Kommentar SPD und Grüne: Autobahn Richtung Rot-Grün
Nach den Sondierungsgesprächen bewegen sich SPD und Grüne auf eine Koalition zu. Deren Inhalte müssen die Grünen noch ihrer Basis schmackhaft machen.
J etzt wird es also ernst. Sechseinhalb Stunden, so lange saßen die Führungsspitzen von SPD und Grünen beieinander, um herauszufinden, ob sie zusammenkommen. Wenn nur eine der beiden Seiten kein ernsthaftes Interesse an dieser Verbindung hätte, wären die Türen deutlich früher aufgegangen. Und die Luft wäre raus gewesen.
So aber rasen beide ohne Tempolimit auf einer Autobahn Richtung Rot-Grün. Das ist erst mal gut. Denn trotz aller Kabbeleien im Wahlkampf war doch eins immer klar: Rot-Grün wird von den Berlinern mehr als alles andere gewünscht. Diese Koalition passt zur aktuellen Stimmung der Stadt.
Der Spagat der Grünen
Es fehlt nur noch eins: die Inhalte. Die werden vor allem die Grünen schmerzen. Denn so etabliert die einstige Sponti-Partei längst sein mag, ganz losgelöst von ihrer Basis kann sie nicht agieren. Das musste die Parteispitze schmerzhaft im Wahlkampf erfahren. Weil sie ihren Anhängern nicht klarmachen konnte, wofür wenigstens theoretisch eine Koalition mit der CDU hätte gut sein können, fielen sie auf die Nase.
Jetzt steht sie erneut vor einem Kommunikationsproblem. Wie erklärt sie der kritischen Basis, dass sie den Bau der A 100 akzeptieren soll? Oder umgekehrt: Wie macht sie ihr klar, dass man zwar den Verzicht auf die Betonpiste durchsetzen, aber sonst kaum grüne Akzente setzen kann? Gelingt diesmal der Spagat, können sie tatsächlich ungebremst in Richtung Rot-Grün weiterrasen. Andernfalls setzen die Grünen ihre ganz große Chance vor die Wand. Und die ist rot-schwarz.
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