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Kommentar NorwegenLinke Versäumnisse

Reinhard Wolff
Kommentar von Reinhard Wolff

Norwegens Sozialdemokraten haben eine ideologische Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten dem Jugendverband überlassen. Das muss sich dringend ändern.

W ie geht es weiter in Norwegen? Wird es nie mehr das gleiche Land sein? Oder wird man es "schnell wiedererkennen", wie Ministerpräsident Jens Stoltenberg am Montagabend den hunderttausenden Teilnehmern bei den Gedenkfeiern versicherte?

Wenn tatsächlich mehr Offenheit und mehr Demokratie die Antwort auf den Terror sein sollen, dann wird sich Norwegen auch unbequemen Fragen stellen müssen.

Die erste sollte dem künftigen Umgang mit der rechtspopulistischen Fortschrittspartei gelten. Dass der Terrorist Behring Breivik über viele Jahre seine politische Heimat dort suchte und fand, war kein Zufall. Und wenn deren Vorsitzende jetzt mit unschuldigem Augenaufschlag verkündet, das sei ja "ein fürchterlicher Albtraum", dann hofft sie offenbar, ihre eigenen Sprüche von der "schleichenden Islamisierung Norwegens" seien schon vergessen.

Bild: privat
REINHARD WOLFF

ist Skandinavien-Korrespondent der taz.

Oder die anderer führender Vertreter dieser Partei, die verkündeten, der Islam sei eine gewaltsame Religion mit dem Ziel, die endgültige Weltherrschaft zu erringen. Schon bei den Kommunalwahlen im September könnte sich zeigen, ob zumindest ein Teil der Sympathisanten dieser Partei jetzt nachdenklicher geworden ist.

Nachdenken ist auch bei Stoltenbergs Sozialdemokraten angesagt. Die Partei hat eine ernsthafte ideologische Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten allzu oft vermissen lassen. Das überließ sie weitgehend dem Jugendverband AUF, den Jungsozialisten. Nicht von ungefähr wurden die Organisation und ihr Sommerlager zur speziellen Zielscheibe von Behring Breiviks Hass.

Norwegens Linke muss sich vorwerfen lassen, der Fortschrittspartei fast kampflos ein politisches Terrain überlassen zu haben, das diese im Lauf der Jahre stetig vergrößern konnte. Sie hat auch keinen entschiedenen Gegenkurs gegen deren einwanderungsfeindliche Linie gefahren aus Furcht, damit womöglich den ein oder anderen Wähler aus den eigenen Reihen zu verschrecken.

Von nationalen Krisen haben in Norwegen in der Vergangenheit traditionell die Sozialdemokraten profitiert. Die nächsten Parlamentswahlen sind erst in zwei Jahren. Zeit für die rot-rot-grüne Regierung, den Schock in positive Energie umzuwandeln. Zeit, das Land tatsächlich weiter zu öffnen und den NorwegerInnen zu sagen: Wir brauchen Einwanderung. Sie wird nicht den Wohlstand gefährden, sondern die Zukunft sichern.

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Reinhard Wolff
Auslandskorrespondent Skandinavien und das Baltikum
Lebt in Schweden, schreibt seit 1985 für die taz.
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16 Kommentare

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  • M
    Momo

    Einwanderung sollte kein Selbstzweck sein und zudem auch inhaltlich begründet werden. Als purer Liebesdienst zu Gunsten der Wirtschaft (Stichwort: Lohndrückerei) sollte Einwanderung nicht betrieben werden.

  • S
    Solveign

    Wenn ihr es mit eurer Hetze schon so wollt, dann muß auch die Frage erlaubt sein, wie es den Norwegern mit den Einwanderern geht, v. a. den islamisch geprägten. Mitte/Ende der 80er gab es in Oslo bereits ein Araberviertel, das Paris alle Ehre machte. Darüber darf man reden. Oder etwa nicht? Ich wundere mich über die Einseitigkeit der Verlautbarungen in Deutschland und über die Heftigkeit.

  • M
    Meike

    "Zeit, das Land tatsächlich weiter zu öffnen und den NorwegerInnen zu sagen: Wir brauchen Einwanderung".Um was geht es dem Autor nun wirklich? Braucht Norwegen wirklich mehr Einwanderung, oder nützt der Autor einfach seine Rolle zur Propagierung seiner Ideologie? Erstaunlich, dass bei der taz alle wissen, wieso der Typ durchdrehte, wer schuld hat und was Norwegen braucht. Denkt einer der Autoren und der taz Leute auch noch nach?

  • C
    Chris

    Was für ein dummer Kommentar.

    Der Autor outet sich zwischen den Zeilen m.E. als undemokratisch, er zeigt auch kein Verständnis für die politische Realität in einer Demokratie.

     

    Wünscht sich hier jemand etwa die DDR zurück, diesmal halt auf Europaebene ?

    Von einer Mehr-Parteien-Einheitspolitik sind wir eh nicht mehr weit entfernt.

     

    Apropos: hätte die damalige Bundesregierung als Reaktion auf die RAF alles "Linke" (was ja, analog zur "Islamkritik", irgendwie kommunikativ zusammenhängt) bekämpfen sollen ?

  • B
    broxx (Rechtspopulist)

    "Die erste sollte dem künftigen Umgang mit der rechtspopulistischen Fortschrittspartei gelten."

    Ähm, ich fand die Grünen in meiner Jugend mal ganz reizvoll. Muß man in Deutschland deswegen den Umgang mit den Grünen überdenken? Linkspopulistischer Blödsinn!

  • R
    Reidun

    Ich würd sagen, spart euch eure Kommentare aus Deutschland. Die Norweger brauchen euch sicher nicht.Zu unserer sonstigen Unterhaltung gibt es fundierteres.

  • A
    Aaron

    "Zeit, das Land tatsächlich weiter zu öffnen und den NorwegerInnen zu sagen: Wir brauchen Einwanderung. Sie wird nicht den Wohlstand gefährden, sondern die Zukunft sichern."

     

    Und es würde keine zwei Monate dauern und es würde wieder jemanden geben, der einen Mist macht wie der Herr Behring. Vielleicht wäre es in erster Linie eine gute Idee, die Einwanderungspolitik zu überdenken und den Leuten keinen Grund zu geben, sich Parteien wie der Fortschrittspartei anzuschließen.

  • A
    Andreas

    Der Artikel beschreibt sehr zutreffend die Situation in Norwegen. Mit Thilo Sarrazin wurde ja eine ähnliche Diskussion in Deutschland eröffnet, allerdings mit der deutschen Note der genetischen Unreinheit, was sich natürlich aufgrund der Tradition in der Geschichte erklären läßt.

     

    Da aber mangels Jugend in der SPD bzw. deren Jugendorganisationen die Auseinandersetzung mit den Rechtspopulisten eher eine untergeordnete Rolle spielen, ist natürlich besonders die grüne Bewegung im Visir der Haßprediger. Wer glaubt in Deutschland könnte sowas nicht passieren, wird sich wohl an die diveresen Wehrsprtgruppen erinnern lassen müssen.

     

    Wir können aber sicher sein, dass unsere Sozialdemokraten einen ganz anderen Weg gehen werden, fehlt nur noch eine Agenda 2020 für eine Integrationspolitik, am besten noch von Thilo Sarrazin persönlich, was ja irgendwo bei den Genossen ja Tradition hat...

  • D
    deltongo

    Ich musste mich erst vergewissern, ob die "Grünen" tatsächlich in Norwegen zusammen mit Stoltenberg die Auseinandersetzung mit Stoltenberg scheuen. Schließlich bin ich kein Norwegen-Kenner. Wikipedia erklärt aber, dass mit Stoltenberg nicht das norwegische EGP-Mitglied "Miljøpartiet De Grønne", sondern die bäuerlich orientierte "Senterpartiet" als "Grüne" koalieren. Auch wenn die Zielrichtung des Kommentars vielleicht eine andere sein dürfte. Etwas mehr Hintergrund in diesem Kontext würde ich sehr begrüßen. Besten Dank.

  • M
    Mika

    Redet ihr auch von "linken Versämnissen" und Islamophobie wenn in Deutschland in irgendeiner Schule wieder irgendeiner durchdreht und 20 Leute abknallt? Viellleicht ist die Welt nicht so Eindimensional wie es sich die taz und die Autoren zurecht biegen.

  • E
    erikius

    Wieviele Jahre ist Breivik schon nicht mehr Mitglied in der Fortschrittspartei? Warum sollte sich die Fortschrittpartei über den Angriff freuen? War Sie nicht selber Teil der Attacke - schließlich sitzen die auch im gebombten Regierungsvietrtel - ganz so weit scheint es mit der Verbundenheit von Breivik ja nicht her zu sein...

     

    Nur zur Erinnerung: Wie haben einen Satsi-Gisy im Bundestag sitzen...

    Schilly hat ehemals aus Überzeugung RAF Terroristen verteidigt und wurde später Minister. Ströbele war ebenfalls ein offener Sympatisant und macht heute Politik, ebenso hatten wir mal einen Minister Joschka Fischer...

    Cohn Bendit war seinerzeit für mehr sexuelle Kontakte zu Kindern und in der Odenwald-Schule wurden über Jahre Kinder missbraucht, ist die gesamte Linke jetzt pädophil?

    Was machen wir mit Moscheen, alles schließen weil es bisher ungezählte Attentate von Islamisten gab?

     

    Wir sollten im Angesichte des Anschlages weder das Denken noch unsere Demokrtaie aufgeben.

  • S
    Slobo

    Für dieses Attentat sind wir alle verantwortlich. Insbesondere die Leute, die ihr rechtspopulistisches Gedankengut unters Volk gebracht haben (Sarrazin war nur einer von vielen). Aber genauso sind wir alle schuldig, die diesen ausländerfeindlichen Parolen öffentlich nicht deutlich genug widersprochen haben. Dadurch entstand nämlich der Eindruck, dass die Parolen allgemein akzeptiert und gültig wären.

     

    Das rechtspopulistische Gedankengut ist meiner Meinung das, was den Täter zu seinem Amoklauf motiviert hat. Es ist die Basis für sein Handeln gewesen...Jetzt sollten wirklich alle aufwachen und diese rechtspopulistischen Narren öffentlich in die Schranken weisen. Sarrazin, NPD, ....

  • RD
    Richard Detzer

    Was im Kommentar schön herausgestellt wird, ist der schöne Umstand, daß die sozialen Parteibonzen gnadenlos ihre Jugend opfern, wenn sie dafür ihre fette und wohlgesonnene Parlamentsumgebung behalten können. Aber das sollte ja spätestens seit der sozialen Revolution bekannt sein.

     

    Schluß jetzt mit diesem paranoiden ideologischen Wahngebilde Sozialdemokratie!

  • T
    tageslicht

    Und in China ist ein Sack Reis umgefallen.

     

    Mal ganz ehrlich. Was für ein blöder, überflüssiger inkonstenter Kommentar. Was denn nun? Auf der einen Seite wird kritisiert, dass die Sozialdemokraten den Rechtspopulisten politisches Terrain überlassen haben (Ja was denn sonst? Sollen die Sozen auch "Muslime raus" gröhlen? Das impliziert auch der Satz, dass man keine Wähler aus der eigenen Reihe verschrecken wolle)

     

    Später heißt es dann, die Energie zu nutzen, um sich weiter zu öffnen. Mal eben eine 180 Grad Wende.

    Ich finds ja total gut, liebe Taz, dass ihr Auslandskorrespondenten unterhaltet, aber der Kommentar hier ist einfach dämlich. (Sachbezogene Kritik, nicht autorenbezogene. Wenn euch die Ausdrucksweise trotzdem zu heftig ist, tauscht das Wort meinetwegen aus.)

  • H
    Hobo

    Die deutschen Sozen sind da noch besser: Die erklären sogar öffentlich, dass ein rechter Wirrkopf und Volksverhetzer wie Herr Sarrazin, dessen Thesen sich auch beim norwegischen Attentäter finden lassen, zum Meinungsspektrum der Partei gehört.

  • JN
    Jens Neumann

    Man sollte natürlich beim Sprechen die SV (Sosialistisk Venstre), die Sozialistische Linkspartei nicht vergessen. Diese hat immer klar und deutlich Stellung bezogen. Dass dies nun viele im Lande tun, ist umso besser. Dies von einem teilweise erschreckenden Hass bürgerlicher Politiker auf alles was links riecht, auch in Schweden, zu trennen, ist gar nicht so leicht. Sozialdemokraten- und Linkenbashing ist zumindestens in Schweden ein Teil des "guten Tones" in Zeitungen wie Dagens Nyheter oder Svenska Dagbladet.

    Den kruden Argumentationen der Frp in Norwegen beizukommen ist nicht so leicht, bauen diese doch zu oft auf einen puren Wohlstandschauvinismus.