Kommentar UN-Sanktionen gegen Iran: Weiter in der Sackgasse
Sanktionen gegen den Iran allein helfen nicht. Und mit der neuen Resolution wird der hoffnungsvolle Vermittlungsversuch durch Brasilien und die Türkei zunichte gemacht.
D ie vierte Sanktionsresolution des UNO-Sicherheitsrates gegen den Iran ist zwar die bislang schärfste. Doch wie ihre drei Vorgänger wird auch diese Resolution nicht ihr erklärtes Ziel erreichen.
Denn falls die iranische Führung tatsächlich Atomwaffen herstellen oder zumindest die vollständige technologische Fähigkeit zu ihrer Entwicklung erlangen will, worauf immer mehr Indizien hindeuten, dann wäre sie dazu inzwischen auch ohne weitere Zulieferungen aus dem Ausland in der Lage.
Mit der neuen Resolution wird allerdings der Hoffnung erweckende Vermittlungsversuch Brasiliens und der Türkei endgültig zunichtegemacht. Die triumphale Art des gemeinsamen Auftritts der Präsidenten Lula und Erdogan mit ihrem iranischen Amtskollegen Ahmadinedschad Mitte Mai in Teheran sollte man durchaus scharf kritisieren.
Doch die dort präsentierte Vereinbarung entsprach genau dem Kompromiss, zu dessen Herbeiführung US-Präsident Obama Lula und Erdogan noch Ende April in einem Schreiben ausdrücklich ermuntert hatte.
Was auch immer die Beweggründe für den Schwenk waren, den die Obama-Administration seitdem vollzogen hat: Die jetzt unter ihrer maßgeblichen Führung verabschiedete Resolution gegen den Iran führt noch weiter in die Sackgasse und im schlimmsten Fall zu einer weiteren Stärkung des menschenrechtsverachtenden Regimes in Teheran.
Die mit dem iranischen Atomprogramm verbundenen Probleme und Bedrohungsängste lassen sich nicht nachhaltig lösen und überwinden durch eine lediglich auf den Iran bezogene Politik. Sondern nur durch einen regionalen Ansatz, der die Sicherheitsbedürfnisse aller Staaten der Region ernst nimmt und eine Zone frei von Massenvernichtungswaffen anstrebt. Dazu wird die Türkei dringend gebraucht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Moskau fordert für Frieden vollständigen Gebietsabtritt
Sozialwissenschaftlerin zur Spargelernte
„Er sagte: ‚Nirgendwo war es so schlimm wie in Deutschland‘“
„Friedensplan“ der US-Regierung
Putin wird belohnt, die Ukraine aufgegeben
Mindestlohn
Die SPD eiert herum
Kontroverse um Gedenkveranstaltungen
Ein Kranz von Kretschmer, einer von Putin
Tödlicher Polizeieinsatz in Oldenburg
Drei Schüsse von hinten