Kommentar Opel: Detroit bleibt am Steuer
Erblindet von Magna stehen Betriebsräte und Politiker ratlos vor der Entscheidung von GM, Opel doch zu behalten. Dabei birgt dieser Zug mehr Vorteile als Risiken.
O pel soll nun doch bei General Motors bleiben. Der Autobauer hat, sicher nicht ohne Rücksprache mit der US-Regierung, eine strategische Entscheidung getroffen. Warum sollte der US-Konzern jetzt auch, ohne ganz große Not, anders handeln? Warum sollte er einer Firma New Opel, die von Magna oder irgendeinem anderen Unternehmen beherrscht würde, den europäischen Automarkt überlassen? Oder sich als Minderheitsaktionär in einem windigen Mischkonzern mit Mitarbeiterbeteiligung herumschlagen? Na also.
Die Amerikaner wissen längst, dass sie in den harten Zeiten des Klimawandels und der hohen Spritpreise nicht auf das Ingenieurwissen der rund 5.000 Beschäftigten im Technischen Entwicklungszentrum von Opel in Rüsselsheim verzichten können, wenn sie in Zukunft auch in den Vereinigten Staaten moderne Autos bauen wollen.
Für die Beschäftigten bei Opel und Vauxhall in Europa muss das kein Nachteil sein. Der aktuelle Verlustbringer Magna mit seinen fragwürdigen Partnern war nie die bessere Alternative zu einer konzerninternen Lösung, die sich der Absatzprobleme von Opel in Europa annimmt. An einer Verbesserung seiner Produktpalette hat Opel in den letzten beiden Jahren selbst hart gearbeitet. Jetzt müssen noch Überkapazitäten abgebaut werden. Klar, das kostet Jobs. Aber auch Magna wollte schließlich mehr als 11.000 Stellen abbauen - und die Bestandsgarantien für die Werke waren bei Licht betrachtet wenig wert.
Für die Opelaner ändert sich jetzt erst einmal nichts. Fatal ist nur, dass die Betriebsräte, die IG Metall und auch die meisten Politiker für den jetzt eingetretenen Fall X keinen Plan B haben. In ihren Hirnen lag schließlich immer nur ein großer Zettel. Und da stand Magna drauf. Dumm gelaufen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundesregierung und Trump
Transatlantische Freundschaft ade
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
ifo-Studie zu Kriminalitätsfaktoren
Migration allein macht niemanden kriminell