Kommentar Stadtwerke: Nah am Kunden, gut fürs Klima
Erneuerbare Energien brauchen dezentrale Strukturen. Die Marktriesen haben diese nicht zu bieten. Deshalb ist die Rekommunalisierung der Strom- und Gasnetze gut für Klima und Menschen.
J ahrelang haben die "großen vier" - Eon, Vattenfall, RWE und EnBW - den Kuchen auf dem Energiemarkt unter sich aufgeteilt. Wenn nun flächendeckend die Rechte an den Versorgungsnetzen neu verteilt werden, könnte es den Platzhirschen an den Kragen gehen. Denn viele Städte und Gemeinden haben in dem Betrieb der Strom- und Gasnetze ein lukratives Geschäft neu entdeckt. Er bringt Geld, sichert den direkten Zugang zu den Kunden und könnte einen Imagegewinn bei den Bürgern bringen. Nun gilt es, das Potenzial - sinnvoll - auszuschöpfen und zu nutzen.
Die Rekommunalisierung würde zugleich eine Dezentralisierung bedeuten. Und das wäre für den Klimaschutz absolut wünschenswert. Erneuerbare Energien brauchen dezentrale Strukturen. Die Marktriesen haben diese nicht zu bieten. Im Gegenteil: Die großen Grundlastkraftwerke von Vattenfall und Co. werden mit einer zunehmenden Nutzung regenerativer Energien immer unrentabler. Um ihr lukratives Geschäft zu bewahren, werden die großen Konzerne deshalb so lange wie möglich an den zentralen Strukturen festhalten.
Die Kommunen hingegen müssen nicht die Geschäftsphilosophie eines börsennotierten Großunternehmen verfolgen. Ihr Maßstab muss keine Rendite, sondern ihr Maßstab sollte das Wohl ihrer Bürger sein. Sinnvoll wäre es, wenn der Gewinn aus dem Netzbetrieb in öffentliche Einrichtungen wie Schulen fließen würde.
Sowohl Ökostrom als auch die Stadtwerke als Energielieferanten stehen hoch im Kurs. Die Kunden schätzen die Nähe zu Versorgungsunternehmen. Die Marktmacht der Großen haben die Verbraucher dagegen satt. Auch wenn im Zuge der Neuausschreibungen längst nicht alle Verträge an kommunale Unternehmen vergeben werden, der jetzige Zeitpunkt sollte genutzt werden, um die Marktstrukturen aufzubrechen und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.
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