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Kommentar Nahles und die FlüchtlingeDie Regierung ist rat- und haltlos

Kommentar von Martin Reeh

Die AfD marschiert in Richtung 15 Prozent. Und die anderen Parteien bedienen selbst rechtspopulistische Argumentationsmuster.

Nahles will Flüchltingen Leistungen kürzen, wenn diese sich nicht integrieren Foto: dpa

N och im Frühjahr 2015 hätte die Bundesregierung die Möglichkeit gehabt, einen Meilenstein der Liberalität in der deutschen Geschichte zu setzen. Deutschland hätte die syrischen Flüchtlingslager in der Türkei, in Jordanien und im Libanon finanzieren und mehrere Hunderttausend Kontingentflüchtlinge aus den Lagern einfliegen lassen können.

Ein Zeichen, dass auch die Bundesrepublik einen Teil (aber eben nur einen Teil) der Verantwortung für die Folgen des Syrienkonflikts tragen muss. Das Asylrecht für politisch Verfolgte wäre davon unberührt geblieben. Syrer, die darüber hinaus aus sicheren Drittstaaten nach Deutschland kommen wollen, hätte die Bundesregierung konsequent zurückweisen können. Die AfD hätte gehetzt, aber das hätte die Regierung gut überstehen können.

Im Frühjahr 2015 kümmerte sich die Bundesregierung bekanntlich um Griechen statt um Flüchtlinge. Dann, mit Budapest, suggerierte sie, alle könnten kommen, die es bis an die deutsche Grenze geschafft hätten. Und damit auch alle, die sich schon in die Türkei gerettet hatten und dort nicht mehr an Leib und Leben bedroht waren. Den Diskurs darüber, wie viele Flüchtlinge Deutschland ökonomisch verkraften kann, überließ sie außerhalb Bayerns der AfD.

Heute steht die AfD im Umfragen bei 12 Prozent, CDU und SPD geraten in Panik. Zu einer Kontingentlösung, notfalls im deutschen Alleingang, verbunden mit der vorbehaltlosen Integration der Menschen, die zu uns kommen, will sich die Bundesregierung noch immer nicht bekennen. Stattdessen beginnt das Bedienen rechtspopulistischer Argumentationsmuster.

Andrea Nahles (SPD) räsoniert über Leistungskürzungen für integrationsunwillige Flüchtlinge – als hätten die Syrer, die zu uns kommen, kein Interesse an Jobs. NRW-Landeschefin Kraft will eine Residenzpflicht, Merkel die Rückreise der Syrer nach Ende des Bürgerkriegs. Die Bundesregierung ist rat- und haltlos, während die AfD in Richtung 15 Prozent marschiert.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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17 Kommentare

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  • Liebe Frau Nahles,

     

    Wozu sollten sich die Menschen denn integrieren, wenn ihnen von anderer Seite gesagt wird, dass sie nur eine Zeit lang hier bleiben dürfen und eigentlich keine Perspektive hätten?

    Ich würde wohl irgenwann resignieren...

    Und wie genau wird "integrationsunwillig" definiert und überprüft?

  • Die Bundesregierung ist rat- und haltlos, während die AfD in Richtung 15 Prozent marschiert.

     

    Die AfD nutzt die Krisen aus, um mit falschen Parolen, Verbreitung von Ängsten und falschen Tatsachen die Wählerstimmen für sich zu erschleichen.

     

    Dagegen hat die Bundesregierung gezeigt, dass alle Menschen sind wichtig. Jedem muss geholfen werden.

    Dabei handelt es sich nicht nur um Flüchtlinge. Es gibt viele guten Entwicklungen bei Lohnen (Mindestlohn), Mietpreisbremse, Inklusion, Mütterrente, Vollbeschäftigung, Renten usw. Das müssen Politiker natürlich immer wieder sagen und weitere Verbesserungen umsetzen!

     

    Die Politik in Anlehnung an die Artikeln 1 und 20 im Grundgesetz zu gestalten, ist der richtige Weg, der alle menschen in Deutschland glücklich oder noch glücklicher machen wird, und keine Entfaltung von rechtsextremen Parteien zulassen wird!

  • Das Geschrei der Linken, man solle jeden hier rein lassen, kann ich nicht mehr hören. Auch das Gefasel, dass nun Marokkaner, Algerier & Co. schneller abgeschoben werden ist sicher gut gemeint, aber nicht so einfach umsetzbar. Aber man muss ja was erzählen, damit den Schein gewahrt wird. We’ll see.

    • @Aither :

      Seit wann hören Sie Schreie von links? Was sagt Ihr Arzt denn dazu?

  • HUNDERTTAUSENDE einFLIEGEN?! Ich hoffe doch, die Regierung wäre auf etwas okonomischere Transportmittel verfallen, hätte sie sich damals entschieden Hunderttausende hier her zu holen. Sicher sein kann man da aber wohl nicht....

  • In diser Welt und in dieser Republik geht es drunter und drüber. Es ist verständlich, dass so mancher nicht mehr weiß, was er denken soll. Genau da setzt die braune Brut an und gibt vor, einfach Lösungen, wie der Schießbefehl an der Grenze, zu haben. Genaugenommen gibt es keine Lösung, die nichts kostet. Entweder wir schließen die Grenzen und produzieren Millionen Arbeitslose, oder wir schränken die Konzerne ein und schmälern dadurch die Gewinne, die sich bis zu den Lebensversicherungen und Fondanlagen durchziehen...... also zahlen wir für die Fluchtkosten; entweder vor Ort oder hier. Wir können es uns raussuchen. Im Endeffekt ist es nur ein Mischkalkulation zw. Gewinnen und Kosten, garniert mit der Frage, wie viel Menschlichkeit wollen wir uns leisten.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    "Und die anderen Parteien bedienen selbst rechtspopulistische Argumentationsmuster."

     

    Der Schuss geht hundertprozentig nach hinten los.

    Die sollten sich diesbezüglich etwas intensiver um das Phänomen "Nichtwähler" kümmern.

    • @571 (Profil gelöscht):

      je mehr der nichtwähler zur wahl gehen, je mehr prozent hat die afd.

    • 1G
      1714 (Profil gelöscht)
      @571 (Profil gelöscht):

      Das ist völlig richtig. Doch es kann nur zu Erfolg führen, wenn jede Partei bei ihren jeweiligen hehren Prinzipien bleibt und -egal welche politische Richtung- danach auch handelt. Doch genau das ist das Problem, die handeln allesamt nach ein und dem gleichen Muster, nämlich nur das zu tun, von dem man glaubt es nützt der Partei (und der Person) am meisten. Es gibt nur sehr wenige Ausnahmen - und die werden als weltfremd verlacht.

  • Die Bundesregierung rat- und hilflos - so die eine Sichtweise hier in der TAZ.

     

    Die FR sieht dagegen Merkel als Lügnerin entlarvt, die ihr neoliberales und nationalistisches Machtprogramm brutal durchsetzt - auch mit Hilfe von Lügen:

     

    "Sie (Merkel) hat ein Jahrzehnt lang so getan, als könne Deutschland als Exportnation von der neoliberalen Version der Globalisierung profitieren, ohne die negativen Folgen zu spüren. Das war ihre große Lüge. Dieser Lüge diente nicht zuletzt auch eine Flüchtlingspolitik, die tausendfachen Tod im Mittelmeer in Kauf nahm, um das Problem nur ja aus dem begrenzten deutschen Gesichtsfeld zu verbannen."

    http://www.fr-online.de/flucht-und-zuwanderung/fluechtlingspolitik--einmal-wahrheit-und-zurueck,24931854,33687008.html

     

    Am Ende stellt sich die Frage: Befindet sich nur eine Partei im politischen Todesstreifen, oder macht sich die Gesellschaft insgesamt auf den weg dorthin?

    https://wagnisdemokratie.wordpress.com/2016/01/31/partei-im-todesstreifen/

  • Wann fangen wir eigentlich endlich mal wieder an, über andere Themen zu debattieren? Ist der Klimawandel schon gestoppt? Die horrende soziale Ungleichheit beseitigt? Haben wir keine anderen Probleme mehr? Vielleicht sollten wir die Aufmerksamkeit mal ein bisschen von der AfD wegdrehen und uns um andere Probleme kümmern? Ich glaube, da gibt es noch mehr als Rechtspopulisten...

  • Und sie denke es werden weniger Prozent wenn die Regierung - und der Rest der Parteien - jetzt geschlossen für offene Grenzen plädiert.

    Hat bei den Linken ja prima funktioniert - als diese als einzige Partei im der Bundesrepublik Hartz4 für falsch hielt.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Hartz IV wäre sicher nicht richtiger geworden, wenn die Linke da auch noch zugestimmt hätte. Ein (in Zahlen: 1) Grüner hat übrigens auch dagegen gestimmt. Die anderen haben ihr Gewissen als Abgeordnete dem Fraktionszwang untergeordnet, um weiter in Schröders Regierung mitspielen zu dürfen.

  • Die rechtsradikale AfD wird nicht halb so viele Stimmen bekommen, wie man ihr ständig medial zuschreibt und die Frau Nahles mit ihrem lebensfernen Gelaber hätte man selbst bei der Caritas längst rausgeschmissen, danach drei Kreuze gemacht und erstmal feucht durchgewischt.

    • @Rainer B.:

      "Frau Nahles mit ihrem lebensfernen Gelaber"

       

      Moment mal. Ein linker wirft jemandem "lebensferes Gelaber" vor? Wow. Das ist Paradox.

      • @pjsalt pjsalt:

        "Die Analyse von Paradoxien führt oft zu einem tieferen Verständnis der betreffenden Gegenstände bzw. Begriffe, das den Widerspruch auflöst." (Wikipedia)

         

        Wünsche gute Auflösung!