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Kommentar VW und PorscheWolfsburg bleibt Automeister

Kommentar von Richard Rother

Die Welt braucht keine größenwahnsinnigen Manager, sondern sparsame und möglichst umweltverträgliche Fahrzeuge.

W olfsburg ist nicht nur deutscher Fußballmeister, Wolfsburg bleibt auch deutscher Automeister: Im Kampf zwischen VW und Porsche um die Macht in einem gemeinsamen Konzern scheint sich nun VW durchgesetzt zu haben. Kommt es so - offiziell entscheiden die Gremien nächste Woche -, wird der Jubel in Wolfsburg wie nach dem erstmaligen Gewinn der Fußballmeisterschaft riesengroß sein. Zu Recht.

Denn dass das relativ kleine Unternehmen Porsche, mit seinem ehrgeizigen Chef Wendelin Wiedeking, Europas größten Autokonzern schlucken soll, war von Anfang an eine größenwahnsinnige Idee - der Schwanz wollte mit dem Hund wedeln. Was im richtigen Leben nicht funktionieren kann, war in der Welt der Wirtschaft bis zum Zusammenbruch des weltweiten Finanzkartenhauses üblich; leichtfertig erhaltene Kredite und pure Zockerei machten es möglich. Dieses Spiel ist wohl aus, und es gibt keinen Grund, Wiedeking eine Träne nachzuweinen.

Schließlich war er es, der mit kaum verhohlener Arroganz die VW-Belegschaft gegen sich aufbrachte: Das VW-Mitbestimmungsmodell wollte er ebenso schleifen wie das VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen als Miteigentümer des Konzerns Sonderrechte einräumt. Beide Besonderheiten haben dazu geführt, dass VW ein in der Region tief verwurzelter, profitabler Weltkonzern ist, der nicht nur Oberklasse-, sondern auch - zum Teil durchaus effiziente - Fahrzeuge für den Massengebrauch herstellen kann.

Die gewinnträchtige Luxusmarke Porsche, die sich trotz Krise immer ein paar Reiche leisten können, passt nun gut ins VW-Gesamtkonzept seiner Modellpolitik. Daran aber sollte VW weiter feilen, wenn die Abwehrschlacht gegen den feindlichen Übernahmeversuch durch Porsche gewonnen ist: Die Welt braucht keine größenwahnsinnigen Manager, sondern sparsame und möglichst umweltverträgliche Fahrzeuge. Die Porsche-Probleme sind dabei Peanuts.

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Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Geboren 1969 in Ost-Berlin. Studium an der FU Berlin. Bei der taz seit 1999, zunächst im Berliner Lokalteil. Schwerpunkte sind Verkehrs- und Unternehmenspolitik.
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3 Kommentare

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  • RI
    René ins Rollen gekommen?

    Nein, mein Herr: Der "Käfer", wie ihn Ferdinand Porsche schließlich zur "Marktreife" brachte, war 1925 fix ubd fertig entwickelt worden, und zwar im Rahmen einer Diplomarbeit an der technischen Hochschule Wien von einem jungen Graduanten namens Béla Barenyi, der in den 1950er un 1960er Jahren "beim Daimler" all das entwickelte, worauf heutige passive Sicherheit fußt, sio wie zum Beispiel die teleskopierende Lenksäule und die nach wie vor höchst sicherheitsrelevanten Knautschzonen. In seiner Abschlußarbeit hatte er den "Käfer" fix und fertig entwickelt. Porsche brauchte nur noch zuzugreifen und sich mit fremden Federn zu schmücken.

    Noch was: Es bilde sich doch niemand ein, das ganze Theater zum Themenkreis Porsche/VW wäre ohne das Wollen von Ferdinand Piëch ins Rollen gekommen oder hätte diese oder jene Wendung genommen. "Fugen-Ferdl" wollte endlich Porsche sein. Und nun wird er's bald. Dann wird er seine Augen gen Himmel richten und sagen: Schau, Papa, jetzt hammers gschafft. Anton Piëch, Ferdinand Porsches Schwiegersohn, wahr während des Kiregs Werkleiter im Kdf-Wagen-Werk und hatte maßgeblichen Anteil an der Umstellung der Produktion weg vom "Käfer" hin zu Wunderwaffen vom Schlage V1/V2. Und "Burli" Ferdinand Piëch hat es bis heut enoch nicht verwunden, nur ein angeheirateter Porsche zu sein. It's as simple as that.

  • I
    Ihr_Name

    Netter Werbeartikel für VW, kriegt ihr eigentlich Geld von denen für sowas?

     

    @ klaus keller

    1. War das Vetorecht Niedersachsens schon vor 2 oder 3 Jahren in der Kritik, ich dachte das sollte vor irgendein europäisches Gericht, weil es nicht rechtens ist? Weil Niedersachsen nur 20% statt 25% von VW hält? ist jedenfalls eine alte Schote. Aber klar dass die Niedersachsen an VW festhalten und entsprechend wählen, man hat (berechtigt!) Angst um Arbeitsplätze und die ganze Region hängt wirtschaftlich an VW (Wolfsburg, Braunschweig...)

    2. Ist Wulff NICHT mein Held!

  • KK
    Klaus Keller

    Sündenböcke und Scheingefechte

     

    Ich denke nicht das es Wiedekings Idee war VW zu übernehmen,sondern die der Eigentümer der Porsche SE.

    Alle simmberechtigten Stammaktien der Firma gehöhren dem Porsche Familienclan, zu dem auch Ferdinant Piech gehört(Aufsichtsratchef von VW, Jahrelang VW-Chef).

     

    VW paßt historisch gut zu Porsche da F.Porsche einst den Käfer entwickelte.

    Also warum nicht Heim ins Familienreich.

     

    Porsche hält zur Zeit etwas mehr 50% an VW,

    Die Übernahme und damit den Zugriff auf die Kasse verhindert nur das VW Gesetz.

     

    Warum Niedersachsen für die Ewigkeit an VW festhält bleibt fragwürdig.

    Im Herbst hätte man den Anteil für viele Milliarden € verkaufen und den Erlöß in neue Projekte investieren können.

    Niedersachsen bleibt fest verbunden mit einer alten Industrie, die Politk bleibt erpressbar.

     

    Wenn Porsche VW übernommen hätte wäre es ein Privat geführtes Unternehmen wie viele andere.

    Siehe Bosch, Aldi und Co.

     

    Das die Automobilindustrie immer noch einen so hohen Stellenwert und soviel einfluß hat ist das eigentliche Problem.

     

    Leute wie Wulf halten an ihr fest um sich zu profilieren.Wulf als Held der VW-Arbeiter.

    Wiedeking als Sündenbock.Wie einfach man sich die Welt doch machen kann.

     

    klaus keller hanau