Kommentar Syrien und Libanon: Im Dienst des Despoten
Es ist kein Geheimnis mehr, dass der syrische Präsident Assad und hinter ihm der Iran die Hisbollah in jeder Weise unterstützen. Klar ist auch, dass ein Sieg der Regimegegner die Achse Teheran-Damaskus-Beirut zerschlagen würde.
E rklärtes Ziel der libanesischen Hisbollah (Partei Gottes) war bisher: das eigene Land gegen die Bedrohung durch Israel zu verteidigen, die Interessen der schiitischen Bevölkerungsmehrheit wahrzunehmen und den Kampf zur „Befreiung Jerusalems“ zu unterstützen.
Diese Strategie hat – direkt und indirekt – wiederholt zu kriegerischen und verlustreichen Auseinandersetzungen geführt. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah verstand es aber immer meisterhaft, seine Bewegung als großen Sieger darzustellen. So auch jetzt, als er des israelischen Abzugs vor 13 Jahren gedachte.
Der taktisch gewandte Nasrallah ging dabei einen großen Schritt weiter: Der „Widerstand“ (gemeint ist Hisbollah) könne doch nicht tatenlos zusehen, wie ihm das Rückgrat gebrochen werde. Genau das aber geschehe jetzt in Syrien, wo die USA und Israel regimefeindliche Gruppen unterstützten, die zum Teil nur darauf warteten, den Krieg in den Libanon hineinzutragen. Deswegen habe Hisbollah bereits vor Monaten beschlossen, das Assad-Regime zu unterstützen.
Peter Philipp ist Nahost-Experte und Autor der taz.
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Assad und hinter ihm der Iran die Hisbollah in jeder Weise unterstützen. Klar ist auch, dass ein Sieg der Regimegegner diese Achse Teheran-Damaskus-Beirut zerschlagen würde. Weil diese Gegner von irankritischen Ländern wie Saudi-Arabien und Katar unterstützt werden. Die Sorge Nasrallahs ist durchaus berechtigt, dass eine Niederlage Assads Hisbollah austrocknen würde.
Wo der Hisbollah-Führer aber irren dürfte: Libanesen unterschiedlicher Couleur könnten ja in Syrien aktiv werden, nicht jedoch daheim im Libanon. Als ob ihre Familien und ihre religiösen und politischen Gruppen sich lange damit abfinden würden, Totengräber jener „Märtyrer“ zu sein, deren Leichen tagtäglich vom Schlachtfeld zurückgebracht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?