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Kommentar Mord in LeipzigMacht der Gewöhnung

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Einer der Mörder des jungen Irakers in Leipzig war ein Neonazi. Das politische Berlin diskutiert lieber über "Deutschenfeindlichkeit" statt über Rechtsextremismus .

E in "fremdenfeindliches Motiv" sei "nicht ausgeschlossen". So heißt es immer dann, wenn sich eine Tat wie die in Leipzig ereignet. Denn die beiden Männer, die vor einer Woche einen jungen Iraker niedergestochen haben, waren nicht nur wegen früherer Gewalttaten polizeibekannt. Mindestens einer von ihnen war jahrelang in der rechtsextremen Szene aktiv.

Es ist bezeichnend, dass dieser Mord erst jetzt, nach einigen Tagen, über Leipzig hinaus Aufsehen erregt. Denn auch wenn die Wogen der Empörung über solche Taten alle paar Jahre hochschlagen: Deutschland hat sich an rechtsextreme Gewalt, die auf seinen Straßen sporadische Todesopfer fordert, längst gewöhnt.

Mindestens 137 Todesopfer haben Reporter der Zeit und des Tagesspiegels jüngst seit 1990, dem Jahr der Wiedervereinigung, bis heute in beiden Teilen Deutschlands gezählt. Mit dieser Meldung sorgten sie vor ein paar Wochen für kurzes Aufsehen, denn offiziell werden in der Polizeistatistik bislang nur 47 dieser Toten als Opfer rechter Gewalt gezählt.

Doch das politische Berlin beschäftigt sich mit anderen Fragen. Innenminister Thomas de Maizière macht sich gerade auf die Suche nach sogenannten Integrationsverweigerern. Und Familienministerin Kristina Schröder möchte den Linksextremismus auf eine Stufe mit rechter Gewalt setzen und prangert lieber eine ominöse "Deutschenfeindlichkeit" auf deutschen Schulhöfen an, als sich mit tödlichem Rassismus zu beschäftigen.

Bild: taz

Daniel Bax ist Meinungsredakteur der taz.

Klar ist, dass sich rechtsextreme Täter durch die unsägliche Integrationsdebatte, die Thilo Sarrazin mit seinen rassistischen Thesen ausgelöst hat, in ihrem Tun bestätigt sehen können. Doch dieser Zusammenhang, so offensichtlich er im Grunde ist, wird nur zu gern verdrängt.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”

5 Kommentare

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  • V
    vic

    Sie werden zunehmend selten, solche Beiträge in Medien- und aus diesem Grund entsprechend wertvoll.

    Danke, Herr Bax.

  • R
    realLeser

    @Leser: sind wir in Griechenland? Ich denke nicht, oder sie etwa?

    Ansonsten danke für die klare Analyse!

  • B
    bernard

    danke für die treffende Analyse im Kontext.

  • MX
    ms. x

    Lieber Herr Bax,

     

    dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass ich nicht glaube, dass es sich nur um Gewöhnung handelt, denn Gewohnheiten kann man ändern. Die Gleichgültigkeit der meisten Deutschen gegenüber den Opfern rechter Gewalt wird man aber nicht ändern können, weil nicht nachgeschaut werden darf, wo diese "Gleichgültigkeit" eigentlich herkommt.

     

    Ansonsten: vielen Dank für diesen Kommentar.

  • L
    Leser

    Was ein Schmarrn. Athen zeigt doch momentan die Gefahr die von Linksextremisten ausgeht. Ich glaube kaum die die Paketdienstmitarbeiterin ein Roboter war! Auch in den Botschaften arbeiten soweit ich weiß Menschen und keine Sachgegenstände!