Kommentar Studiengebühren: Unis öffnen heißt Schulen öffnen
Nach wie vor rekrutieren sich Studierende mehrheitlich aus dem Akademikermilieu. Das kommt nicht überraschend - die wesentlichen Reformen hat es ja auch noch nicht gegeben.
Z wei entscheidende Veränderungen hat es seit der letzten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks gegeben: Sieben Bundesländer haben Studiengebühren eingeführt und alle Hochschulen ihre Studiengänge auf Bachelor und Master umgestellt. Das hat offensichtlich niemand gekratzt.
Die aktuelle Erhebung zeigt: Die Studierenden zahlen und ihre Zahl ist nicht gesunken. Wer die homogene Masse Studierende schärfer in Augenschein nimmt, wird sehen: Diese Ergebnisse überraschen nicht.
Nach wie vor rekrutieren sich Studierende mehrheitlich aus dem Akademikermilieu. Damit bestätigt sich: Wer einen Hochschulabschluss anstrebt und von seiner Familie unterstützt wird, studiert in der Regel – ob mit oder ohne Gebühren.
Kinder aus nicht-akademischem Milieu hingegen passieren die Schwelle zur Hochschule mit deutlich schlechterem Erfolg. Nur 24 von 100 kommen dort an. Die Quote liegt damit einen Prozentpunkt höher als 2006. Eine Trendwende sieht anders aus.
Anna Lehmann, 34, ist Bildungsredakteurin im Inland-Ressort der taz.
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Wer an der gegenwärtigen Situation nichts ändern will, kann getrost weiter auf Studiengebühren setzen. Doch wenn weitere Kreise der Bevölkerung für die Hochschulen gewonnen werden sollen - wie Wirtschaft und Politiker einmütig fordern - muss dieses System geknackt werden. Die Hoffnung, schnelle Erfolge über den Bachelor zu erzielen, hat sich jedenfalls nicht erfüllt.
Hochschulen öffnen heißt: Kinder nicht mehr nach der vierten oder sechsten Klasse zu trennen. Und später sollten sie unabhängig vom Kontostand der Eltern studieren können. Das Bafög muss erhöht und der Kreis der Empfänger ausgeweitet werden. Wenn sich diese Ideen durchgesetzt haben, sind Gottlob auch Studiengebühren politisch entsorgt.
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