Kommentar Nachhaltiges Produzieren: Wo ist das Siegel für faire Löhne?
Ein Siegel könnte belegen, ob ein Unternehmen nach Tarif zahlt, Leiharbeiter gleichstellt, einen Betriebsrat duldet oder eine Betriebs-Kita unterhält.
D er Nahrungsmittelhersteller Frosta hat es bewiesen: Auch im angeblich so preissensiblen Markt für Tiefkühlkost kann man die Mehrkosten nachhaltiger Produktion an die Verbraucher weiterreichen, wenn man sie geschickt kommuniziert.
Nachhaltigkeits-Themen wie die Überfischung der Meere oder gesunde Ernährung sind längst Werbestars geworden. Und selbst Siegel wie Transfair, die einigermaßen faire Austauschbeziehungen mit dem Süden und ein würdiges Leben für die dortigen Produzenten garantieren sollen, haben ihren Platz gefunden.
Aber was ist eigentlich mit den Arbeitnehmern hierzulande? Es wird Zeit für ein weithin akzeptiertes Siegel für Fairness im Betrieb. Das könnte belegen, ob ein Unternehmen nach Tarif zahlt, Leiharbeiter gleichstellt, einen Betriebsrat duldet oder eine Betriebs-Kita unterhält. Und fett mittendrauf könnte die Prozentzahl stehen, mit der die Belegschaft am Unternehmensgewinn beteiligt ist - zusätzlich zum Tariflohn, versteht sich. Damit könnten Betriebe signalisieren: Wir tun was für den sozialen Frieden.
Firmen wie Frosta hätten es dann in der Hand, das Nachhaltigkeits-Paket mit angemessenen Löhnen für die Knochenarbeit in Bremerhavens Fischküchen komplett zu machen. Wir würden es honorieren - vielleicht sogar mit einer Nominierung für den taz Panter Preis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl