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Kommentar Razzien in der TürkeiDie Revolution frisst ihre Kinder

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Erdogan macht ernst: Nach den säkularen Gegnern hat er jetzt die islamische Konkurrenz am Wickel. Solidarität ist da die richtige Reaktion.

Mitarbeiter der Zeitung Zaman protestieren gegen die Razzia in ihrem Verlagshaus. Bild: ap

D ie freie Presse wird nicht schweigen“, riefen Mitarbeiter und Demonstranten vor dem Verlagshaus der Zeitung Zaman, als deren Chefredakteur Ekran Dumanli abgeführt wurde. Wieder wurden in der Türkei Journalisten festgenommen und wieder rückt das Land damit weiter weg von einem demokratischen Rechtsstaat.

Bei vielen kritischen Türken hinterlassen die pathetischen Appelle an die Pressefreiheit der Zaman-Leute allerdings einen schalen Nachgeschmack. Denn noch vor wenigen Jahren waren sich die jetzigen Kämpfer für die Meinungsfreiheit nicht zu schade, die Festnahmen anderer, linker und kemalistischer Journalisten hämisch zu kommentieren, nach dem Motto: das sind doch sowieso keine Journalisten, sondern alles Terroristen. Damals war Zaman noch ein Sprachrohr Erdogans und kämpfte zusammen mit der AKP für die islamische Revolution in der Türkei.

Jetzt frisst die Revolution ihre Kinder. Nachdem Präsident Tayyip Erdogan alle islamkritischen, säkularen Gegner im Land erledigt hat, sind nun die Konkurrenten innerhalb des islamischen Lagers dran. Zaman ist das Hausblatt der islamischen Gülen-Sekte. Die liefert sich seit zwei Jahren mit Erdogan einen erbitterten Kampf um die Führerschaft im türkischen Islam. Ihr Führer Fethullah Gülen, der seit Jahren in den USA lebt, beklagt jetzt in der SZ die Ein-Mann Diktatur Erdogans, zu der er ihm mitverholfen hat.

Die Konsequenz, mit der Erdogan alle möglichen Gegner aus dem Weg räumen lässt, ist beängstigend. Deshalb ist Solidarität mit Zaman Leuten die einzig richtige Reaktion. Das hat auch die säkulare Opposition begriffen. CHP-Chef Kilicdaroglu sprach von einem nicht hinnehmbaren Anschlag auf die Meinungsfreiheit, auch wenn das Blatt ihm über viele Jahre das Leben schwer gemacht hat.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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6 Kommentare

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  • Sorry. Bitte keine Unwahrheiten presentieren. Der Türkische Staatsanwalt hat Herrn Dumanli vorgeladen. Er hat die Einladun ignoriert und seine Adresse im Verlagshaus angegeben. Als die Polizisten kamen, ging Herr Dumanli auf das Dach und schrie kommt her und verhaftet mich. So etwas nennen wir Show. Türkei ist ein Rechtsstaat und jeder hat es zu akzeptieren. Mit Erdogan oder sonnst irgenjemanden hat es nicht zutun. Wenn ein Reporter zu gewallt aufruft wird derjenige es verantworten müssen. Das hat mit Pressefreiheit nichts zu tun. Pressefreiheit endet dort wo die Freiheiten anderer eigeschränkt wird. Ob es einigen gefällt oder nicht, die Türkei hat mit überwälltiger Mehrheit Erdogan gewählt. Das ist Demokratie und nicht dass, was Westen sich wünscht. Das muss Respektiert werden. In deutschland wurde auch eine gewählt was vielen nicht Recht ist aber sie werden respektiert. In der Türkei wurde ein Moslem gewählt und in Deutchland ein Christ, und .. Alle scheinen zufrieden zu sein sowohl die deutschen mit ihrer Regierung und die Türken mit ihrer. Und beide können sich nicht riechen. Alles beruht auf Gegenseitigkeit.

  • Genau diesen Erdogan haben 69 % der Deutsch-Türken gewählt!

    • @Theo Rhie:

      Vulkansturm ich habe ihrem Kommentar nichts hinzuzufügen. Mathe und Statistiken lesen ist halt nicht jedermanns Sache.

      • @Maho87:

        und @Vulkansturm

        8% Wahlbeteiligung wären für jede Hochrechnung mehr als Ausreichend.

         

        Abgesehen davon - die Argumentation das nur Erdogan Wähler gewählt haben, lässt ja den Umkehrschluss zu das die wahlberechtigten Deutsch Türken ihre demokratischen Landes-Genossen nicht unterstützt zu haben.

        Ob das ein besseres Bild gibt weiss ich nicht.

    • @Theo Rhie:

      Bei einer Wahlbeteiligung von nur 8 %.

      Bei den wenigen, für viele weit entfernten Wahllokalitäten, war aber auch die AKP weit im Vorteil, da sie eher über die Möglichkeiten verfügte, den Transport ihrer Wähler zu organisieren.

      Auch sollte man berücksichtigen, dass die große Zahl säkular orientierter hier lebender Türken, sich weitgehend mehr für das politische Geschehen in Deutschland interessieren und weniger leicht dazu zu bewegen sind, sich über eine komplizierte Prozedur im Internet Termine für die Stimmabgabe zu reservieren und dann auch noch weite Strecken bis zum Wahllokal zurückzulegen.

      Also bitte schön, nicht 69 % der Deutsch-Türken haben Erdogan gewählt.Das ist einfach nur gelogen. Von den am besten integrierten Deutsch-Türken haben auch viele gar keinen türkischen Pass mehr-

      • @vulkansturm:

        Und wenn schon. Er wurde demokratisch gewählt und alle haben es zu akzeptieren.