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Kommentar Numerus ClaususNach dem Turbo-Schwachsinn

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Vor den Unis stauen sich die BewerberInnen für die beliebten Fächer. Dabei ist es viel zu früh, sich schon mit 18 für ein Studienfach entscheiden zu müssen.

Alternativen zur Uni: Freiwilligendienst, hier bei einer Ausgrabung in Brandenburg. Bild: dpa

E s ist eine der Absurditäten im Bildungssystem, dass hiesige SchülerInnen das Abitur so schnell wie möglich machen sollen, am besten nach 12 Jahren – und dass genau dieses Turboabitur dann für ungewollte Entschleunigung sorgt. Auch in diesem Jahr werden Zehntausende von Abiturienten vor hohen Anforderungen des Numerus clausus stehen und darüber nachdenken, wie sie die Zeit herumkriegen beim Warten auf den begehrten Studienplatz.

Klar gibt es Fächer mit niedrigeren Hürden, aber nicht jedeR kann und will Mechatronik in Ingolstadt studieren. Stattdessen stehen neben Medizin und Jura Biologie, Psychologie und Betriebswirtschaftslehre oben auf der Wunschliste der Abiturienten, am liebsten in einer partylastigen Metropole.

Genau diese Vorlieben verdeutlichen das Problem: Mit 18 Jahren sucht man zwar seine Identität, aber nicht unbedingt einen Beruf, den man dann bis zum 67. Lebensjahr ausüben soll. Dafür ist es eine zu frühe Lebensphase. Es hat seinen Grund, warum etwa in den USA die ersten Jahre an den Colleges Basisstudiengänge angeboten werden und die Fachentscheidung erst später verlangt wird.

Die Engpässe an den Universitäten nutzen daher viele Abiturienten für eine selbstgemachte Zwischenphase, und das hat durchaus sein Gutes. Wer erst mal in Neuseeland Äpfel pflückt, im Altersheim SeniorInnen versorgt oder den Rettungssanitäter macht, verschwendet keine Zeit. Allerdings sollten sich danach in überschaubarer Zeit Bildungsperspektiven eröffnen, sonst muss die Politik mit Studienplätzen nachbessern.

Wenn der Andrang der Studienbewerber ab dem kommenden Jahr rein statistisch abnimmt, muss sich die Lage entspannen. Im besten Fall haben sich dann auch die Normen verändert: Schnell fertig zu werden, ist dann kein Zeichen von Elite mehr. Die Idee der „Turbo-Abschlüsse“ in viel zu jungen Jahren ist Schwachsinn gewesen.

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Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
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3 Kommentare

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  • F
    Fuffziger

    "Mit 18 Jahren sucht man zwar seine Identität, aber nicht unbedingt einen Beruf, den man dann bis zum 67. Lebensjahr ausüben soll."

     

     

     

    Wie bitte???!!!

     

     

     

    Aber mit 16-18 dürfen diese "Teenies" an die Wahlurnen, sie werden nach begangenen Verbrechen nach dem Jugendstrafrecht meistens frei gesprochen, etc...

     

     

     

    Vor nicht mal einigen Jahrzehnten hatten solche jungen Menschen schon längst Familien gegründet und nicht gejammert!!!

     

     

     

    Das sind die Folgen der inkompetenten 68er-Rot-Giftgrünen Tagträumer!!!

  • S
    Sven

    Trotz meines Studiums muss ich mich über die wahrgenommene Lebens- und Weltfremdheit der Autorin doch ein wenig wundern, wenn sie schreibt:

     

     

     

    "Mit 18 Jahren sucht man zwar seine Identität, aber nicht unbedingt einen Beruf, den man dann bis zum 67. Lebensjahr ausüben soll. Dafür ist es eine zu frühe Lebensphase."

     

     

     

    Man erwartet ja auch nicht von 15/16-Jährigen, sich für einen Ausbildungs-Beruf zu entscheiden, denn sie (voraussichtlich) bis zu ihrem 67sten Lebensjahr ausüben müssen.

     

     

     

    Nein, das kann niemand von diesen jungen, unreifen, nicht einmal fertigen Menschen verlangen. Oder?

     

     

     

    Lieber sollen die Studenten noch ein paar Jahre länger mit dem humanistischen Allgemeinbildungsideal gefüttert werden, das schon in den 12 Jahren ihrer Schulausbildung so hervorragend funktioniert hat. Eine frühzeitige Spezialisierung, gar eine Entscheidung für das spätere Leben, mögen sie dann doch bitte erst mit 30 (oder doch 25?) treffen.

     

     

     

    Mal ganz davon abgesehen, dass die Autorin dabei davon auszugehen scheint, dass eine Entscheidung für ein Studium einen absolut starren Lebensweg vorgibt. Da bleibt mir nur ein ironisches: "Ganz sicher!"

  • J
    Jörg

    Turbo-Abitur? Schwachsinn? Bitte schaut doch mal,über den ach so kleinen Tellerrand? In fast allen Ländern der Welt dauert die Schule nur maximal 12 Jahre, und ich habe nicht gehört, daß sich dort die Absolventen nicht richtig entscheiden könnten. So z.B. In UK, wo ich länger gelebt habe. Und bei uns soll das nicht gehen?? Ach ja, ich vergaß, "wir haben das ja schon immer so gemacht". Wie konservativ!