Kommentar Rote Khmer-Festnahmen: Fatale Ungläubigkeit
Die Aufarbeitung des Roten Khmer-Regimes ist für die Jugend wichtig. Und für die Opfer kommt die Genugtuung spät, aber nicht zu spät.
M it den jüngsten Festnahmen ehemaliger Rote-Khmer-Führer nimmt die juristische Aufarbeitung des Völkermordes in Kambodscha immer konkretere Formen an - endlich, muss man sagen. Dass die Menschen des bitterarmen und von korrupten Politikern und Funktionären regierten Landes sich derart lange gedulden mussten, verleiht dem Prozedere einen bitteren Beigeschmack.
Nicola Glass ist Südostasien-Korrespondentin der taz mit Sitz in Bangkok.
Die Regierung unter dem machthungrigen Premier Hun Sen hat in der Vergangenheit mehrfach signalisiert, dass sie eine Aufarbeitung der Kriegsverbrechen am eigenen Volk für überflüssig hält: Nach einer Generalamnestie 1998 für die restlichen Hardliner der Roten Khmer waren die meisten zur Regierung übergelaufen und haben längst wieder hohe Posten im kambodschanischen Staatsapparat inne.
Für die Opfer des Rote-Khmer-Terrorregimes, die seit fast dreißig Jahren immer wieder Gerechtigkeit gefordert haben, kommt die Genugtuung demnach spät - aber noch nicht zu spät. Vorausgesetzt, die für 2008 angesetzten Prozesse finden nun auch wirklich ohne weitere Verzögerungen statt. Damit würde sich das düsterste Kapital Kambodschas endlich schließen. Das Völkermord-Tribunal würde nicht nur mit der Vergangenheit aufräumen, sondern gleichzeitig auch die Zukunft des südostasiatischen Landes gestalten.
Der Gerichtsprozess ist nicht nur wichtig für die Überwindung des kambodschanischen Traumas. Er könnte auch das kollektive Denken und Fühlen vor allem der Generation beeinflussen, die nach Ende der Rote-Khmer-Terrorherrschaft geboren worden ist. Viele der jungen Leute, sagen Überlebende des Terrorregimes, wüssten kaum etwas von der furchtbaren Vergangenheit. Und könnten sich auch nicht vorstellen, dass sich so etwas Schreckliches jemals in ihrem Land ereignet habe. Deshalb ist es unumgänglich, dass die junge Generation über die Gräueltaten der Roten Khmer aufgeklärt wird. Nur mit nachhaltigem Wissen über das Terrorregime zwischen 1975 und 1979 kann verhindert werden, dass sich ein Morden dieses Ausmaßes wiederholt.
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