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Kommentar TagesspiegelWie billig

Kommentar von S. Grimberg

Die Deutsche Presseagentur hat einen Kunden weniger. Weil sie in die Springer-Passagen einziehen, sieht der Tagesspiegel die Unabhängigkeit gefährdet. Das sind billige Gründe, um zu sparen.

D ass sie beim Tagesspiegel ein bisschen verrückt sind, haben wir ja immer gewusst. Nun hat also Westberlins Intelligenzblatt seinen Vertrag mit der Deutschen Presseagentur (dpa) zum Juli 2010 gekündigt. Wegen künftig mangelnder Unabhängigkeit von dpa.

Bild: taz

Steffen Grimberg ist Medien-Redakteur der taz.

Denn spätestens nächsten Sommer ist die dpa-Zentralredaktion in die Berliner Axel-Springer-Passage eingezogen - und damit Mieter bei dem Zeitungskonzern. Und dann bringt Springer-Chef Mathias Döpfner morgens die Meldungen persönlich vorbei? Oder Herr Fröhlich von der Pressestelle guckt abends nochmal kurz drüber?

Die Furcht vorm gestrengen Vermieter, der bei Nichteinhaltung der Kehrwoche Rabbatz macht, mag bei gelernten Schwaben - der Tagesspiegel gehört zum Stuttgarter Holtzbrinck-Konzern - tief sitzen. In diesem Fall ist sie lächerlich. Doch das Blatt erklärte am Samstag feierlich, das Mietverhältnis sei "mit der gebotenen Unabhängigkeit von dpa völlig unvereinbar. Eine Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist aus unserer Sicht somit nicht mehr möglich."

Großartig: Da gehört die Agentur knapp 200 Verlagen und Rundfunkanstalten - darunter natürlich auch Springer. Bei so einer breiten Gesellschafter-Struktur sollte jeder Versuch, der dpa etwas redaktionell aufzuzwingen, eher theoretischer Natur sein. Doch der Tagesspiegel unterstellt Springer fiese Absichten - das tun wir auch, aber doch nicht so plump - und verdächtigt dpa pauschal, manipulierbar zu sein.

Dass hinter dem Vorstoß auch ganz schlicht schwäbische Sparbemühungen stecken, darf daher allen gegenteiligen Beteuerungen der Tagesspiegel-Chefredaktion zum Trotz zumindest mal laut gedacht werden.

Denn die Angst vorm Dienstleister Springer können wir ihr nicht wirklich abnehmen. Gedruckt wird das Blatt schließlich im "Druckhaus Spandau" in Berlin, Brunsbütteler Damm 156-172. So steht`s im Tagesspiegel-Impressum. Nicht drin steht, wem der Laden gehört: der Axel Springer AG nämlich.

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3 Kommentare

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  • R
    reblek

    "Eine Vertrauensvolle Zusammenarbeit ist aus unserer Sicht somit nicht mehr möglich."

     

    Ich vermute mal, dass dieses Vertrauen nicht sonderlich großgeschrieben wird, also eher mit kleinem "v".

     

    "So steht`s im Tagesspiegel-Impressum." Es handelt sich bei "steht`s" nicht um einen Apostroph, sondern um einen Akzent, der, sorry, eine ganz andere Funktion hat. Das weiß aber anscheinend kein Textprogramm.

  • M
    monsun

    schon toll, wie der tagesspiegel eine rein wirtschaftliche entscheidung, über die schon seit monaten diskutiert wird, jetzt plötzlich ideologisch begründet. desinformation gelungen. gegen springer funktioniert eben immer.

  • N
    Nadi

    Ich finde es nicht glücklich, was die dpa macht. Aber diese Agentur macht die Presse, den Journalismus unabhängig. Holzbrinck sägt an einem Bein, auf dem sie selber stehen. Wer keine unabhängige dpa will, der hat auch Probleme mit einer liberalen, unabhängigen Presselandschaft. Zum Glück gibt es Konkurrenten, aber bei denen sieht es auch nicht besonders gut aus.