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Kommentar ReichtumsverteilungKlassenkampf von oben

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

In den USA gilt laut Mitt Romney: Wer arm ist, hat selbst schuld. Auch in Deutschland könnte mittelfristig ein Klassenkampf von oben einsetzen.

Die zwei Gesichter des Mitt Romney: ein reiches und ein reiches. Bild: dapd

M itt Romney wirkt auf Europäer ziemlich bizarr. Der republikanische Kandidat tappt in stets neue Fettnäpfchen. Jetzt hat er sich unmöglich gemacht, indem er 47 Prozent der US-Wähler als Schmarotzer diffamierte. Ein solches Verhalten scheint in Deutschland undenkbar, wo sämtliche Politiker um die „Mitte“ werben und inhaltliche Unterschiede von der CDU bis Grün kaum zu erkennen sind.

Doch so einfach ist es nicht. Auch der republikanische Präsident Ronald Reagan wurde in Deutschland lange nicht ernst genommen – und hat sich dennoch als Trendsetter für Europa erwiesen. In seine Amtszeit fiel die erste Deregulierung der Finanzmärkte, und mit ihm begannen die Reichen immer reicher zu werden. Weltweit.

Daher könnte es sein, dass auch Mitt Romney für einen Trend steht, selbst wenn er diese US-Wahl wohl eher nicht gewinnt und schon bald vergessen sein könnte. Denn bleiben wird die gnadenlose Polarisierung, die die amerikanische Politik prägt – und die die ebenso gnadenlose Ungerechtigkeit bei den Einkommen und Vermögen spiegelt.

Bild: taz

ist finanzpolitische Korrespondentin der taz.

Romney war ganz ehrlich. Der Multimillionär hat den Klassenkampf von oben erklärt. Wer arm ist, sei selbst schuld. Woraus für Romney automatisch folgt, dass es gerecht ist, dass das reichste Hundertstel der US-Bürger bereits 37,1 Prozent des gesamten Volksvermögens besitzt. Tendenz weiter steigend.

Noch also kommt uns Romneys Deutung der Gesellschaft typisch amerikanisch vor. Sie könnte aber zukunftweisend sein. Denn in Deutschland klafft eine riesige Lücke zwischen politischer Inszenierung und sozialer Realität. Während sich alle Parteien in der „Mitte“ drängeln, erodiert die Mittelschicht. Wie in den USA konzentriert sich das deutsche Volksvermögen auf wenige Familien, wie der neueste Armuts- und Reichtumsbericht ausweist. Gleichzeitig hat die untere Hälfte der Bevölkerung gar keinen Besitz, sondern höchstens Schulden. Auch Deutschland ist eine Klassengesellschaft.

Es könnte daher sein, dass mittelfristig ebenfalls ein Klassenkampf von oben einsetzt. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) ist zwar mit seiner „römischen Dekadenz“ gescheitert, die er den Arbeitslosen andichten wollte. Aber SPD-Populist Thilo Sarrazin war mit einem ähnlichen Anliegen überaus erfolgreich. Sein Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ vertrat im Kern zwei krude Thesen, die Rassismus und Eugenik eigenwillig mischten. Erstens: Muslime werden durch ihre Religion zur Dummheit verdammt. Zweitens: Die deutsche Unterschicht ist genetisch bedingt minderbemittelt. Aus beidem folgt für Sarrazin, dass die Reichen deswegen reich sind, weil sie die Intelligenten sind.

An diesen erstaunlichen Unsinn müsste man nicht erinnern, wenn nicht 60 Prozent der Deutschen in Umfragen angegeben hätten, dass Sarrazin „wichtige Dinge“ aussprechen würde. Insofern ist es denkbar, dass auch in Deutschland das politische Motto irgendwann schnörkellos lautet: „Eure Armut kotzt mich an.“

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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35 Kommentare

 / 
  • KK
    Karl K

    Das Unwort Netiquette? beie taz? ich glaub's einfach nicht! 3.0

     

     

    "Insofern ist es denkbar, dass auch in Deutschland das politische Motto irgendwann schnörkellos lautet: „Eure Armut kotzt mich an.“

     

    Ja wie? …weißer Stock, keine Augen ann' Kopp?

    Wie oben steht doch schon heute so oder âhnlich an jedem zweiten Kreischeisen-vulgo-Porsche et al, an hochhackigem Minipanzern ( korioser Weise fahrbar mit Klasse 3 !).

    Der Zahn mit Goldkrönchen, ' sponsert by Oma', tschüß bis Golf usw.

    In ihren Space-Kapseln mit Handy am Ohr wollen sie doch mit dem Leben, dem direkt fließenden Blut nichts zu tun haben.

     

    Und die taz ?  entblödet sich nicht die 'Partyevents' dieser asozialen Klasse mit dreistelligem Eintritt zu featern.

    Klar - mal schaun, was der Klassenfeind so macht.

    Ich schau auch hie und mal in LÜGT.

     

    Aber Beiträge wie ' Holt sie runter'  sind mir da dann doch zielführender,

    weniger lamoryant-voyeuristisch.

    Zu diesen Privatjet - gestützten Milchreisbubi-Bankern.

    Die Harvard- oder sonst Elite-Uni-gestählt bar jeglicher Eigenhaftung und Moralität

    weltweit per Jet und Laptop zur Befriedigung der Geldgier unterwegs sind.

    Sie ' unternehmen' im klassischen Sinne nichts.

    Geldturbo is their asocial  business. Holt sie runter!

     

    By the way: da diese Geld-Assis ja auch durchgängig keine Steuern zahlen,

    ist ein von den WirtschaftsDamen der taz favorisiertes Rettungsmodell der Rente schlicht unverständlich, weil dieserhalb schlicht asozial und Sozialstaats-widrig ( vgl Art 20 des Grundgesetzes).

     

    Längst haben doch die aus Zwanzigern bekannten Bündler - klassisch die Harzburger Front als Steigbügelhalter Hitlers -  wie Corpies und Burschenschaftler mit ihren Hackfressen wieder die Vorstands- und Aufsichrsratsetagen besetzt.

    In einer Schnittmenge mit den Freimaurern, Rotaryiern und Lions-Clubbern.

    Sie treiben die politische Klasse via Lobbying vor sich her.

    Verläßlich undemokratisch wie die Komission der EU.

     

    Das Pack - ich hab es satt. Here and now.

    Und nicht irgendwann - nach Romney.

  • RB
    Rainer B.

    In Amerika kann niemand Präsident werden ohne Zustimmung der Kapitalinhaber. Wahlkampf kostet dort

    richtig viel Geld. Auch Obama ist übrigens ein reicher Mann, wird aber von den Leuten nicht als

    Millionär wahrgenommen, weil er schwarz und intelligent ist. Dazu kommt noch, dass der Einfluss des Militärs und der Geheimdienste die Macht des Präsidenten relativiert. Wenn Obama wirklich geglaubt hatte, er könnte Guantanamo schließen, dann haben die Militärs und CIAs dies bis heute erfolgreich verhindert.

     

    Klassenkampf war und ist Fakt. Die SPD, die nie eine Arbeiterpartei war, wohl aber eine lange Tradition

    im Verrat von Arbeiterinteressen aufweisen kann, verweigert sich beharlich dieser Realität. Nach

    Schröder kann sie auch kaum noch jemandem erzählen, die Klassengesellschaft sei in dem Moment so gut wie

    überwunden, an dem die SPD die Regierung stellt. Für Ex-Kanzler Helmut Schmidt waren die Erschießungen

    von Demonstranten 1989 auf dem 'Platz des Himmlischen Friedens' in Peking folgerichtig, weil Gorbatschow die Halle des Volkes durch die Hintertür betreten musste und Deng Xiaping deshalb einen enormen Gesichtsverlust erlitt. Dass CDU und FDP seit vielen Jahren 'Klassenkampf von oben' betreiben, ist hinlänglich bekannt. SPD und Grüne haben dieselbe Programatik in Regierungszeiten nahtlos übernommen und umgesetzt.

     

    Klassenkampf findet heute auf einer anderen Ebene statt, als in den Geschichtsbüchern illustriert. Die

    herrschende Klasse ist sich eigentlich zu fein zum kämpfen und wenn, dann kämpft sie fast nie mit

    offenem Visier. Im direkten Vergleich hätte sie auch schlechte Karten, wie es ein anderer Leser hier

    bereits angemerkt hat. Der Unterschied zwischen Klassenkampf früher und Klassenkampf heute ist

    vergleichbar mit dem Unterschied zwischen personeller und struktureller Gewalt. Heute zeigt sich der Gegner nicht und es fließt sichtbar kein Blut mehr, sondern die eine Klasse legt die Strukturen so an, dass die andere finanziell und existenziell ausgeblutet wird. Wer erst einmal ausgelutscht ist, den wirft man in einen undurchschaubaren, schier unerträglichen Verwaltungssumpf bis er völlig kraftlos und

    resigniert Dinge tut, die er nie tun wollte, oder seinem Leben selbst ein Ende setzt.

  • A
    AntiFunt

    No, da werd ich gleich mal die Partei des Klassenkampfes von unten wählen - Ernst braucht nen neuen Porsche!

  • SS
    Susi Super

    @ Synoptyker

     

    Sie haben die Grünen vergessen. Die haben sich seit 1998 durch ihre neoliberale Politik genauso überflüssig gemacht wie die SPD!

  • LC
    Lara Croft

    Ja, auch in Deutschland herrscht "Klassenkampf von oben". Seit Rot-Grün regiert hat und die politischen Grundlagen gelegt hat, schreitet die soziale Spaltung der Geselschaft stetig voran.

     

    Gestern in der TV - Sendung von Anne Will über den Armuts- und Reichtumsbericht hat Frau Wagenknecht wieder mal beeindruckend treffend analysiert durch welche politischen Maßnahmen es zur steigenden Armut und dem zunehmenden dekadenten Reichtum einer minderheit gekommen ist und weiter kommt.

     

    Während der Knabe von der FDP wie der anwesende "Wirtschaftswissenschaftler" bisweilen stark an das dümmliche Gerede von Herrn Romney aus den USA erinnert haben.

  • E
    Eulenspiegel

    Dieser Romney ist aus dem Menschenschlag, der bei Revolutionen ganz schön einen auf die Fresse bekommt! Diese unverbesserlichen Schweinehunde sterben leider nie aus. Wie Unkraut, dass jede nützliche Pflanze erstickt und sich somit seinen Weg bahnt-,gehen diese "Fressen" vor. Wer einen neuen Krieg will und trotz Arbeit nicht verhungern will, muss Romney wählen! Diese Menschengattung ist von der , die Kriege schafft.

  • R
    rustdevil

    Den Satz "Es könnte daher sein, dass mittelfristig ebenfalls ein Klassenkampf von oben einsetzt." würde ich als rhetorisches Stilmittel einschätzen (Litotes?)

    Nehme ziemlich sicher an, die von mir geschätzte Autorin will die LeserIn zum Nachdenken anregen!

     

    Nach meiner Wahrnehmung jedenfalls ist dieser "Klassenkampf von oben" schon seit Kanzler Kohl in vollen Gange.

    Statistisch anschaulich nachweisbar, Stichworte u.A. Lohnquote, Lohnspreizung..

     

    Nächste Runde wird wohl die "Agenda 2020" werden, kürzlich in der Welt am Sonntag angesagt. Damit die Hysterie der absteigenden Mittelschichten auch weiter schön nach unten tritt, verortet Hr. Heinz Buschkowsky in der Bild "Neukölln ist überall!".

     

    Geographisch etwas irritierend, aber egal, das Teilen und Herrschen läuft weiter. Über Steuerparadiese weltweit und Abschreibungsmöglichkeiten für Bestverdienende hierzulande wird dann halt nicht gesprochen.

     

    Mir bleibt die Hoffnung das sich die unteren, sagen wir mal 90%, nicht auf ewig gegeneinander ausspielen lassen.

     

    ps:

    nähere Zahlen zu nicht-Einkommenssteuerzahlern in den USA hat Mother Jones:

     

    http://www.motherjones.com/politics/2012/09/charts-47-percent-romney-tax-data

  • AB
    Alexander Berg

    Was alle benötigen, können diejenigen, die es versprechen "durch die Bank weg" nicht realisieren; doch machen sie es der Mehrheit immer noch glaubhaft, die blauäugig wie Lemminge hinterherdackelt.

     

    Die Kernfrage ist: Was benötigt eine Gesellschaft in ihrem ureigenen Sinn, um zu leben und sich vernünftig entwickeln zu können?

    Mit der Antwort und es gibt nur eine, wird vom eigentlichen Politgeschehen und ihren Akteuren weggeführt.

     

    Da ist es vollkommen gleich, welche Parteifarbe oder Richtung. Ausnahmeslos alle politischen Richtungen sind überholt und beschäftigen sich mit der Bekämpfung von Symptomen, weil auch ihre Anhänger es nicht anders gelernt haben, Symptome als Ursachen zu definieren und bekämpfen zu wollen; gerade weil die Mehrheit nicht gelernt hat, in Zusammenhängen zu denken.

     

    Auch kann der stoische Versuch etwas als Links oder Rechts abstempeln zu wollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass klassische Politik mehrheitlicher Art obsolete ist und bleibt - denn sie ist unwirksam.

  • N
    Normalo

    Mitt Romney hat NICHT den Klassenkampf von oben ausgerufen. Er hat auch nicht behauptet, die Armen seien selbst schuld an ihrer Armut. Er hat nur gesagt, dass Viele von ihnen - im Gegensatz zum durchschnittlichen Republikaner - denken, sie hätten einen ANSPRUCH gegen die Staatsgewalt, sie mit allen möglichen Elementen der Existenzsicherung (und in gewissem Maße auch solchen des Wohlstands) auszustatten, und dass sie immer den Präsidentschaftskandidaten wählen werden, der ihnen verspricht, diesen Anspruch zu erfüllen (und dass er nicht dieser jemand ist).

     

    Liest man die Kommentare hier, lässt das sicher keinen Rückschluss auf die Behauptung zu, dass diese Beschreibung auf 47% der Amerikaner tatsächlich zutrifft. Aber unter den taz.de-Lesern ist die Trefferquote ziemlich beeindruckend.

     

    Ach ja, noch was: Reiche führen keinen Klassenkampf. Der Begriff ist Schwachsinn. Sie wollen ihren Wohlstand und die Sicherheit dieses Wohlstands mehren. Dafür brauchen sie Geld - wie jeder Andere auch, nur mit mehr Stellen vor dem Komma. Von wem sie das Geld bekommen, ist ihnen egal. Sie haben keine "Feind", dem sie speziell sein Geld abluchsen wollen. Was soll also dieses abstrus kriegerische Geschwafel? Soll das rechtfertigen, dass es umgekehrt die Transferempfänger und deren politische Sprachrohre immer nur in solch gewalttätigen Kategorien denken?

  • G
    Gallier

    Ich meine, dass viele Leute in Deutschland hoffen, dass die Konservativen in den USA an die Macht kommen, um auch hier, wie in ganz Europa die Polarisierung zu akzentuieren - das Klima dafür ist günstig. Der Verteilungskampf wird immer härter, immer unbarmherziger werden - kein Mitleid mit den sozial Schwachen, jeder ist seines Glückes Schmied.

  • J
    JimmyConway

    @Charles:

     

    Sind dann also alle Menschen egal ob sie in Deutschland die auf Basis von Leiharbeit oder in Amerika für 50 Stunden in der Woche 1400 EUR Brutto verdienen auch selbst schuld und es stört sie abends vor dem Einschlafen auch extrem, dass diese Menschen nach Hilfe vom Staat rufen, richtig?

     

    Ihr Argument zieht schon lange nicht mehr, das muss einfach mal so deutlich gesagt werden. Wir als solidarische Gesellschaft und gerade die Mitbürger in besseren Lebenssituationen sind quasi dazu verpflichtet gerade auch für diese Menschen mitzukämpfen und eine Gleichberechtigung zu erwirken. Das nennt sich Rechtsstaatlichkeit und ich als Bürger (egal aus welcher Schicht) habe Rechte und Pflichten und glauben sie mir, viele Menschen aus den bildungsfernen Schichten arbeiten härter als mancher BWL-Student jeweils arbeiten wird.

  • VW
    Vote with Bullets in your Heads

    Hier wie dort Korruption ohne Ende, denn nur bereits reiche Säcke haben durch diesen kommerziellen Wahlkampf überhaupt eine Chance gewählt zu werden oder sie machen es wie in Griechenland, wo sich SPD und CDU pünktlich vorm Wahlkampf Millionen aus der Staatskasse zu steckten.

  • H
    HoWe

    Das mit der "Klassengesellschaft" ist ja nun wirklich nichts Neues.Und Klassenkampf von oben wird hier eher versteckt,aber effektiv geführt. Man kann, wenn man will,das alles in der Literatur der letzten 200 Jahre nachlesen.

    Und neu ist auch nicht, dass in den USA von Seiten der Eliten damit offensiver umgegangen wird.

     

    Hier in Deutschland stellt sich beim Armuts- und Reichtumsbericht Frau von der Leyen vor die Kamera, auch Frau Nahles, und heuscheln Mitgefühl für die Armen und tun so, als wollten sie jetzt aber ganz bald was ändern an den Zuständen.

  • M
    Michel

    Guten Morgen, Frau Hermann!

    Haben Sie's auch schon erkannt? Noch ein paar brandaktuelle Neuigkeiten:

     

    - Kohl ist nicht mehr Kanzler

    - Menschen fliegen ins Weltall

    - Hitler ist tot, der Krieg ist aus

  • OR
    Ohne Romney

    Wer sonst als die Geld-Armen soll schuld sein na ihrer Geldarmut?

     

    Wer sich für das bürgerlich-marktwirtschaftliche System entscheidet muss doch zu dieser Schlussfolgerung kommen.

     

    Bürgerlich-marktwirtschaftliches System bedeutet, dass egal was du tust, ob Dachdecker, Bäcker, Programmierer oder Philosoph: am Ende sollst du das "vermarkten", Handel um Geld betreiben.

     

    Nur logisch, dass im Allgemeinen diejenigen, welche im Rahmen dieser Spielregeln das größte Talent zum Handel-treiben-um-Geld am meisten herausschlagen können.

     

    Würden Dachdecker die Spielregeln der Gesellschaft bestimmen, dann könnten die meisten Fondsmanager nicht mithalten. Aber es ist eben umgekehrt.

    Nur dass ein Fond nicht vor Regen schützt, nicht satt macht, sondern materiell vollkommen unnütz ist.

     

    Wer der bürgerlichen Marktwirtschaft anhängt braucht sich nicht zu beschweren, sondern sollte Romney bejubeln.

     

    Die anderen kämen Ohne Romney und Marktwirtschaft besser über die Runden.

  • WK
    Wilma Klein

    Guter Beitrag, er kratzt aber nur an der Oberfläche.

     

    Denn die Reichen müssen zwangsläufig immer reicher werden, ob sie wollen oder nicht. Eine Verzinsung (Rendite) von 4% auf 1 Million Vermögen bedeuten jedes Jahr 40.000 mehr auf dem Konto. 10 Millionen Vermögen sind schon 400.000 und 100 Millionen Vermögen machen 4 Millionen pro Jahr mehr auf dem Konto. Und das alles immer nur für EINE Person! Dieser Vermögenszuwachs für Wenige muss von den Vielen (Habenichtsen) erarbeitet werden, das wird immer vergessen. Auch Sarrazin ist da irgendwie blind...

     

    Dieser kalten Enteignung der Mehrheit kann eine Gesellschaft sich nur dann erwehren, wenn eine gerechte Vermögenssteuer eingefordert wird. Heute haben wir eine Kapitalertragssteuer von nur 25%, damit lassen sich die für unsere Gesellschaft so gefährlichen Vermögenscluster nicht beseitigen.

     

    Gruß,

    Wilma

  • GM
    Gerd Mueller

    der Klassenkampf von oben ist doch schon lange im Gange. Es gilt gegenzusteuern. Ent-Privatisierung der Krankenhaeuser, Schulen, ehemals kommunaler Betriebe. Vermoegensteuer, Finanztransaktionssteuer (aber ohne die Zocker-Derivate auszunehmen), den gesamten Krankheitsbereich umwandeln in einen Vorsorge- und Gesundheitsbereich. Rentenversicherung so umstellen, dass auch fuer geringere Einkommen keine private Zusatzvorsorge mehr erforderlich ist. Etc. etc...

  • C
    Celsus

    Die Kälte im Verhältnis zu anderen Menschen scheint da schon tief verinnernlicht zu sein. Da lesen wir zunächst von einem sehr wichtigen Republikaner, dass es in seinen Augen so etwas wie eine "legale Vergewaltigung" gibt. Zwar hat der Mann sich nach wütenden Protesten von Frauen entschuldigt und ein Missverständnis behauptet, aber ein Blick tief in den Charakter ist jetzt gelaufen.

     

    Gegen Abtreibung sind die frommen Republikaner auch - und das selbst nach Vergewaltigungen. Mein Bauch gehört mir? Na. Eher schon mein Geld gehört mir.

     

    Ich glaube nicht, dass er den Armen an sich schaden will. es erzürnt ihn nur, dass potentiell "sein" Geld für andere Menschen eingesetzt wird. Er ist gegen jede Form von Steuern bei Reichen, was der Masse gerne nach dem Motto beigebracht wird, das Geld ja so flüchtig sei.

     

    Selbstverständlich aber, dass der Reiche mit seinen hohen Verdiensten um sein Land und sein eigenes Geld von der Polizei geschützt wird, seine enttäuschten Erwartungen bei Fehlspekulationen großen Umfanges aus der Staatskasse zu ersetzen seien.

     

    In den USA sind die Vorg#nge weiter fortgeschritten als bei uns. Aber bei steigenden Arbeitszeiten und sinkenden Gehältern hat die Normalbölkerung immer weniger Anteil am steigenden Gesamtvermögen. In Deutschland besitzen inzwischen 2/3 der Bevölkerung kein oder ein geringes Vermögen! So jedenfalls der Sachverständigenrat zur begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bereits in seinem Jahresgutachten 2009/2010:

     

    http://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/download/ziffer/z482_z522j09.pdf

     

    Das Geheimnis der politischen Entwicklung ist wohl, dass diejenigen die meisten Ratschläge öffentlich hörbar erteilen (lassen) können, die über das meiste Einkommen und Vermögen verfügen. Wie heißt es so schön, wenn der Mensch einen Ratschlag annimmt, sollte er wissen, was der andere braucht!

  • RR
    Rainer Rauschenberg

    Was heißt hier "einsetzt"? Der Klassenkampf von oben findet doch längst statt.

  • T
    Tondern

    Äh, diese Einstellung

    ist doch seit Ayn Rand, RR Reagan M Theatcher bis Kohl, mit der Lebensprämisse "Jeder ist selbst der nächste", schon langelangelange angekommen!

     

    Ich hatte gehofft, dass mit OcupyWS Jean Ziegler etc langsam die Erkenntnis wächst, das wir in einer Kastengesellschaft mit extrem ungleich verteilten Chancen leben. Das neue gesellschaftliche Ziele mitmenschliche(auch alle Mitlebewesen nicht nur seit der letzten Dokumenta) öffentlich definiert werden... Hatte ich gehofft ;)

  • R
    rusti

    Die Asozialen und Neoliberalen Politclaquere proklamieren und setzen seit den Lambsdorffpapieren 1984 diese widerliche Ideologie radikal um. Geistig moralische WEnde!!! LOL Mit freundlicher Hilfe der SchröderFischertruppen.

  • V
    vantast

    Der Milliardär W.Buffett sagte:"Wir befinden uns im Krieg Reich gegen Arm. Und wir gewinnen gerade. Und das ist nicht richtig." Wenn man die Gesetze/Vorhaben von Regierungen sieht, wird fast immer der Besitzende bevorteilt (wodurch er noch mehr vom Staat bekommt).Selbst bei der Riester-Rente sind die Versicherungen die Gewinner. Und im Niedriglohnland D. subventionieren die Proleten die Banken. Die Richtung ist eindeutig.

  • C
    Charles

    Hier wird mal wieder fröhlich das eigene Weltbild weitergesponnen, in ebenso fröhlicher Ignoranz aller Fakten. Toller Journalismus.

     

    Romney hat meines Wissens nach nie gesagt, dass die Armen alle selbst schuld seien. In seinem kürzlich getätigtem Off-Kommentar hat er vor allem deren Ausruhen in der Opferrolle beklagt und die Tendenz der Unterschicht, die Verantwortung für das eigene Leben an den Staat und die Oberschicht abzudelegieren.

     

    Aber wenn man ein solches Mentalitätsproblem der Unterschicht nicht von einem Meritokratieanspruch auseinanderhalten kann, fällt es einem natürlich auch leicht, in jeder dummen Bemerkung gleich den heraufziehenden Klassenkampf zu sehen.

  • S
    Stratege

    Das Gesamtsystem ist bald sechshundert Jahre alt. Es begann mit Handels- und Kreditregeln im Mittelalter.

    Die Herausbildung eines Banken- und Finanzsektors und dessen unabhängige Wertschöpfung über Zins- und Zinseszinsregeln ist das Klassen-Beherrschungs-System.

    BASEL II und BASEL III haben praktisch das unternehmerische Risiko für Kreditgeber gegen NULL begrenzt. Heute haben wir ein unbesiegbares virtuell verankertes System, das sich gegen alle Revolutionsversuche selbst stabilisiert.

    Das Kapital hat gewonnen - und der Mensch ist als "zinsreproduzierendes Tier" domestiziert.

  • B
    bee

    Liebe Ulrike Herrmann, dieser Artikel wäre sinnvoll, aktuell und hellsichtig gewesen, hätten Sie ihn 1998 geschrieben.

  • S
    Synoptiker

    Guter Beitrag! Ulrike Herrmann und die Taz im Allgemeinen sorgen für eine Niveau-Verbesserung der deutschen Presselandschaft. Denn nicht nur konservative, national-konservative und neoliberale Politiker habe sich übel über Hartz IV-Empfänger, Arbeitslose und Aufstocker ausgelassen, auch die Schreibtischtäter hinter manchen Redaktionstischen haben ihren Beitrag geleistet, das Armut in Deutschland ein Schmuddel- und Versager-Image bekommen haben.

    Ergänzend möchte ich das Versagen der deutschen Sozialdemokratie beim Übergang in den globalen Neoliberalismus anfügen. Bis heute fehlt eine sozio-kulturelle-Antwort auf die Verwerfungen der Finanz gesteuerten Wirtschaftssysteme. Die 'Agenda 2010 war ein Katalysator in die Reichen-Republik, wie uns der 4. Reichenreport gerade eindeutig bestätigt.

    Die SPD wird bei der Bundestagswahl 2013 ein Desaster

    erleben, weil sie sich , wie aufgezeigt, selber überflüssig gemacht hat!

  • M
    menschenfreund

    Wurde da etwas verpasst?

    Wir haben in Deutschland nicht einen- sondern zig "Romneys". Der Unterschied ist, daß sich diese "Herrschaften" bedeckt halten. Näheres sagen neueste Statistiken über den grandiosen Erfolg der programmatischen Verarmungspolitik von CDU/CSU und SPD.

  • H
    harry

    diese dynastischen strukturen (einige reiche familien, die den großteil des volksvermögens besitzen und untereinander vererben) gehen einher mit einem neoroyalismus, der sich beispielsweise in äusserlichkeiten schon länger zeigt. z.b. kleidung (merkels golddurchwirkte wagnerrobe oder die königlich schlichte edelmode der liz mohn) sowie der fahrzeugausstattung (siehe luxuslimousinen und staatskarossen. blonde edelfrauen in dahlem, die in schwarz oder auch gerne reinweiss glänzenden panzerkutschen hund und kind zu den aupairs fahren). und das niedere volk zeigt sich beeindruckt und glotzt ehrfürchtig hinterher und macht bescheiden platz für die herrschende pracht.

    zeitschriften wie gala erfüllen den wunsch der teilhabe an der welt der edelmänner und -frauen.

  • TL
    Tim Leuther

    In der Demokratie gilt: Ein Mensch, eine Stimme. Daraus folgt: Die Mehrheit hat recht. Sie muss nicht wirklich recht dafür haben. Und wenn die Mehrheit ein Haufen ist, der Transferleistungen wöllte: Sie hätten recht. Recht auf die Transferleistungen. Denn Sie sind die Mehrheit. Genauso wie der Kunde recht hat, wenn er sagt ein Produkt ist blöd. Dann hat der auch recht. Auch wenn das Produkt super ist.

     

    Das sollten die Rommnys sich mal hinter die Ohren schreiben.

  • U
    Ulrich

    @Hermann

     

    dieser Kommentar der "Journalistin" Ulrike Hermann macht nur eins deutlich. Sie hat das Sarrazin Buch nicht gelesen (dann sollte man sich nicht entblöden es zu kritisieren) oder es nicht verstanden, dann sollte man es nochmal lesen. Ist langweilig ich weis, ist anstrengend klar, aber Erkenntnis ohne Anstrengung gibt es nun mal nicht.

  • H
    Hans
  • D
    Detlev

    Sarrazin ist nur die logische Konsequenz einer PR-Masche der SPD, die versuchte ihren wirren arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Kurs zu legitimieren. Und genau das denkt Sarrazin, hätte er durch sein Buch weiter vedeutlichen können.

    Dass diese Mischung aus einer großen Portion Rechtsextremismus besteht, hat viele Menschen geschockt, einer stillen großen Gruppe hat es gut gefallen.

     

    Und da muss man sich fragen warum? Warum kann ein Matt Romney mit solchen Ideen noch Chancen haben?

     

    Deutschland ging es am Besten, als es eine breite Mittelschicht hatte. Das war eine Wirtschaftsordnung, die durchaus gewerkschaftliche Forderungen erfüllte, ohne diese groß anzugreifen. Arbeitszeitverkürzung, humane Arbeitsbedingungen, Binnennachfrage und hohe, breite Sparquoten waren die Begleiterschungen.

    Heute verarmen immer mehr Menschen, müssen ihre Einkommen komplett verkonsumieren und dabei auch noch sparen. Soiziale Sicherheitssysteme sind brüchig geworden und halten häufig gerade in Krankheit und Alter nicht mehr. Das sind doch schon deutliche Symptome eines Klassenkampfs von Oben.

  • E
    Eddy

    Den Klassenkampf von oben haben wir doch schon seit Jahren. Banker werden auf Kosten der Unter- und Mittelschicht immer reicher, Manager verhindern Lohnerhöhungen und Inflationsgleich und schöpfen gleichzeitzig die erwirtschafteten Gelder ab, in die eigene Tsche. Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert.

  • S
    super

    "Auch in Deutschland könnte mittelfristig ein Klassenkampf von oben einsetzen."

     

    Darf man mal fragen auf welcher "Insel der Glückseligen" (PrenzelBerg?) Frau Hermann so in den letzten Jahren gelebt hat?

  • S
    studi_paul

    Das Sarrazin so sehr vom deutschen Volk gemocht wurde, liegt aber nicht an seiner "Unterschichts-Argumentation". Beziehungsweise: Die Deutschen haben mit Unterschicht einfach automatisch Proll-Türken verbunden und nicht den Manfred der zuhause sein KöPi trinkt und Marlboro raucht. Es zeigte sich der deutsche unterschwellige Rassismus, welcher in der Gesellschaft latent vorhanden ist.

     

    Hätte Sarrazin seine Moslem-Thesen weggelassen, er wäre gescheitert, wie Dekadenz-Westerwelle.