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Kommentar SteuerabkommenWirksamkeit durch Standardisierung

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Ein Abkommen sei besser als gar keins, heißt es. Unsinn! Das Steuerabkommen verhindert die beste Lösung. Darum ist es gut, dass SPD und Grüne standhaft bleiben.

K eine Frage, die Schweiz hat sich ein wenig bewegt. Nach der Drohung der rot-grün regierten Bundesländer, das umstrittene Steuerabkommen scheitern zu lassen, sind die Steuersätze leicht erhöht worden, die Schweiz muss etwas mehr Auskünfte erteilen, und beim Tod eines Steuerflüchtlings soll Erbschaftsteuer fällig werden. Entsprechend groß ist nun der Druck auf SPD und Grüne, der nachgebesserten Vereinbarung zuzustimmen. Schließlich sei dies Abkommen allemal besser als gar keins.

Doch diese Behauptung ist Unsinn. Das bilaterale Abkommen, das den Steuerflüchtlingen weiterhin Anonymität gewährt und damit das Schweizer Bankgeheimnis bewahrt, ist grundsätzlich falsch. Durch minimale Änderungen wird es nicht richtig. Der Deal ist nicht die bestmögliche Lösung; er verhindert genau diese.

Denn ein wirksames Vorgehen gegen Schwarzgeld und Steuerflucht kommt nicht ohne einen standardisierten, automatischen Informationsaustausch über Kapitalflüsse aus. Diese Lösung verfolgt die EU mit ihrer Zinsrichtlinie, die derzeit erweitert und auf Drittstaaten ausgedehnt werden soll. Das ist keineswegs unmöglich: Wie die Schweiz mit entsprechendem Druck zur Aufgabe ihres Bankgeheimnisses gezwungen werden kann, haben die USA gezeigt.

Bild: taz
Malte Kreuzfeldt

ist Parlamentskorrespondent der taz.

Doch genau ein solches koordiniertes Vorgehen der EU will die Schweiz mit dem bilateralen Abkommen unmöglich machen. Wenn einzelne Staaten nun in der Hoffnung auf eigene Steuereinnahmen der Schweiz weiterhin Anonymität zusagen, sinken die Chancen erheblich, dass die EU den automatischen Informationsaustausch durchsetzen kann.

Darum ist es erfreulich, dass SPD und Grüne bisher standhaft bleiben. Die laufenden Landtagswahlkämpfe spielen dabei sicher eine Rolle – aber hoffentlich nicht die einzige.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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1 Kommentar

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  • A
    Andre

    Mag sein, dass der automatische Informationsaustausch die beste Lösung ist, dann sollte man dies in der Tat EU weit koordinieren in EU Verhandlungen mit der Schweiz. Allerdings sollte man beim "Standhaft bleiben" nicht überdrehen.

     

    Beim Versuch eine Porzellantasse zu retten muss man dafür nicht gleich den ganzen Porzelanladen zertrümmern. Es wird ja hier mit Nachbarn geredet und man sollte dabei schon die Verhältnissmässigkeit beachten. Speziell die SPD und teilweise die Grünen scheinen sich etwas im Ton zu vergreifen. Der Ton macht die Musik. Nur wegen eines NRW Wahlkampfes sollte man gute Beziehungen nicht aufs Spiel setzen !!

     

    Die klammen Bundesländer und Komunen könnten in der Zwischenzeit mal ihre selbstverschuldet verschuldeten Haushalte sanieren !! Da wäre mal Gripps und Einsatz verlangt. Macht sich natürlich nicht so gut als in der Presse auf andere Einzudreschen : )