Auf Bauernhof von Breivik: Polizei zündet Sprengstoff
Auf der Farm des Attentäters von Oslo hat die Polizei weiteren Sprengstoff gefunden. Derzeit fahnden die Ermittler nach einem gewaltbereiten Breivik-Verehrer. Breivik gilt als suizidgefährdet.
OSLO dpa/afp | Nach den Anschlägen in Norwegen gehen die Ermittler weiter der Frage nach, ob Attentäter Anders Behring Breivik nicht doch Helfer hatte. Offen ist auch, ob der 32-Jährige zu rechtsextremistischen Gruppen im Ausland welche Verbindungen unterhielt. Für Aussagen über angebliche Mittäter stellt der inhaftierte Massenmörder offenbar Forderungen an die Polizei. "Es waren verschiedene Forderungen. Einige dieser Forderungen konnten wir ganz unmöglich erfüllen", sagte der Sprecher der Osloer Kriminalpolizei, Pål Hjort Kraby, am Abend in der Online-Ausgabe der Zeitung Verdens Gang. Nach unbestätigten Medienangaben soll er etwa Zugang zu einem eigenen Computer mit dem von ihm verfassten, 1.500 Seiten umfassenden Manifest sowie dem Online-Lexikon Wikipedia verlangt haben.
Wegen eines verdächtigen Gepäckstücks war am Mittwochmorgen bereits der Hauptbahnhof in Oslo teilweise geräumt worden. Nach Angaben eines Bahnsprechers wurde an einem Flughafenzubringer ein offenbar herrenloser Koffer entdeckt.
Wie der Fernsehsender TV2 berichtete, waren Hunde zum Aufspüren von Sprengstoff im Einsatz. Die Polizei sucht demnach nach einem 25 bis 30 Jahre alten Mann mit einer schwarz-weißen Kopfbedeckung. Er soll dem Bericht zufolge kurzzeitig in einen der Busse eingestiegen sein, die zurzeit die Bahn zum Flughafen ersetzen. Er habe den Koffer abgestellt und sei dann wieder ausgestiegen.
Am Dienstag brachte die Polizei auf dem Bauernhof von Breivik Sprengstoff kontrolliert zur Explosion. Wie norwegische Medien am Abend berichteten, konnte eine Behördensprecherin nicht sagen, um was für einen Sprengstoff es sich gehandelt habe. Auch zur Menge wurden keine Angaben gemacht. Die Farm rund 160 Kilometer nördlich von Oslo sei von Breivik angemietet gewesen.
Unterdessen steht Breivik im Gefängnis unter permanenter Beobachtung, weil die Polizei einen Selbstmordversuch befürchtet. "Der Inhaftierte wird mit Blick auf einen möglichen Selbstmord kontinuierlich überwacht", sagte der Osloer Kriposprecher Pål Hjort Kraby im Fernsehsender TV2.
"Zellen" mit Gleichgesinnten
Breivik hatte bei seinen zwei Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utøya am Freitag mindestens 76 Menschen getötet. Bei Polizeiverhören und vor dem Haftrichter behauptete er, dass es zwei weitere "Zellen" mit Gleichgesinnten gebe, mit denen er zusammengewirkt habe.
Die norwegische Polizei begann am Dienstag damit, die Namen von Opfern der Terroranschläge zu veröffentlichen. Sie will Namen aller mindestens 76 Toten nach und nach bekanntgeben, sobald sie identifiziert und die Angehörigen unterrichtet sind.
Breiviks Verteidiger will auf fehlende Zurechnungsfähigkeit seines Mandanten plädieren. "Die ganze Sache deutet darauf hin, dass er geisteskrank ist." Der 32-Jährige glaube, er befinde sich in einem Krieg, schilderte sein Anwalt Geir Lippestad. "Und wenn du in einem Krieg bist, kannst du Dinge wie diese machen", erläuterte er die Sicht seines Mandanten. Der Attentäter habe kein Mitgefühl mit den Opfern.
Breivik hatte die Anschläge gestanden, aber auf nicht schuldig plädiert. Noch in dieser Woche sollen zwei Rechtspsychiater benannt werden, um seine Zurechnungsfähigkeit zu untersuchen.
Die Staatsanwaltschaft bereitet eine Anklageerhebung entweder nach dem Terror-Paragrafen oder wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Die Maximalstrafe beträgt im ersten Fall 21 und im zweiten 30 Jahre Haft. Fristen für eine Anklageerhebung oder den Prozess haben die Behörden in Oslo nicht genannt.
Gewaltbereiter Breivik-Verehrer gesucht
Die norwegische Polizei fahndet nach einem möglicherweise gewaltbereiten Verehrer des mutmaßlichen Attentäters Anders Behring Breivik. Der Mann identifiziere sich mit Behring Breivik und gelte als psychisch instabil und gefährlich, berichtete der Fernsehsender NRK am Mittwoch. Die Polizei veröffentlichte ein Foto des 42-Jährigen, der nach einem Angriff auf eine Polizeistation erst am Montag aus dem Gefängnis freigelassen worden war. Polizeisprecher Per Thomas Omholdt sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe keine direkte Verbindung zwischen dem Verdächtigen und den Anschlägen vom Freitag. Der Mann solle aber festgenommen und von einem Arzt untersucht werden.
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