Kommentar Terrorangriff im Sinai: Den eigenen Sumpf trockenlegen

Die Muslimbrüder in Ägypten wollten einen geregelten Grenzverkehr mit Gaza einrichten. Doch offenbar steht ihnen ein terroristischer Untergrund entgegen.

Ein „globales dschihadistisches Netzwerk“ vermutet Israels Verteidigungsminister Ehud Barak als Urheber hinter dem jüngsten Terroranschlag im Grenzdreieck zwischen Ägypten, Israel und dem Gazastreifen. Er dürfte damit der Wahrheit ziemlich nahe kommen. Unzweifelhaft handelte es sich bei der Terrorattacke um ein „Todeskommando“, das den „Märtyrertod“ bewusst einkalkuliert hat.

Keine Opfer gab es auf der israelischen Seite, der der Anschlag mindestens ebenso galt wie den ägyptischen Soldaten. Israel war offensichtlich auf einen derartigen Angriff vorbereitet. Schon Tage zuvor waren Israelis aufgefordert worden, den Sinai zu verlassen, weil es Hinweise auf geplante Entführungen gegeben habe.

Der Anschlag ist ein Debakel für die ägyptische Muslimbruderschaft unter Führung von Präsident Mursi und für ihren ideologischen Ableger Hamas im Gazastreifen. Beide Seiten hatten erst jüngst Vorbereitungen getroffen, um einen geregelten Grenzverkehr zwischen Ägypten und Gaza zu ermöglichen, der den Gazastreifen endlich aus der vormals israelisch-ägyptischen Belagerung entlassen hätte.

Diese Bemühungen sind Makulatur, die Grenze ist vorläufig wieder dicht. Es ist offensichtlich, dass der herrschenden Muslimbruderschaft diesseits und jenseits der Grenze ein militärischer Untergrund entgegensteht, der zu einer direkten Bedrohung der Regierenden geworden ist.

Seit Jahren hat sich auf der Sinai-Halbinsel eine terroristische Infrastruktur gebildet hat, die aus eingesickerten Kämpfern von al-Qaida und Dschihadisten aus aller Herren Länder besteht. Die Muslimbruderschaft in Kairo, aber auch die Hamas-Oberen in Gaza müssen jetzt ihren eigenen radikalen Sumpf trocken legen. Auf dieses Gefecht darf man gespannt sein.

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61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.

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