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Barbara Oertel hat Recht: ein Boykott der olympischen Spiele wäre völlig falsch. Für die olympische Idee wäre es ein enormer Rückschlag und gleichzeitig eine Riesenenttäuschung für die teilnehmenden Sportler, die sich jahrelang auf diesen einzigartigen Moment in ihrem Leben vorbeitet haben.
Und den Menschenrechten wäre damit nicht gedient. Im Gegenteil, eine wichtige Bühne, um auf Menschenrechtsverletzungen hinzuweisen, ginge verloren. Die Schwulen, Lesben und Transen in Russland würden nur noch mehr isoliert.
Man sollte jede Gelegenheit nutzen, um den Russen klarzumachen, dass Homos ein Recht darauf haben, ihr Leben in Freiheit und Sicherheit zu geniessen, so wie jeder andere Mensch auch.
Wir müssen aber auch an die FussballWM in Katar denken.
Dort werden Homosexuelle gemäß Scharia ausgepeitscht und es gibt 5 Jahre Gefängnis.
bringt doch alles nichts. der Putin ist doch eh schon lange harthörig. oder so. ich glaube, das ist vor allem deshalb so, weil die Kritik von westlicher Seite, an menschenrechtsverletzungen bislang immer so halbgar gewesen ist und man deutlich zu erkennen gegeben hat, dass Wirtschaftsinteressen vorgehen. Aber das Putin der Westen so egal ist glaube ich deshalb noch immer nicht, die Bilder mit Putin u Obama die neulich präsentiert wurden um das schlechte Klima zw. beiden zu verdeutlichen sahen zw. Merkel u Putin ähnlich aus, und ich glaube Putin spürt das auch, Immerhin gibt er ab und zu dem dt. Fernsehen noch Interviews, die das Thema ja auch immer ansprechen, wenn auch etwas ungeschickt u mutlos, aber wenn er gar kein Interesse mehr an Kommunikation hätte würde er keine Interviews mehr geben. und entgegen der Behauptung von Frau Oertel, könnten Boykotts vllcht doch Wirkung haben.Wenn nicht auf Putin dann auf andere russ. Politiker, die Öffentlichkeit im Allgemeinen. Aber Aufgeben, gilt nicht. Hat sich in der Ukraine etwas geändert? - ja die Regierung ist wieder zum Moskaufreundlichen Kurs gewechselt, nachdem man der vorigen nur halbherzig Unterstütung gegeben hat (weil man die Beziehungen zu Russland als wichtiger einstufte)
Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen. Ich bin der Meinung, dass Homosexuelle gleichberechtigt sind und auch so behandelt werden müssen. ABER:
Mir erscheint dieses ganze Gerede etwas fragwürdig. Nachdem man versucht hat Putin zu dämonisieren, macht man sich nun daran, ihn mit aller Macht zu demontieren. Und das mit allen Mitteln.
Ein Indiz ist für mich das Geschrei um die Homosexuellen in Russland.. denn: wer schreit denn im Moment nach Verlegung der Fussballweltmeisterschaft aus Katar weg?
Dort ist die Situation für Homosexuelle sogar noch schlimmer, von den Frauenrechten will ich gar nicht sprechen.
Aber gehen wir nicht so weit weg: wir ach so liberalen Deutschen, die wir unsere Homosexuellen lieben, wo bleiben die bekennenden Homosexuellen in der deutschen Nationalmannschaft oder wenigstens in der Bundesliga???
Geht nicht, warum? Weil unsere Gesellschaft mindestens genau so homophob ist, wie die meisten anderen auf der Welt auch!!!
Die Tatsache dass sich die USA nun gerade gegen Diskriminierung von Homosexuellen stark macht, ist für mich ein Witz. Weg von den Grossstädten, ist das Leben kein Vergnügen für Schwule und Lesben.
Wäre ich lesbisch, wäre ich empört darüber, wenn man mich und meine Interessen so massiv für die politischen Zwecke der aktuell massiv anti-russischen Politik instrumentalisieren würde!!!
Schon deshalb, weil es eine einzige Heuchelei ist! Den Russen hält man die Vorträge bezüglich dieses Themas, in den muslimischen Ländern tut man das aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle nicht.
Auch das ist nicht das Ergebnis von Rücksichtnahme. Es ist Angst. Denn russisch-orthodoxe Menschen sind nun mal nicht bekannt dafür Brennsätze auf Botschaften zu werfen, Flaggen abzufackeln oder gar Anschläge zu begehen.
Ich bin massiv angewidert!!!!
In 80 Ländern der Erde ist Homosexualität verboten. In Katar, wo 2022 die Fußball-WM stattfindet, kommt man ins Gefängnis, wenn man wegen Homosexualität verurteilt wird.
Das russische Gesetz bestraft homosexuelle Propaganda gegenüber Minderjährigen und verletzt damit Persönlichkeits- und Freiheitsrechte. Es spiegelt immer noch weit verbreitete konservative Werte innerhalb der russischen Gesellschaft sowie den massiven Einfluss der orthodoxen Kirche wieder. Damit hat Putin allein wenig zu tun. Außerdem gibt es keine massenhafte Gewalt gegenüber Homosexuellen in Russland, sondern in den Metropolen vielfältige Homosexuellenszenen, die toleriert werden.
Dem Westen ist es jedoch wichtig, sich seine angebliche ethisch-moralische wie kulturelle Überlegenheit immer wieder vor Augen zu führen. Dazu müssen Feindbilder geschaffen und ständig gepflegt werden, allen voran China und Russland. Hierzu nutzt man alte russophobe Vorstellungen und hängt sich an der Person Putin auf, einem demokratisch gewählten Präsidenten im großen Rückhalt in der Bevölkerung. Dabei setzt man sich nicht mit seiner Politik und seinen Argumenten auseinander, sonder beschimpft und diffamiert ihn pauschal als Diktator.
Die Mainstreammedien spielen hierbei eine entscheidende Rolle, das gesamte politische Spektrum von rechts nach links ist hieran beteiligt.
Man kann sich Artikel zum Thema Russland und Putin in der Welt und in der taz durchlesen, ohne einen qualitativen Unterschied zu spüren.
Liebe Frau Oertel, sind nur Homosexuelle, sofern sie denn gleichzeitig weiss und westlich sind, Menschen, oder auch die Tscherkessen? Warum finden erstere in TAZ-Artikeln Erwaehnung, letztere und ihre Proteste gegen Sochi 2014 aber nicht? Warum schliessen Sie sich dem an und wie soll ich es verstehen, dass Sie u.a. auch fuer AI schreiben, aber die koloniale Vergangenheit der Region um Sochi samt Voelkermord und die sich daraus ergebende Minderheitenproblematik einfach unter den Tisch fallen lassen? Angehoerige der tscherkessischen Minderheit koennen im russischen Nordkaukasus nicht einmal ohne Repressalien in Museumsausstellungen ihre Kultur zeigen. Warum das Presseembargo bei diesem Thema, wenn man unseren Nachbar Russland dann doch kritisieren kann, wenn es um Homosexuellenrechte geht?
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Kommentar Sotschi-Boykott: Olympia als Bühne nutzen
Wenn AthletInnen den Winterspielen in Russland aus Protest fernbleiben, ist den unterdrückten Homosexuellen nicht geholfen. Im Gegenteil.
Protestler in London solidarisieren sich mit Homosexuellen in Russland und demonstrieren gegen die Diskriminierung durch die Regierung Putins. Bild: ap
Homosexuelle Athleten sollten im kommenden Februar lieber nicht Händchen haltend durch Sotschi laufen. Dann könnten für sie die Olympischen Winterspiele 2014 vorfristig beendet sein.
Genau das bedeutet die Ankündigung des russischen Sportministers Witali Mutko, das neue Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ auch bei diesem sportlichen Großereignis anwenden zu wollen. Damit wird einmal mehr aller Welt eindrücklich vor Augen geführt, wie in Russland mit sexuellen Minderheiten umgegangen wird. Und dieser Umgang ist menschenverachtend.
Homosexuelle werden erniedrigt, gedemütigt und von der Gesellschaft ausgegrenzt. Sie werden als krank und abartig angesehen. Sie sind Menschen dritter Klasse, die selbst ernannte Hüter der Moral quälen und manchmal sogar töten – und das in der Regel auch noch ungestraft. Denn anstatt die Täter zur Verantwortung zu ziehen, kriminalisiert der Staat Homosexuelle per Gesetz, was vorhandene Ressentiments weiter befeuert.
Wer angesichts dieser schwersten Menschenrechtsverletzungen einen Boykott der Spiele fordert, wie der britische Schauspieler und Schwulenaktivist Stephen Fry, ist allerdings auf dem Holzweg. Präsident Wladimir Putin interessiert sich schon längst nicht mehr dafür, dass das Ausland seinen autoritären Regierungsstil kritisiert.
Auch die Annahme, die russische Führung könne Sotschi für sich instrumentalisieren, ist falsch. Oder hat sich das Image der Ukraine nach der Ausrichtung der Fußballeuropameisterschaft 2012 nachhaltig verbessert?
Deshalb muss es darum gehen, Sotschi als Bühne zu nutzen. Gefragt wären nicht nur Sporttouristen, sondern vor allem AthletInnen, ihre Funktionäre, die Offiziellen, die Vertreter, die SportjournalistInnen. Sie genießen besonderen Schutz während der Wettkämpfe. Sie sollten ihn nutzen.
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Kommentar von
Barbara Oertel
Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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