Kommentar Schleswig-Holsteins Dauerkrise: Ein kaputtes Land

Die Menschen in Schleswig-Holstein scheinen sich daran gewöhnt zu haben, dass Täuscher, Trickser und Betrüger über sie entscheiden.

In Schleswig-Holstein ist die Regierung mit der vermutlich geringsten Legitimation in der Geschichte der Bundesrepublik im Amt: Nach einer Nachzählung nur noch mit einer hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme, mit über 20.000 Stimmen weniger als die Opposition.

Das wirklich Skandalöse ist, dass sich niemand im Land so richtig darüber aufregt. Peter Harry Carstensen (CDU) tut so, als könne er seelenruhig noch zwei Jahre weiterregieren, schwadroniert sogar von "Verantwortung", der er sich stellen wolle. Wem gegenüber denn? Gegenüber der Minderheit der Wähler? Den Landesvater als "lahme Ente" zu bezeichnen, ist schon fast eine Beleidigung für zigtausende Enten zwischen Nord- und Ostsee.

Aber auch die Opposition geht das Thema nordisch-unterkühlt an. Jede Haushaltskürzung empört sie mehr als Carstensens stures "weiter so" - auch, weil die SPD das fehlerhafte Wahlrecht mit verantwortet.

Offenbar ist in der politischen Kultur des Landes dauerhaft etwas kaputtgegangen. Nach Barschel- und Schubladenaffäre, "Heidemörder" und der öffentlichen Dauerfehde zwischen Carstensen und Stegner scheinen sich die Menschen in Schleswig-Holstein daran gewöhnt zu haben, dass Täuscher, Trickser und Betrüger über sie entscheiden. Da kommt es auf zwei Jahre unter einer illegitimen Regierung auch nicht mehr an.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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