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Kommentar US-Autoren gegen AmazonImage angekratzt

Jörg Sundermeier
Kommentar von Jörg Sundermeier

Amazon verärgert Verlage und Autoren. Die ärgern jetzt zurück. Das alles passiert öffentlich, im Internet. Wer verliert, ist noch lange nicht ausgemacht.

Wer tief fallen will, muss erst hoch hinaus Bild: dpa

S eit Monaten schon streiten sich die Buchgruppe Hachette und der Versandbuchhändler Amazon um E-Book-Konditionen. Der Versandhändler fährt dabei alle Sanktionen auf, die er auffahren kann. Konkret geht es darum, dass Amazon bessere Konditionen beim Einkauf von E-Books haben will, die in der Hachette-Gruppe erscheinen. Amazon schreckt nicht davor zurück, die Auslieferung der gedruckten Bücher, die in zur Hachette-Gruppe gehörenden Verlagen erschienen sind, zu verzögern oder die Vorbestellung noch nicht lieferbarer Titel auf seiner Website zu verunmöglichen.

Zwar beschränkt sich diese Maßnahme bislang nur auf den US-Markt, doch auch hierzulande greift Amazon bei Verhandlungen zu härteren Mitteln. So wurde unlängst bekannt, dass Amazon auch bei deutschen Verlagen, die dem schwedischen Bonnier-Konzern gehören, die Lieferzeiten der physischen Bücher einschränkt.

Nun haben sich am Wochenende in der New York Times rund 900 Autorinnen und Autoren – unter ihnen Stephen King, Donna Tartt und Jonathan Littell – per ganzseitiger Anzeige an Amazon gewandt und ein Einlenken zugunsten von Hachette gefordert. Amazon reagierte wiederum unter dem Titel „Readers United“ mit einer Aufforderung an Leser und Autoren, doch Hachette einen Brief zu schreiben, um die Sache ins rechte Licht zu rücken. Geeignete Argumente und Links zu Amazon-freundlichen Artikeln sowie einer Anti-Hachette-Petition finden sich praktischerweise gleich am Ende des Dokuments.

Es steht zu erwarten, dass unter der Onlineausgabe dieses Artikels Hunderte Kommentare auftauchen, in denen Amazon rundweg gelobt wird – im Internet erfahren kritische Texte über Amazon manchmal eine genauso große Aufmerksamkeit wie Kommentare zum Gazakonflikt. Man könnte fast annehmen, der Internetriese bringe seine Mitarbeiter dazu, Anti-Shitstorms zu produzieren. (Ein Stöckchen für die Community, das is ja nett – der E-Säzzer)

Wie auch immer, der Protest der 900 Autorinnen und Autoren, die selbst sagen, dass sie bislang gute Geschäfte mit Amazon gemacht haben, kratzt weiter am Image des Versandhändlers, was nicht nur seine Konkurrenten Apple und Google erfreuen dürfte. Auch die unabhängigen Buchhandlungen dürften sich darüber freuen – treibt das Gebaren von Amazon ihnen doch seit rund einem Jahr viele längst verloren geglaubte Kundinnen und Kunden zurück in die Läden.

Und es steht zu hoffen, dass Hachette – ein Buchhandelsgigant auch dieses Unternehmen – stur bleibt und Amazon nicht entgegenkommt. Sie sollten in die Schweiz schauen. Dort hat schon vor Jahren der mittelgroße Diogenes Verlag klargemacht, dass er sich Amazons Befehlen nicht beugen wird – und den Kampf gewonnen. Ein jeder Goliath findet eines Tages seinen David.

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Jörg Sundermeier
1970 in Gütersloh geboren, lebt in Berlin. Er betreibt mit Kristine Listau den Verbrecher Verlag (den er 1995 mit Werner Labisch gegründet hat) und ist Autor für diverse Zeitungen und Magazine. Er schrieb mehrere Bücher. Zuletzt „Die Sonnenallee" und „11 Berliner Friedhöfe, die man gesehen haben muss, bevor man stirbt".
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2 Kommentare

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  • Was Amazon da macht, ist nur insofern (zurecht) zu kritisieren, als man es als allgemeine Kapitalismuskritik versteht. Ansonsten möchte Amazon niedrigere eBook-Preise durchsetzen, weil sie eBook-Preise nahe den Print-Preisen unverschämt (und umsatzbremsend) finden. Was daran so schlecht für die VerbraucherInnen sein soll, erschließt sich mir nicht.

  • wer hier verliert ist doch klar: die autoren und verlage. amazon kann tun und lassen sie wollen. das nennt sich marktwirtschaft...