Peer Steinbrück gehört für mich zu der Grupper am stärksten verkannter und überschätzter Politiker. Grund: Auszahlungen an debile Bankmanager in Millionenhöhe, keine wirkliche Macht über angeschlagene Banken und dazu noch eine Rethorik, die offenbar nicht auf unser Land gemüntzt, sondern komplett seiner Phantasie entsprungen ist.
Ich frage mich, was er mit seinem Renten- und Steueramoklauf eigentlich bezwecken will?
Meine Vermutung ist, dass Steinbrück ins bürgerliche Lager einbrechen will.
Das wird ihm wohl auch gelingen, nur bricht dabei noch mehr an anderer Stelle weg und so bleibt die SPD angeschlagen.
Merkel kann kaum einen Fehler machen, liebe taz, denn sie kann einfach darauf hoffen, dass der Wähler mit der SPD, den Linken und den Grünen beschäftigt genug ist. Die SPD kann sich nicht gegen die CDU/CSU absetzen. Das ist die einfache und drastische Feststellung.
Nur Idioten haben geglaubt, dass die Person Steinmeier für den nötigen Kontrast sorgen würde. Gerade der SPD-Wähler ist stark verunsichert, was mit der Partei los ist, deswegen schaut er genauer hin. Und dann entdeckt er dort nicht viel. Die sozial-politische Ausrichtung der SPD ist immer noch nicht an der Basis verdaut. Das kann bei einer zyklischen, kapitalistischen Wirtschaftsentwicklung auch nicht anders sein. Und so entsteht Arbeitslosigkeit und Armut in diesem System, wenn die Krise kommt, im Aufschwung entstehen Jobs - ein großer Teil fällt auf schlecht-bezahlte oder gar durch ALG II aufzustockende Arbeit.
Damit haben die Anhänger der SPD ein Problem und das verunsichert. Aber die Führung der SPD will davon nichts hören und sehen, die stellen sich auf Stur und verteilen lieber großes Geld für miserable Taten an Banker. Und Peer Steinbrück ist der Mann der SPD, der am stärksten auf einem ganz eigenen Schiff seinen eigenen Törn steuert.
Für Steinbrück sind die negativen Wahlergbnisse einfach nicht existent. Er ist immer noch ganz oben und denkt, dass auch im November noch eine Limousine vor der Tür steht und er politische Entscheidungen trifft.
Und da irrt er sich - er vielleicht stärker als die anderen. Denn ich glaube, dass auch Steinbrück im Herbst Geschichte sein wird. Seine Steuerpolitik war sowieso niemals sozial, sondern eindeutig FDP bzw. CDU/CSU angepasst. Vielleicht hätte er besser an die Menschen gedacht, die SPD wählen sollen.
Die zahlen jetzt Steuern und müssen mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer in 2010 und 2011 rechnen, denn die Krise und die Verschenkaktionen des Finanzministers sind nicht gegenfinanziert. Und das bezahlen - wie immer - kinderreiche, normale Durchschnittsfamilien am härtesten, also genau dort wird gezahlt, wo die SPD in der Krise steckt.
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