Kommentar Trumps neuer Nafta-Deal: Menetekel für die Weltwirtschaft
US-Präsident Trump hat sich erstmals mit seiner bilateralen Handelsstrategie durchgesetzt. Die übrigen Wirtschaftsmächte müssen handeln.

D onald Trump kann einen wichtigen Sieg verbuchen. Der Abschluss des neuen Handelsabkommens mit Mexiko bringt den US-Präsidenten ein großes Stück vorwärts, die bestehende Welthandelsordnung im Sinne seiner America-first-Doktrin umzubauen. Die einstige Nafta-Wirtschaftsfreundschaft zwischen Mexiko, den USA und Kanada ist zerbrochen – selbst wenn Kanada dem Abkommen noch beitreten sollte.
Entscheidend ist: Trump hat sich erstmals mit seiner Strategie durchgesetzt, ausschließlich bilateral zu verhandeln und so die Macht der USA gegenüber dem kleineren Partner voll ausspielen zu können. Wer nicht pariert, wird mit Strafzöllen belegt. So stellt sich der US-Präsident die Handelspolitik der Zukunft vor.
Das Abkommen zwischen den USA und Mexiko ist ein Menetekel für die Weltwirtschaft. Als Lehre aus der fatalen Abschottung vieler Staaten mittels Zöllen in den 1920er und 1930er Jahren haben westliche Länder nach dem Zweiten Weltkrieg ein komplexes System aus Handelsregeln entwickelt, dem sich nach dem Zusammenbruch des Ostblocks Länder aus diesem Lager angeschlossen haben. Die Welthandelsorganisation (WTO) hat Standards geschaffen, die die Einführung und Abschaffung von Zöllen regeln, und sie hat vor allem Verfahren zur friedlichen Streitschlichtung zwischen Ländern etabliert. Dieses System sichert einen stabilen Warenaustausch, auch wenn es Schwächen hat. Denn die derzeitige Weltwirtschaftsordnung geht zulasten der Länder des globalen Südens.
Aber das ist es nicht, was Trump stört. Er will die Weltwirtschaft nicht gerechter machen, sondern Vorfahrt für US-amerikanische Konzerne und Investoren. Eher früher als später wird Trump die WTO deshalb offen attackieren. Schon jetzt blockiert er wichtige Personalentscheidungen. Das Abkommen mit Mexiko verschafft ihm dafür Rückenwind.
Die übrigen Wirtschaftsmächte sollten sich schnellstens etwas einfallen lassen, um Trump zu stoppen. Gelingt das nicht, drohen der Welt schlimme Handelskonflikte, unter denen zuerst die Armen leiden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens