Kommentar Schanzenviertel: Die Gewalt bleibt unser!
Gewalt kommt immer irgendwo her, ist also durch das gesellschaftliche Sein begründet - das ist so wahr wie gemeinplatzig. Aber sie wird dadurch nicht automatisch politisch oder gar legitim.
V ersteh einer die Autonomen: Da sorgen sie beim Schanzenfest vor ihrer Haustür die halbe Nacht für Ordnung wie ein Kleingartenverein. Und wenn das hinterher allenthalben gelobt und die Gewalt anderen Gruppen zugeschrieben wird, ist es auch wieder nicht recht. Dann versuchen sie den militanten Kampf einzugemeinden, als gelte es das Gewaltmonopol im Schanzenviertel zu verteidigen - ohne dass jemand die hochnotpeinliche Gewaltfrage gestellt hätte.
War das Gesäusel von Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) in der Bürgerschaft, das Schanzenfest sei ein "zartes Pflänzchen, das wir hegen, pflegen und stärken müssen" einfach zu viel für die alten Schanzen-Kämpen? Oder müssen sie um ihre Glaubwürdigkeit fürchten, wenn andere ihnen die Militanz wegschnappen?
Man kann die aufmunternden Worte der Schanzenfest-Organisatoren an die Randalierer, die die Lerchenwache angegriffen haben, auch als Nachwuchsarbeit verstehen. Nach dem Motto: Ihr gehört zwar nicht zu uns, verfügt aber schon mal über wichtige Basisqualifikationen.
Dass Gewalt immer irgendwo herkommt, also durch das gesellschaftliche Sein begründet ist - das ist so wahr wie gemeinplatzig. Aber wird sie dadurch automatisch politisch oder gar legitim? Dann ist es bis zur Rechtfertigung von Hooligan-Schlägern nicht weit.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten