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Kommentar Unicef-BerichtSystematisch vergessene Kinder

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Abermillionen Kinder existieren offiziell gar nicht, weil sie ohne Papiere aufwachsen. Das Problem ist lösbar.

Unzählige Kinder auf der Welt leben im schlimmsten Elend, und viele überleben das nicht. Verwahrlosung, Versklavung, Verstümmelung, Misshandlung, Tod durch vermeidbare Krankheiten: All diese Missstände werden regelmäßig international beklagt, ohne dass ein probates Mittel dagegen gefunden worden wäre. Jetzt macht das UN-Kinderhilfswerk Unicef auf das größte Hindernis aufmerksam, das einem effektiven Kinderschutz im Wege steht: Abermillionen Kinder existieren offiziell gar nicht, weil ihre Geburt nie registriert wird und sie ohne Papiere und rechtlichen Status aufwachsen. In weiten Teilen von Afrika und Asien bilden diese unsichtbaren Kinder die Mehrheit ihrer Altersgruppe.

Solange es ihnen gut geht, mag das kein Problem sein; aber sobald sie vor ihren Nächsten oder auch vor Seuchen Schutz brauchen, rutschen sie durch alle sozialen und juristischen Netze. Wenn sie groß werden, können sie nur unter großen Schwierigkeiten ihre Rechte als vollwertige Bürger geltend machen. Die beste Kinderschutzgesetzgebung der Welt ist das Papier nicht wert, auf dem sie steht, wenn die Kinder keine Papiere haben, auf denen sie stehen.

Bild: taz

Dominic Johnson ist Afrika-Redakteur der taz.

Die Gründe sind vielfältig. Viele Menschen in sehr armen Ländern leben weit weg von Verwaltungs- und Gesundheitszentren und sind bei der Geburt auf sich gestellt. Andere erleben die Staatsmacht als Bedrohung und halten sich zum Selbstschutz fern. Manche Regierungen halten missliebige Bevölkerungsteile in offiziellen Zahlen bewusst klein, um ihre eigenen Anhänger zu bevorzugen.

Jenseits dieser politischen Fragen ist das Problem allerdings lösbar. Fast alle Länder auf der Welt haben mittlerweile umfassende Impfprogramme für Kleinkinder und den Anspruch auf allgemeine Grundschulbildung. Bei diesen Gelegenheiten kann die Anerkennung jedes Bürgers durch den Staat mitorganisiert werden. Das setzt funktionierende und vernetzte staatliche Strukturen voraus. Unmöglich ist dies nicht.

Internationale Konventionen zum Schutz der Kinder, von Regierungen ratifiziert und in Gesetze übertragen, gibt es genug. Aber sie reichen nicht aus. Die hehren Worte müssen in der Wirklichkeit ankommen. Alle Menschen von Geburt an als Bürger anzuerkennen und ihre Existenz sichtbar zu machen, löst die Probleme nicht. Aber es ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer Lösung.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • H
    hto

    "Systematisch vergessene Kinder" - das System des "freiheitlichen" Wettbewerbs um ... funktioniert von und mit Ausbeutung und Unterdrückung, deshalb sind das systemrational ausgebeutete und unterdrückte Kinder.

     

    Und das Problem um diese Kinder in meist "Entwicklungshilfe" ist, daß sich die "Helfer und Aufklärer" nicht vorstellen können / wollen, wie diese Welt sehr einfach in eine wirklich bessere Welt verändert werden könnte.

  • UQ
    UN Qual I.Fiziert

    hmhmhm, ich brabbel das nur mal so aus:

    Aaron Russo hat zu Alex Jones gesagt, dass ein Rothschild ihm erzählt hätte, dass es deren Agenda war Frauen Arbeiten zu lassen um das Steueraufkommen zu erhöhen. Tatsächlich kann man wenige Amis aufgrund dieses Misstrauens für Staatskontrolle und

    einhergehende Identitätsüberwachung begeistern.