Kommentar Schanzenfest-Krawall: Willkommene Randale
Wer sah, was da passierte, der konnte eindeutig erkennen: Hier wird Krawall provoziert, um das politische Überleben des Innensenators zu sichern.
I nnensenator Christoph Ahlhaus (CDU) ist zufrieden. Da es in der späten Nacht in der Schanze doch noch ordentlich gescheppert hat, hat sich seine Krawall-Prognose doch bestätigt. Doch eines muss festgehalten werden: Das Gros der Krawalle ist - wie im Juli - schon wieder hausgemacht und von der Polizei initiiert.
Sicher: Wenn eine größere Gruppe von Krawalltouristen die Lerchenwache angreift - dann bleibt der Polizei gar nichts anderes übrig, als den Angreifern nachzusetzen und sie strafrechtlich zu verfolgen. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln. Jedoch muss auch in diesem Fall die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Bei dem vermeintlichen Angriff auf das Lerchenrevier ist es letztlich nur um eine Sachbeschädigung gegangen, um mehr nicht. Dafür ganze Straßenzüge mit Wasserwerfern leer zu fegen und mit Festnahmeeinheiten feiernde Menschen zu traktieren, die den Schlagstock zu spüren bekommen, nur weil sie- in dem Bewusstsein nichts getan zu haben - nicht gleich rennen, ist nicht nur unverhältnismäßig, sondern rechtswidrig.
Wer die Szenen in jener Nacht gesehen hat, der konnte ganz eindeutig erkennen: Hier findet keine Strafverfolgung statt - hier wird der Krawall provoziert. Und den brauchte Ahlhaus, um sein politisches Überleben nach den Kapriolen vor dem Fest zu sichern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Aktionismus nach Magdeburg-Terror
Besser erst mal nachdenken
Deutungskampf nach Magdeburg
„Es wird versucht, das komplett zu leugnen“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Anschlag von Magdeburg
Aus günstigem Anlass