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Kommentar Nobelpreisträger ObamaDas falsche Signal

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Der Friedensnobelpreis zeigt erneut, dass sich das Nobelkomitee in die Politik einmischen will. Obama selbst wird er wenig nützen.

Schade. Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Barack Obama setzt das falsche Signal. Sie schadet dem Preis - und sie nutzt nicht einmal dem Geehrten.

Umstritten waren die Preisverleihungen oft. Ob Henry Kissinger, ob Arafat und Peres wirklich Friedensfürsten gewesen sind: darüber wurde erbittert diskutiert. Auch das Ansehen zu Hause wird durch die Auszeichnung nicht zwangsläufig gestärkt. Im Heimatort von Jimmy Carter, wo dieser wahrlich gefeiert wird, spielt der Nobelpreis eine sehr untergeordnete Rolle.

Bild: taz

Bettina Gaus ist politische Korrespondentin der taz.

Barack Obama dürfte eine ähnliche Erfahrung machen: Diejenigen in den USA, die dem Preis eine große Bedeutung einräumen, haben ihn mehrheitlich gewählt. Wer in ihm einen Knecht des Auslands sieht, wird sich jetzt bestätigt fühlen. All das spräche nicht gegen den US-Präsidenten als Preisträger. Das Nobelkomitee will keine Denkmäler setzen, sondern sich in die aktuelle Politik einmischen. Die Mitglieder haben oft bewiesen, dass sie Streit nicht vermeiden, sondern gerne provozieren wollen.

Etwas aber ist neu: Bisher ist der Preis nicht für Ankündigungen, sondern stets für Taten verliehen worden. Es ging niemals darum, das rhetorisch geschickteste Nachwuchstalent zu küren. Noch aber ist Obama genau das - ein Nachwuchstalent, auf dem viele Hoffnungen ruhen.

Vielleicht wäre der US-Präsident in einigen Jahren ein würdiger Preisträger. Bisher hat er viele nette Dinge gesagt und wenig erreicht, woraus ihm nach nur wenigen Monaten Amtszeit kein Vorwurf zu machen ist. Derzeit gilt übrigens sein besonderes außenpolitisches Engagement der Verschärfung des Kriegs in Afghanistan. Interessantes Anliegen für einen Friedensnobelpreisträger.

Warum ist das wichtig? Weil es nicht viele Würdigungen gibt, die wenigstens grundsätzlich - wenn schon nicht im jeweiligen Einzelfall - von der ganzen Welt respektiert werden. Die also zumindest theoretisch für die Universalität bestimmter Werte stehen. Umstritten darf der Preis deshalb sein. Als Prämie der Begabtenförderung ist er ungeeignet.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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6 Kommentare

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  • B
    bavi

    Die Vergabe des Friedensnobelpreises an US-Präsident Barack Obama ist eine klare Botschaft an die Weltgemeinschaft und von allem an die Amerikanische Volk.

    Wir müssen Gemeinsam arbeiten um die Demokratie zu stärken.

    Man kann die Geschichte nicht ändern, aber sehr wohl was daraus Lernen.

    Es ist uns nicht gelungen, das die zwei Völker in einem Staat friedlich zusammen leben konnten, aber auch die Zweistaaten Lösung wird keinen Frieden auf Dauer geben. Wir müssen „Aufwachen“ Die Präsidenten kommen und gehen.Wir wollen im Frieden weiter Leben. Nur die Vereinten Nationen konnten uns den Frieden garantieren.

    Gemeinsame Zukunft für die Weltgemeinschaft :

    Politisch – Nicht die Zwei-Staaten, sonder Drei.

    Die Stadt Jerusalem als der Staat der Vereinten Nationen

    (Ein Symbol für den Umgang der Religionen und der Nationen miteinander)

    Israel mit der Hauptstadt in der Tel. Aviv und Jerusalem

    Palästina mit der Hauptstadt in (wird neu gebaut.) und Jerusalem.

     

    Wirtschaftlich – der „Drei-Meeres Kanal“ (Mittelmeer, Toten Meer, Roten Meer)

    Nicht nur für die Schifffahrt und als Baden -Paradies für Touristen, sonder vor allem für die Trinkwasserversorgung. (Suez und Panamakanal als Beispiele. „Wahnsinnige Projekte für damalige Zeiten.“)

    Der Kanal, zwischen zwei Städten Aschdod und Asckelon bis zum Toten Meer, als Grenze zwischen Israel im Norden und Palästina im Süden. Die Teilung nach Nord und Süd mit dem Kanal als Grenze und die UN-Sitz in Jerusalem, wird das Recht auf Sicherheit für beide Seiten garantieren.

    Der Plan sieht vor – Zwei große Häfen am Eingang des Kanals am Mittel Meer, neue Städte auf beiden Seiten des Kanals, auch in Jordanien

    Um das Jordan - Tal von Meereswasser zu schützen wird ein Staudamm errichtet mit dem größten Hafen am Toten Meer.

    Die Drei-Staaten Lösung: Die Stadt Jerusalem als UN – Staat. Die Stadt wird unter UN-Führung und Gemeinsamen Verwaltung auf vier Bezirke verteilt. Israelische, Palästinensische, Internationale und Altstadt.

    Um die Teilung Jerusalems zu vermeiden, wird für die Israelische und Palästinensische Bewohner eine Doppelte Staatsangehörigkeit eingeführt. (UN – Bürger)

    Nur so erreicht man, dass aus der Stadt Jerusalem ein Symbol für den Umgang der Religionen und der Nationen miteinander werden kann.

    Der Plan wird Finanziell, nur dann durchsetzbar, wenn alle Länder sich zusammen für den Frieden einsetzen. Die Welt Bank wird das Geld für die Bau - arbeiten und Umsiedlung zur Verfügung stellen. Es wird eine enorme Herausforderung für die gesamte Weltwirtschaft. Ein solches Projekt für das Heilige Land. für die beiden Völker, die Jahre Lang ihren Weg zu dem Frieden suchen und ohne unsere Hilfe keinen finden, ist für uns und unsere Kinder Überlebend wichtig.

     

    Mit freundlichen Grüßen

     

    V.Bauder

  • HP
    hartmut prinz

    O wie schön, dass in diesem Punkt BZ, taz und die rechte Presse in den USA da so ein Herz und eine Seele sind.

     

    Ist das der angekündigte redaktionelle Ruck nach dem Chefredaktuerinnen-Wechsel? Dann sollte man mal sein taz-Abo überdenken!

  • SR
    Sigrid Reh

    Nach dem Ausfall Bush erscheint die Messiasfigur Obama, dem aufgrund seiner großen Worte nun per Auszeichnung aufgetragen wird, große Taten folgen zu lassen. An Ella: Ein demokratisches Land ohne Pressefreiheit und damit eingebunden Sichtweisen von Journalisten möchte ich mir lieber nicht vorstellen.

  • WH
    Wolfgang Heinrich

    Man kann darüber streiten, ob der Zeitpunkt der Anerkennung richtig gewählt ist. Frau Gauss greift aber viel zu kurz und voll daneben, wenn sie diese Entscheidung des Nobelkomitees als "Begabtenförderung" und Obama als bloßes "Nachwuchstalent" denunziert. Kann es nicht vielmehr sein, dass das Komitee im Jahre 2009 allein schon die Tatsache, dass sich der Führer einer Weltmacht zum Völkerrecht und zu internationalen Standards bekennt, für preiswürdig empfindet? Diese Tatsache wirft ein bezeichnendes Licht auf den Zustand unserer Welt. Europäische Innenminister scheren sich keinen Deut um Völkerrecht und humanitäre Standards, wenn es darum geht, Migranten fern zu halten. Solange unsere eigenen Regierungen sich so verhalten, sollten wir uns freuen, wenn jemand sich zu geltendem Völkerrecht bekennt und ihm - oder ihr - auch die Ehrung gönnen. Möge dies Ansporn sein für andere, die meinen, Völkerrecht und humanitäre Standards seien unverbindliche Empfehlungen.

  • J
    Josef

    Kein Land der Welt gibt so viel Geld für sein Militär aus wie die USA.

    Wie passt die Verleihung des Friedensnobelpreises mit dem zur Zeit aktuellem Bau einer neuen bunkerbrechenden Superbombe (MOP) zusammen?

    Für mich ist die Preisverleihung an den "mächtigsten" Mann der USA der reinste Witz.

    Wenn schon Preisverleihung warum nicht an Amerikaner wie Noam Chomsky? (nur könnte ich mir bei Noam Chomsky vorstellen, das er dankend ablehnt).

  • E
    Ella

    Frau Gaus,

    die Welt braucht weder diesen Nobelpreisträger,

    noch Ihre weichgespülten Kommentare.Warum fällt

    es so schwer eine nüchterne Analyse der Außenpolitik

    Obamas abzuliefern ?