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Kommentar Studie FamilienpolitikKümmert euch!

Die Mehrheit der Eltern versteht die deutsche Familienpolitik nicht, so die Forsa-Familienumfrage. Daran sind sie selbst nicht ganz unschuldig.

H aben Parteien keine Ahnung von ihren Wählerinnen und Wählern? Machen PolitikerInnen immer genau das, was das Volk nicht will und nicht braucht? Ja – behauptet jedenfalls der Stammtisch. Und häufig ist das nicht mal falsch.

Man kann es aber auch so sehen: Frauen und Männer, geht es um Familienpolitik, erwarten zwar viel, kümmern sich selbst aber zu wenig. Dieser Eindruck drängt sich zumindest beim Lesen der neuen Forsa-Familienumfrage auf. Da beklagt die Mehrheit der Eltern beispielsweise, dass eine klare Familienpolitik in Deutschland nicht erkennbar sei.

Ganz so falsch ist das nicht. Einerseits wird der Kitaausbau propagiert, der dafür sorgen soll, dass Eltern nicht allzu lange aus dem Job aussteigen. Andererseits wird das Betreuungsgeld beschlossen, das die Mutti am Herd zum Ziel hat. Ja, das ist verwirrend. Und noch schwerer ist zu vermitteln, wie diese beiden gegensätzlichen politischen Bestrebungen zur viel geforderten Wahlfreiheit beitragen können.

Bild: taz
Simone Schmollack

ist Inlandsredakteurin der taz mit den Arbeitsschwerpunkten Gender- und Familienpolitik.

Andererseits wissen Eltern vielfach oft gar nicht, was Familienpolitik hierzulande noch so bedeutet und welche Parteien was konkret tun. Warum? Weil Parteien sich nicht klar ausdrücken? Nein. Weil sich viele Eltern dafür nicht interessieren.

Nun müssen sich Eltern nicht täglich damit beschäftigen, was im Bundestag passiert und was der Bürgermeister in ihrem Dorf beschlossen hat. Vielen Eltern fehlt dafür schlichtweg die Zeit – mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben viele schon genug zu tun.

Mitunter ist es allerdings hilfreich, mehr zu wissen und sich genauer zu informieren – vor allem, wenn es das eigene Leben betrifft. Dann kann man PolitikerInnen und Parteien auch direkt damit konfrontieren, was sie falsch machen.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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8 Kommentare

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  • MS
    Manfred Schreiber

    Ihre Redakteurin scheint selbst lückenhafte Kenntnis der Familienpolitik zu haben, einen Vorwurf, den sie vielen der Eltern erteilt.

     

     

    Wahlfreiheit heisst, daß verschiedene Lebensentwürfe für das Leben mit Kindern von der Politik berücksichtigt und auch gefördert werden. Wie die Forsa-Umfrage ergab, möchten viele Eltern ihre unter 3 Jahre alten Kinder (die noch nicht im Kindergartenalter sind!!) noch selbst betreuen und nicht in eine Einrichtung zur Betreuung geben. Vor allem nicht die ganz Kleinen. Um in diesem Fall die Eltern nicht den Einkommensverlust allein tragen zu lassen, der dadurch entsteht, daß ein Elternteil nicht mehr erwerbstätig sein kann, ist das (allerdings viel zu geringe) Betreuungsgeld (zunächst 100 € in Monat) geschaffen worden.

     

     

    Wollen Eltern ihre Kinder dennoch in Kitas betreuen lassen, auch wenn die Kinder noch ganz klein sind, so hilft ihnen der Staat durch die Objektförderung der Einrichtungen, die schon einmal 1000 € pro Kind und Monat kosten können.

     

     

    Für verschiedene Lebensentwürfe gibt es eben verschiedene Finanzierungsmodelle. Man könnte zur Vereinfachung den Eltern auch 1000 € pro Monat und Kleinkind in die Hand drücken, um die Eltern dann selbst entscheiden zu lassen, ob sie es in einer Institution als dann selbst zahlende Eltern betreuen lassen oder diese Arbeit selbst leisten oder beides kombiniert, was nach meiner Erfahrung die beste Lösung wäre. Dann könnten Eltern auch selbst für und über die Institution, die ihre Kinder betreuen, entscheiden. Das aber will unser paternalistischer Staat nicht, und deshalb ist alles so unübersichtlich. Ob Ihre Redaktion nun den Eltern die angeblich so schwierige Materie der Familienpolitik besser erklären kann?

     

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

     

    Manfred Schreiber

     

    alleinerziehender Vater von 4 Kindern,

     

    die inzwischen erwachsen sind,

     

    und selbst Kinder haben,

     

    deren Aufwachsen ich als Großvater begleite,

     

    und der in früheren Jahren langjährig in familien-

     

    politischen Verbänden engagiert war: VAMV, DFV u.a.

  • L
    Lomax

    "Andererseits wird das Betreuungsgeld beschlossen, das die Mutti am Herd zum Ziel hat"

     

    Das ist Unsinn. Eine Familie kann Betreungsgeld auch dann erhalten, wenn beide Elternteile voll berufstätig sind. Betreuungsgeld wird dann ausbezahlt, wenn das Kind keine staatliche Kinderbetreuungseinrichtung in Anspruch nimmt. Die Betreuung kann z.B. durch den Vater, eine Tagesmutter, einen Tagesvater oder z.B. durch Verwandte oder Babysitter erfolgen. Was man am Betreuungsgeld kritisieren kann ist, dass es zu niedrig ist.

     

    http://www.youtube.com/watch?v=mvw4dY7huJc

  • P
    Piporakemes

    meine vorrednerin hupe hat sowas von recht! staat und parteien sollten sich aus dem, was "familienpolitik" heißt, heraushalten und uns nicht ständig mit ihren vorstellungen gängeln und für diese vorstellungen steuergelder verpulvern. nicht die familien sollte politikobjekt sein (machen wir selbst), sondern, wenn überhaupt, jeder einzelne, den man, falls notwendig, unterstützen und fördern kann, so, wie es unsere nordeuropäischen nachbarn tun.

  • S
    Sandra

    Die Politik debattiert an den Wünschen der Familien vorbei, sagt Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin von ELTERN und ELTERN FAMILY http://www.atkearney361grad.de/2013/04/10/familienpolitik-geht-an-beduerfnissen-der-eltern-vorbei/

  • FU
    Familie und Beruf

    "Mitunter ist es allerdings hilfreich, mehr zu wissen und sich genauer zu informieren – vor allem, wenn es das eigene Leben betrifft. Dann kann man PolitikerInnen und Parteien auch direkt damit konfrontieren, was sie falsch machen."

     

    Diese Erkenntnis ist mindestens so banal, wie sie auch richtig ist. Die Autorin will uns also sagen, dass die (Nicht)WählerInnen sich mehr für Politik interessieren sollten, um in der Folge mehr Einfluß auf diese zu nehmen. Also nichts Neues.

     

    Dass Eltern (und auch Menschen die ihre Angehörigen neben dem Beruf pflegen) soviel Zeit in die Vereinbar- keit von Familie und Beruf investieren müssen, dass sie keine Zeit mehr haben sich mit diesen Themen, die konkret ihr eigenes Leben betreffen auseinanderzusetzen, zeigt doch schon wo es noch erheblicher Optimierungen bedarf.

     

    Wenn ich mir unsere derzeitige Familienministerin anschaue und ihre bei mir schon in fremdscham mündende Reaktion auf Kritik und Vorschläge, dann habe ich jedoch wenig Hoffnung. Sie wälzt die Verantwortung für die Betreuung der Kinder ja gerne auf die Betriebe oder auch Eltern ab und lässt nichts unversucht, den Unternehmen die Vorteile beispielsweise betriebseigener Kitas aufzuzeigen (z.B. durch Gründung des Netzwerkes "Erfolgsfaktor Familie"). Dabei verpulvert sie Geld, dass dann andernorts fehlt.

    Wenn die Betriebe in die Vereinbarkeit von Familie und Beruf investieren ist dies selbstverständlich als positiv anzusehen. Dass sie es tun, weil die Politik ihrer Pflicht nicht nachkommt und seit Jahren den Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark vernachlässigt, obwohl sie das Gegenteil propagiert, ist hingegen beschämend.

     

    Zum Abschluß eine andere banale Erkenntnis:

    Letztendlich ist gute Familienpolitik doch eine, um die sich die Eltern und Familien keine großen Gedanken machen müssen.

  • O
    och...

    ... da ist Familienpolitik wohl bei weitem nicht das

    Einzige Politikfeld, bei dem die Wähler keinen Wert darauf legen, von irgend etwas Ahnung zu haben.

     

    Der Spruch, dass sowieso immer die Politiker schuld sind, an allem, was auf der Welt überhaupt nur schief gehen kann , dass sie durch die Bank korrupt sind und die da oben sowieso machen, was sie wollen, reicht doch an Sachkenntnis völlig aus.

     

    (Bei dem Punkt mit der Korruption kommen sie sich sogar noch alle extra aufgeklärt dabei vor. Dass sie selber Kunde bei den Lobbyisten sind, die sich Bestechung leisten können, tut natürlich überhaupt nichts zur Sache.)

     

    Wozu also einzelne Parteiprogramme lesen? Ist doch viel einfacher.

    Und Wahlversprechen werden per Definition gebrochen. Da kannwa uns aus. *durchblick

  • C
    Chris

    Liebe Frau Schmollack,

     

    ich habe Ihren Artike mit Neugierde gelesen um herauszubekommen, um was ich mich den eigentlich kümmern soll, bzw. könnte, falls ich Zeit dazu fände und es auch wollte. Leider habe ich keinerlei Hinweise gefunden - schade. Also mache ich als berufstätige, und sich nach Feierabend weiterbildende und auch sonst ums Überleben kämpfende Mutti einfach weiter das, was ich für mich und meine Familie richtig halte, ohne mich um die theoretischen, mit der Realität leider nicht in Kontakt tretenden Ergüsse und Luftblasen unserer deutschen Familienpolitik zu kümmern.

    Oder gibt es doch noch was Konkretes, oder gar (wenn auch nur im geringen Umfang) für Familen Nützliches, was ich nicht mitbekommen habe? (Die Frage ist wirklich ernst gemeint, ich würde mich ggf. auch kümmern, wenn ich nur wüsste um was...)

  • H
    hupe

    „Andererseits wissen Eltern vielfach oft gar nicht, was Familienpolitik hierzulande noch so bedeutet und welche Parteien was konkret tun. Warum? Weil Parteien sich nicht klar ausdrücken? Nein. Weil sich viele Eltern dafür nicht interessieren.“

     

    Ja, genau, Frau Schmollack. Ich interessiere mich nicht dafür, was ich nach Meinung irgendeiner Partei „soll“. Mir ist auch völlig wurscht, ob ich nach irgendwessen Ansichten „nicht allzu lange aus dem Job aussteigen“ oder aber als „Mutti am Herd stehen“ soll.

     

    Ich finde sogar: Der Staat und die verschiedenen Parteien sollen mich mit ihren Vorstellungen darüber, was ich „soll“ und wo sie mich gerne sehen möchten, möglichst in Ruhe lassen. Ich tue möglichst das, was für meine Kinder und meine Familie das Beste ist. Irgendwessen familien- und frauenpolitischen Vorstellungen sind mir sowas von egal.

     

    Aber leider, leider bleibt es ja nie bei Vorstellungen. Superschlaue Leute haben immer diesen dummen Drang, ihre Vorstellungen in Gesetze und besonders auch ins Steuerrecht einfließen zu lassen. Die Folge ist, dass man sich dann doch mit den Vorstellungen, die diese superschlauen Leute davon haben, wie andere Leute gefälligst leben sollen, rumschlagen muss.