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Kommentar Stuttgart 21Unten bleiben immer teurer

Nadine Michel
Kommentar von Nadine Michel

Ganz großzügig bietet die Deutsche Bahn an, die zusätzlichen Kosten für Stuttgart 21 zu übernehmen. Was für eine Augenwischerei.

W ie generös von der Deutschen Bahn, dass sie die Milliarden Mehrkosten bei Stuttgart 21 selbst übernehmen will! Es hatten ja auch alle politischen Akteure – Stadt Stuttgart, Land, Bund – klargemacht, dass sie keinen Cent zusätzlich zahlen wollen.

Doch für den Bürger ist das reine Augenwischerei. Denn der Bund ist Eigentümer der Bahn, die Leidtragenden sind damit letztlich die Bahnfahrer: All das Geld, das die Bahn in den Stuttgarter Hauptbahnhof pumpt, fehlt am Ende für andere Infrastrukturprojekte, vor allem für den Regionalverkehr.

Ohnehin stellt sich aber die Frage, wie Stuttgart 21 überhaupt noch wirtschaftlich sein kann. Egal wer zahlt, der Kostendeckel von 4,5 Milliarden ist längst gesprengt und damit auch die „Sollbruchstelle“, von der Bahnchef Rüdiger Grube stets sprach. Und auch jetzt ist offensichtlich, dass damit längst nicht das Ende erreicht ist. Zahlreiche Studien warnen vor weiteren Kosten.

Nadine Michel

ist Stuttgart-Korrespondentin der taz.

Gefragt ist nun der Aufsichtsrat, der dieses wirtschaftliche Risiko abwenden muss. Da dessen Entscheidung über die Kostenübernahme zunächst vertagt wurde, haben die Verantwortlichen Zeit gewonnen. Womöglich wird es auch noch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung mit den Projektpartnern kommen, wenn es um die Übernahme weiterer Mehrkosten geht, die etwa durch die Schlichtung entstanden sind.

All dies könnte wertvolle Zeit sein für all diejenigen, die S21 ohne Wenn und Aber durchdrücken wollen. Denn noch klafft am Bahnhof keine große Baugrube. Wenn es also einen Zeitpunkt gibt, dieses Mammutprojekt noch sinnvoll zu stoppen, dann jetzt.

Im DB-Aufsichtsrat sitzt unter anderem Patrick Döring. Der FDP-Generalsekretär äußerte sich vor wenigen Tagen zum Desaster beim Berliner Flughafen – ein Satz, der nun genauso für Stuttgart 21 gilt: „Die politische Verantwortung liegt bei den Politikern, die im Aufsichtsrat sind.“

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Nadine Michel
Inlandskorrespondentin
Jahrgang 1982, ist seit 2010 Korrespondentin in Stuttgart. Von dort berichtet sie über die Landespolitik sowie wichtige Wirtschafts- und Gesellschaftsthemen – und natürlich immer wieder über das Dauerthema Stuttgart 21. Zuvor arbeitete sie als Klima- und Energieredakteurin im taz-Ressort Wirtschaft & Umwelt. Ausgebildet wurde sie an der Berliner Journalisten-Schule.
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9 Kommentare

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  • OK
    Opa Kolja

    Kefers generöse bis dato nicht mehr zu verheimlichende S21-Mehrkostenübernahme durch "seine" DB,hat nur den einzigen Zweck das Milliardengrab zum Point of no return zu retten.Da der Bund und die regionalen S21- Projektpartner "nix mehr gäbbet",liegt nun die letzte

    Entscheidung beim DB-Aufsichtsrat,der in dieser Sache "irgendwann im Frühjahr" das wirtschaftlich nicht mehr vertretbare Wahnsinnsprojekt S21 stoppt-oder auch nicht.Das Zeit lassen,lässt eher Zweiteres ahnen.In Verantwortung für die DB-Gesamtinfrastruktur,müssten sie jedoch den Kanibalen S21 umgehend beerdigen.Aber vielleicht empfehlen sie einen S21-SOLI,von den Befürwortern des "Neuen Herz Europas" freudig zu erbringen.Wir Bahnkunden und Steuerzahler sind dafür ja sowieso schon in Zwangshaft genommen.

  • HJ
    Hans Josam

    Kosten für Stuttgart 21 steigen….

    Herr Kefer: Stoppen Sie dieses Projekt !

     

    Lesen Sie mal die letzten drei Seiten der Verträge mit Architekten, Ingenieurbüros, Statikern, Bauunternehmungen und Unternehmensberatern. Dort finden Sie den Passus „bauseitige Leistungen“. Das sind Leistungen, die entweder zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses nicht klar definiert waren und somit Risiken enthalten oder ganz bewusst auf der Seite des Auftraggebers, hier der Bahn AG geschoben werden.

    Jetzt da das Projekt, sogar durch Volksentscheid, legitimiert ist, zeigen die sog. Projektpartner ihr wahres Gesicht und präsentieren der Bahn AG eine Nachtragsforderung nach der anderen. Auf das sog. Claimmanagement sind die Akteure am Bau nämlich derart spezialisiert, das das eigentliche Projektziel, Bau eines neuen Hauptbahnhofes, in den Hintergrund gerät. Die Ressourcen Projektkosten und – termine geraten so zwangsläufig außer Kontrolle. Das gilt besonders für Bauvorhaben im Bestand. Hier treten regelmäßig kostenintensive Probleme auf, die für sämtliche Planer des Projektes scheinbar nicht vorhersehbar waren und somit „bauseitige Leistungen“ wurden. Gerade „öffentliche“ Auftraggeber sind von diesem Dilemma besonders betroffen und werden von den Projektpartnern ausgequetscht.

    Da die Bahn AG keinen Mut hat das Projekt sofort zu stoppen, wird es den Stuttgartern gehen wie den Hamburgern mit ihrer Philharmonie in der Hafencity. Fertigstellung Soll: 2010; Fertigstellung Ist: 2015 oder später. Kostenplan Soll bei Projektstart 77 Mio. Euro, Kostenplan Ist: > 500 Mio. Euro. Am Ende werden die Steuerzahler und Bahnkunden die Zeche zahlen.

    Hans Josam, Kiel

  • U
    Ungläubiger

    Warum tragen die Kosten nicht all jene, die unbedingt diesen Unfug haben wollten? Kaum jemand in Stuttgart wollte diesen Bahnhof, alle die ich gefragt habe und die die Strecken um Stuttgart kennen, sagten es brauche keinen Durchgangsbahnhof, sondern einen Ausbau des Regionalverkehrs.

     

    Aber diese Geschichte ist mal wieder ein willkommener Anlass, die Preise anzuheben, Löhne zu drücken und Mitarbeiter wegzurationalisieren. Wenn die Bahn nicht diese Quasi-Monopol-Stellung hätte könnte man auch gut drauf verzichten. Und doch zahlt immer brav sein Monatsticket, nimmt all den hinlänglich bekannten, unverschämten Mist in Kauf und Fährt Bahn... wegen der Umwelt, weil Ölkonzerne noch mieser sind und Sprit auch nicht mehr billiger wird. Aber garantiert nicht, weil es so ein tolles Unternehmen ist!

  • F
    fyrecrotch

    den Griechen wird's Sparen diktiert und hier hauen wir die Kohle nur so raus, damit ums verrecken ein bahnhof verbuddelt wird.

    krank.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Ich finde, wenn dann sollte Bahnchef Grube entscheiden, die Kosten persönlich zu tragen.

     

    „Die Bahn trägt die Kosten“ heißt nur, dass ich dafür zahlen muss, dass der Bahnchef Dinge tut, die ich nicht will, und sich mit Lügen Zustimmung dafür holt.

  • P
    PeterWolf

    @grefel

     

    Stimmt, aber ich glaube kaum, dass das die anderen nicht gemerkt haben und kann mir nicht vorstellen, dass sie sich drauf einlassen.

     

    P.S. Wie nannten die Brasilianer die U-Bahn in Sao Paulo?

  • SR
    Sally Rothschuh

    Die Bahn übernimmt überhaupt keine Mehrkosten! Das Geld der Bahn ist das Geld der Bürger. Warum begreifen das selbst die Journalisten nicht?

    Man kann nur darauf hoffen, dass die grün-rote Landesregierung, unterstützt von Fritz Kuhn, endlich das Rückgrat hat, diesem Spuk ein Ende zu machen und die Bahn ruhig klagen zu lassen. Was sie nicht tun wird. Denk ich an S21, denk ich immer an den Turmbau zu Babal.

  • S
    Schön

    Naja, dann wissen wir doch, wohin die Gewinne durch die letzte Preiserhöhung gepumpt werden ;)

  • G
    grefel

    Der entscheidene Punkt ist ein anderer: Die Bahn will die Mehrkosten von 1,1 Mrd. tragen, WENN die weiteren Mehrkosten von allen Trägern übernommen werden. Das taktische Manöver was hier gespielt wird ist eigentlich offensichtlich, die realen Kosten werden vermutlich nochmal 2-3 Mrd. über den jetzt veranschlagten liegen. Diese werden dann wieder aufgeteilt.