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Kommentar US-Abzug aus AfghanistanAbschied vom Aufbau

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Die USA wollen gar nicht ganz gehen. Der strategisch wichtige Kriegsschauplatz für die USA liegt schon heute nicht mehr in Afghanistan - sondern in Pakistan.

S osehr US-Präsident Barack Obama auch versucht, den Afghanistan-Einsatz als Erfolg hinzustellen: Nichts kann darüber hinwegtäuschen, dass die am Mittwoch bekannt gegebenen Abzugspläne vor allem einem geschuldet sind: Die US-Regierung kann und will sich den Krieg einfach nicht mehr leisten.

Von erfolgreichem nation building - einst mit der Verheißung eines neuen Marshall-Plans angekündigt - ist Afghanistan meilenweit entfernt. In zivile Aufbauarbeit fließt derzeit auch nur ein winziger Teil der US-Gelder: Während der Krieg insgesamt rund 120 Milliarden US-Dollar im Jahr verschlingt, gehen davon gerade einmal 3 bis 4 Milliarden Dollar in zivile Projekte.

Auch die werden weniger werden: Wo die Armee abzieht, gehen die ausländischen Zivilisten mit. Die Abzugspläne zeigen: Die USA - und die anderen Truppenstellerländer, die mitziehen werden - haben ihre Ambitionen für Afghanistans Entwicklung aufgegeben.

Dass sie dennoch nicht sofort gehen, ist zwei Dingen geschuldet: dem politischen Ausgleich zwischen kriegsmüder Öffentlichkeit und Geldmangel einerseits und der Gefahr, als schwacher Oberbefehlshaber zu gelten, andererseits. Wenn schon mit den Taliban verhandelt wird, dann wenigstens noch aus militärischer Stärke heraus.

Vor allem aber: Die USA wollen gar nicht ganz gehen. Der strategisch wichtige Kriegsschauplatz für die USA liegt schon heute nicht mehr in Afghanistan - erst recht nicht in Libyen -, sondern in Pakistan.

Um dort Einfluss zu haben, brauchen die USA starke Militärbasen in Afghanistan, weit über das Jahr 2014 hinaus, wenn eigentlich die letzten Kampftruppen Afghanistan verlassen sollen. Das Land wird vom Aufbauziel zum Aufmarschplatz - wieder einmal.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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2 Kommentare

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  • M
    Maik

    Afghanistan liegt zentral in Asien. Wiesen wir, ob die USA wegen Al-Kaida, den zu bauenden Straßen, Menschenrechte usw dieses Land angegriffen haben,oder ob das nun Folgende, strategische US-Stützpunkte im Land, nicht von Beginn an Kriegsziel war? "Das Land wird vom Aufbauziel zum Aufmarschplatz..." So ist es. Ziele gibt es genug, wie wärs mit einer geostrategischen 2. Front gegen China? Die Sowjetunion wurde auch mit US-Stützpunkten umzingelt...Da warten zukünftig viele Kriegseinsätze auf Seiten des Hegemons USA auf Merkels Freiwilligenarmee...Wie sagte Obama sinngemäß? Krieg ist Frieden. Na, dann.

  • V
    vic

    "Abscheid vom Aufbau"

    Von welchem Aufbau reden sie?

    Es ging stets um freie Transportwege für Irak-Öl, und ab jetzt um den Aufbau von Militärbasen- das ist richtig.