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Kommentar TiefseebohrungenBis zur nächsten Explosion

Kommentar von Stephan Kosch

Muss erst in der Nordsee ein Unglück wie im Golf von Mexiko passieren, damit der Wettkampf ums Öl in der Tiefsee gestoppt wird? Die Antwort: Es würde nichts ändern.

F ür einige Monate schien es so, als würde die Politik den Ölkonzernen die Stirn bieten. Die Bestürzung über die Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko und über die vielen Schlampereien bei BP und den anderen beteiligten Firmen war so groß, dass in den USA ein Bohrstopp für die Tiefsee verhängt wurde. Auch die Bundesregierung und die EU wollten das für die Nordsee durchsetzen.

Doch die Öllobby behielt die Oberhand. Erst knickte Bundesumweltminister Norbert Röttgen ein und blieb sogar der entscheidenden Konferenz der Anrainerstaaten der Nordsee und des Nord-Ost-Atlantiks fern, auf der er doch eigentlich den Bohrstopp durchsetzen wollte. Und EU-Kommissar Günther Oettinger knickte ebenfalls vor der Ölfördernation Großbritannien ein. Der Bohrstopp per Gesetz ist vom Tisch - und was die Mitgliedstaaten der EU von den neuen Sicherheitsauflagen übrig lassen, ist völlig offen. Muss erst in der Nordsee ein Unglück wie im Golf von Mexiko passieren, damit der teure und risikoreiche Wettkampf um die Ölreserven in der Tiefsee gestoppt wird? Die Antwort ist: Es würde nichts ändern. Die USA haben trotz Ölpest im Golf mit Hinweis auf die wirtschaftlichen Schäden den Bohrstopp wieder aufgehoben, in der EU wäre das kaum anders. Zu stark ist die Macht der Droge Öl und des damit zu verdienenden Geldes. Und Süchtige lassen sich nicht durch den Hinweis auf langfristige Schäden und Gefahren von Ihrer Droge abbringen.

Wir leben mit dem Öl und nutzen seine Vorteile an vielen Stellen, von Aspirin bis Zwölf-Zylinder. Solange das so ist, müssen wir auch mit den Risiken leben. "Deepwater Horizon" wird nicht die letzte Bohrinsel gewesen sein, die explodiert. Die nächste Ölpest kommt bestimmt.

Bild: taz

Stephan Kosch ist Redakteur im taz-Ressort Wirtschaft und Ökologie.

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