Kommentar Umweltkonferenz: Grüne Wirtschaft ist kein Ponyhof
Bei aller Kritik: Solange auf Konferenzen wie in Rio der Weg in die Zukunft debattiert wird, kann es gar nicht genug dieser Treffen geben.
E ine ehrliche Bilanz der letzten 20 Jahre auf der UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung, die nächste Woche in Rio de Janeiro stattfindet, müsste so aussehen: Entwicklung hat es gegeben, aber nachhaltig war sie nicht. Der Rückgang der Armut und der Zuwachs an Reichtum werden immer noch und immer mehr erkauft durch die verschärfte Ausbeutung von Mensch und Natur. Verantwortlich dafür sind genau die Politiker und Wirtschaftslenker, die sich nun in die Flugzeuge setzen, um die Konferenz Rio+20 zu eröffnen.
Da kann man schon mal am Sinn solcher Konferenzen zweifeln. Und wenn dann auch noch eine „Grüne Wirtschaft“ verhandelt werden soll, die den weltumspannenden Kapitalismus mit seinem Wachstumszwang einfach so akzeptiert, ist Misstrauen angebracht. Aber eine Alternative zum großen Öko-Palaver in Rio gibt es nicht. Denn noch mehr als die Besucher des Gipfels prägen diejenigen den Lauf der Welt, die zu Hause bleiben.
Ein gutes Beispiel dafür ist die deutsche Delegation. Der neue Umweltminister Peter Altmaier hat in Rio seinen ersten Auftritt auf internationalem Parkett. Er ist ein gefragter Mann, weil Deutschland mit seiner Energiewende und seinen Klimazielen vormachen will, wie „Green Economy“ aussehen kann. Aber Altmaiers Kabinettskollege Philipp Rösler hat sich „Wachstum“ in jeder Form auf seine Fahne geschrieben – wie es alle Wirtschaftsminister in Krisenzeiten tun. Von grünem Wachstum ist da nicht die Rede.
ist Autor der taz.
Aber genau diese Debatte muss in Rio und anderswo geführt werden. Ist Grün nur ein Luxus oder der Weg in die Zukunft? Die UNO sagt: Grüne Wirtschaft rechnet sich. Bei vielen Unternehmen und beim zuständigen deutschen Wirtschaftsminister ist das noch nicht angekommen – auch weil sie ihre alten Pfründen so lange wie möglich behalten wollen. Die grüne Wirtschaft ist kein Ponyhof, auch ökologische Veränderungen müssen hart erkämpft werden.
Die Denunzierung der Solarhilfen als angebliche Stromkostentreiber ist ein schönes Beispiel dafür, mit welchen Mitteln sich die braune gegen die grüne Wirtschaft zur Wehr setzt. Solange Konferenzen wie in Rio dazu führen, dass diese Strategien publik werden, und solange dort der Weg in die Zukunft debattiert wird, kann es gar nicht genug dieser Treffen geben. Hauptsache, die Minister steigen vom Gipfel herab und nehmen sich die Gegner der Zukunft vor, die sie zu Hause schon erwarten.
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