ihre Ex-Männer UND ihre Kinder ausüben, Schranken aufzeigt? Sie müssten ja nicht dieser Meinung sein - aber eine aufklärte Journalistin sollte diesen Aspekt immerhin ansprechen. Warum Sie dies unterlassen, bleibt Ihr Geheimnis.

  • MN
    Mein Name

    Wieder so ein langweiliger Artikel über böse Männer und natürlich von einer Frau. 50% der häuslichen Gewalt geht von Frauen aus.

    "Konsequenter Opferschutz wird nur erreicht, wenn das Umgangsrecht geändert wird: Täter sollten erst wieder Kontakt zu ihren Kindern haben dürfen, wenn sie zeigen, dass sie der Gewalt abgeschworen haben." Das sollte im gleichen Maße auch für gewalttätige Mütter gelten.

  • A
    Andreas

    Manche Männer schlagen - manche Frauen versuchen ungerechtfertigt den Umgang des Vaters mit dem Kind zu vereiteln.

    Beides ist Gewalt. Das Gewaltmonopol liegt sicher nicht allein bei den Männern.

    Kann sich hier jemand vorstellen, dass einer Mutter der Umgang mit dem Kind verweigert wir, wenn sie ihrem "Ex" das Gesicht zerkratzt, die Möbel geklaut und das Auto entwendet hat ?

    Nein, oder ?

    Also bitte nicht immer nur in eine Richtung keilen.

    Nachgewiesenen GewalttäterInnen kann man den Umgang mit dem Kind nur dann einschränken, wenn die Gewalt sich gegen das Kind gerichtet hat.

    Voreilende Kindesunwohlvermutung dürfte nach geltendem Recht fehl am Platz sein!

  • S
    Stirnrunzel

    Was ist mit prügelnden Müttern? Physische Gewalt der Männer ist oftmals eine Reaktion auf die ausdauernde psychische Gewalt ihrer Frauen.

    Beides ist unnötig. Frauen und Männer werden zunehmend gegeneinander ausgespielt. Gern auch gerichtlich auf dem Rücken der Kinder.

    Solche tendenziösen Artikel aus der Steinzeit der Emanzipation müssen auch bei der TAZ nicht mehr unreflektiert bleiben.

    Man(n) KANN Frauen widersprechen, liebe Leser. Ganz ohne Gewalt.

  • O
    ohno

    Und schlagende Mütter sind jetzt besser für die Kinder oder wie?

  • M
    Mann-o-Mann

    Ach Mensch Taz, bekommt Ihr Kommentare und Nachrichten über solche Themen auch ohne Sexismen hin?

     

    Wär' hilfreich für die Menschen beiderlei Geschlechts. Für die Opfer allemal.

  • M
    Michelle0815

    Die Rechte von Vätern stärken, die Rechte von Müttern stärken... In Zeiten von Gender-Mainstreaming sollte man die Reduktion von Menschen auf ihre Geschlechtsteile überwunden haben. Schade, dass diese Debatte primär von Altfeministinnen und Maskulinisten aufgegriffen wird. Aber wie sagten die jungen Leute vor über 40 Jahren schon: "Traue keinem über 30". @Simone Schmollack: Die Stärkung von Müterrechten kommt übrigens auch gewalttätigen Müttern zugute. Vielleicht sollten Sie ihre sexistischen Eigenschaftszuschreubungen über Bord werfen... Der moderne Feminismus entkräftet Vorurteile á la: Männer sind gewalttätiger als Frauen, Frauen sind liebevoller als Männer, homosexuelle Männer sind sensibler als heterosexuelle Männer,...

  • M
    Meddlmichl

    Es ist leider bezeichnend, daß dieses komplexe Thema derart vereinfacht und fokussiert auf gewalttätige Männer/Väter herunter gebrochen wird.

     

    An gewalttätige Frauen/Mütter die das gemeinsame Kind als Waffe gegen den Vater einsetzen, vorsätzlich lügen (Missbrauch, Gewalt, Übergriffe) hat Frau Schmollack bei ihrem Kommentar nicht gedacht.

     

    Es ist ja auch einfacher, den Mann/Vater als Gewalttäter zu sehen, passt es doch so besser ins Klischee.

     

    Geholfen wird damit niemanden.