Kommentar Opel: Detroit bleibt am Steuer
Erblindet von Magna stehen Betriebsräte und Politiker ratlos vor der Entscheidung von GM, Opel doch zu behalten. Dabei birgt dieser Zug mehr Vorteile als Risiken.
O pel soll nun doch bei General Motors bleiben. Der Autobauer hat, sicher nicht ohne Rücksprache mit der US-Regierung, eine strategische Entscheidung getroffen. Warum sollte der US-Konzern jetzt auch, ohne ganz große Not, anders handeln? Warum sollte er einer Firma New Opel, die von Magna oder irgendeinem anderen Unternehmen beherrscht würde, den europäischen Automarkt überlassen? Oder sich als Minderheitsaktionär in einem windigen Mischkonzern mit Mitarbeiterbeteiligung herumschlagen? Na also.
Klaus-Peter Klingelschmitt ist Inlands-Korrespondent der taz.
Die Amerikaner wissen längst, dass sie in den harten Zeiten des Klimawandels und der hohen Spritpreise nicht auf das Ingenieurwissen der rund 5.000 Beschäftigten im Technischen Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim verzichten können, wenn sie in Zukunft auch in den Vereinigten Staaten moderne Autos bauen wollen.
Für die Beschäftigten bei Opel und Vauxhall in Europa muss das kein Nachteil sein. Der aktuelle Verlustbringer Magna mit seinen fragwürdigen Partnern war nie die bessere Alternative zu einer konzerninternen Lösung, die sich der Absatzprobleme von Opel in Europa annimmt. An einer Verbesserung seiner Produktpalette hat Opel in den letzten beiden Jahren selbst hart gearbeitet. Jetzt müssen noch Überkapazitäten abgebaut werden. Klar, das kostet Jobs. Aber auch Magna wollte schließlich mehr als 11.000 Stellen abbauen - und die Bestandsgarantien für die Werke waren bei Licht betrachtet wenig wert.
Für die Opelaner ändert sich jetzt erst einmal nichts. Fatal ist nur, dass die Betriebsräte, die IG Metall und auch die meisten Politiker für den jetzt eingetretenen Fall X keinen Plan B haben. In ihren Hirnen lag schließlich immer nur ein großer Zettel. Und da stand Magna drauf. Dumm gelaufen.
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