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Kommentar MohrenkopfstreitDer Mainstream ist schon weiter

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Der grüne Realo Boris Palmer muss sich ausgerechnet von Kristina Schröder links überholen lassen. Die nämlich umgeht diskriminierende Bezeichnungen wie „Neger“.

M an muss kein Rassist sein, um heute noch überholte Begriffe wie „Mohrenkopf“ oder „Negerküsse“ zu verwenden. Aber etwas gedankenlos und naiv ist es schon, solche überkommenen Bezeichnungen völlig unreflektiert im Mund zu führen. Wer das macht, ignoriert, dass mit ihnen eine sehr lange und schmerzhafte Geschichte von Kolonialismus und Rassismus verbunden ist.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder hat das erkannt und jüngst zugegeben, diskriminierende Bezeichnungen wie „Neger“ zu umschiffen, wenn sie ihr heute noch in Kinderbüchern begegnen. Auch die Industrie trägt der veränderten Sensibilität längst Rechnung: „Schokoküsse“ steht heute meist ganz neutral auf den Packungen. Selbst der Sarotti-Mohr heißt nicht mehr so, und in den neuesten Ausgaben von Pippi Langstrumpf wird ihr Vater nur noch als „Südsee-König“ bezeichnet.

Umso erstaunlicher, wie schnell Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer bereit ist, hinter einen mühsam erkämpften gesellschaftlichen Fortschritt zurückzufallen. Schon einmal hat er sich den Ärger von Schwulen- und Lebsenverbänden eingehandelt, als er in einem Positionspapier seine Partei ermunterte, auf Minderheitenforderungen wie der Gleichstellung homosexueller Paare im Adoptionsrecht zu verzichten. Nun zeigt er erneut, wie weit er zu gehen bereit ist, emanzipatorische Haltungen aufzugeben, um sich an den vermeintlichen gesellschaftlichen Mainstream anzupassen.

taz
Daniel Bax

ist Redakteur für Migration und Integration im Inlandsressort der taz.

Dumm nur, dass der gesellschaftliche Mainstream längst weiter ist. So muss sich der grüne Realo Palmer nun ausgerechnet von Kristina Schröder links überholen lassen. Das schwarz-grüne Rollenverhältnis hatte man sich irgendwie anders vorgestellt.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er wurde 1970 in Blumenau (Brasilien) geboren und ist seit fast 40 Jahren in Berlin zu Hause, hat Publizistik und Islamwissenschaft studiert und viele Länder des Nahen Ostens bereist. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und anderswo, mit Fokus auf Migrations- und Religionsthemen sowie auf Medien und Meinungsfreiheit. Er ist Mitglied im Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) und im Beirat von CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit. Er hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Für die taz schreibt er derzeit viel über aktuelle Nahost-Debatten und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW).”
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24 Kommentare

 / 
  • C
    Caro

    Mainstream ---die gelebte Mittelmässigkeit-Banalität in Reinform

     

    Sollte es immer um die GleichbeRECHTigung für Minderheiten gehen????

    Es nützt den Schwarzen nicht, dass das böse N-Wort "abgeschafft" wird, wenn sie immer noch diskriminiert werden. In Schnellrestaurants putzen sie immer noch das Klo und sind nicht Manager.

     

    Was hier geschieht ist eine Diktatur der Mittelmäßigen, die betroffen drein schauen und neue Wortülsen schafften, anstatt wirklich etwas Produktives zu leisten.

     

    Das gilt für 'dat' Kristina und auch für die Fraktion der Berufsbetroffenen der Pseudo-Linken und Pseudo-Grünen, wie in u.a. in der ta zu finden sind.

     

    Die Neusprech-Diktatur ist undemokratisch. Sie hilft niemanden aus seiner Misere. Sie ist das Deckmäntelchen der Mittelmäßigen.

    ABER WAS VERBIRGT SICH DAHINTER? Denken Sie mal alle nach!!

  • L
    lowandorder

    Leserbrief - Schoko-Mandela

     

    " ach so - Sie wollen einen Negerkuß"

     

    Als unsere Kammer Türkei als Asylland übernahm,

    fühlte ich mich bemüßigt, den bekannten Juristenschnack

    " das ist jetzt aber getürkt" - als nicht mehr brauchbar zu bezeichnen.

    Worauf ein Kollege konterte - das fände er jetzt aber blauäugig.

    Dennoch - schmunzelnder Konsens.

     

    Drei Wochen später hör ich meine Lieblingsgeschäfttsstellenbeamtin

    Neshe zu ihrer deutsch-indigenen Kollegin:

    " Na das war aber volle Kanne getürkt".

    Ich schloß leise die Tür.

     

    Ja,ja - Verfall - überall.

    Kommt einfach mal runter vom Balkon.

    Klar kann! - Neger - diffamierend sein.

    Aber das war " Geusen" unter der spanischen Krone

    auch mal.

  • V
    vic

    Neger ist wie Kanake abwertend gemeint. Grund genug diese Begriffe zu vermeiden.

    Auch wenn das viele hier anders sehen.

    Auch weil das viele hier anders sehen.

  • EH
    Elvis Hitler

    Drum singe laut den NDW Klassiker vom Kriminalitätsförderungsclub:

     

    Oi, Rock'n'Roll und Punk

    Nazis hören Negermusik

    Nazis spielen Negermusik

     

    Oi, Rock'n'Roll und Punk

    Nazis spielen Negermusik

    Nazis hören Negermusik

  • SD
    Stimme der Demokratie

    Sollten wir jedoch lesen, dass Daniel Bax links überholt worden ist, dann wird es kritisch.

  • KK
    Karl K

    @von vic:

     

    ".… schwärzer als manch natives C-Parteimitglied."

     

    " natives…"! - Danke.

    Der Sprachgebrauch war mir bisher nur bei Oliven-Öl geläufig.

    Aber grüne oder schwarze - eine Frucht.

    Paßt schon!

  • I
    Ivo

    Lieber Daniel Bax,

    weiter so. Mir gefallen Ihre Artikel und auch dieser Kommentar sehr gut.

  • GE
    Guillermo Emmark

    "Auch die Industrie trägt der veränderten Sensibilität längst Rechnung: „Schokoküsse“ steht heute meist ganz neutral auf den Packungen. Selbst der Sarotti-Mohr heißt nicht mehr so, und in den neuesten Ausgaben von Pippi Langstrumpf wird ihr Vater nur noch als „Südsee-König“ bezeichnet."

     

    Na klasse! Wenn jetzt noch Johann Strauss' "Zigeunerbaron" auf "feudaler Sinti oder Roma" gedubbt wird, oder Alexandras unvergessener "Zigeunerjunge" in ein ähnliches Äquivalent, dann sind ja Rassismus und ethnische Diskrimination endlich und endgülig besiegt! Oder?

  • O
    Otto

    Wie jetzt?

     

    Die Wikipedia ist rassistisch?

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Zigeunerschnitzel

  • V
    vic

    Der "Grüne" Boris Palmer ist politisch schwärzer als manch natives C-Parteimitglied.

    So viel dazu.

  • J
    joergNeubauer

    Statt "der Mainstream ist weiter" könnte auch formuliert werden: Die konservative Minsterin überholt inzwischen auch die taz, wo immer noch mit dem N-Wort und anderen sprachlichen "Grenzüberschreitungen" der Rest 'politisch korrekter Leser_innen' provoziert wird. Nicht der Mainstream ist folglich 'weiter', es ist eher so, dass die linke Avantgarde von früher mit dem Tempo des Mainstreams gar nicht mehr mithalten kann. Das Weihnachts-Interview von Schlagerfan Jan Feddersen mit Eurovisionfan Claudia Roth war ein Beispiel. Es war in etwa so kritisch wie Giovanni di Lorenzos ZEIT-Interview mit zu Guttenberg anlässlich seines 'Comebacks', eine Mischung aus persönlichen Gefühlen, Befindlichkeiten und Boulevard. Wer so etwas mag, liest eben gleich BUNTE oder BILD.

  • G
    gerdos

    Ja wo kämen wir denn da auch hin, wenn wir uns als ehemalige Kolonialisten, Träger der deutschen Leitkultur und Inhaber der Definitionsmacht auch noch von den Betroffenen (Schwarze, nicht euphemistisch "Farbige") vorschreiben ließen, in alter Tradition des alten und neuen Sklaventums unter Abwandlungs des Schimpfwortes Nigger die deutsche Bezeichnung Neger zu verwenden. Dieses Recht auf rassisische Sprachreglung lassen wir uns nicht nehmen.

     

    Es scheint den meisten Kommentatoren hier anscheinend eine unüberwindliche Mühe zu kosten, auf diese Begrifflichkeit einfach zu verzichten, weil sie so verbissen daran festhalten.

  • P
    Peter

    Der mühsam erkämpfte Fortschritt des Mainstream?

    Geht es um Verbote, Gedankenkontrolle oder Definitionshoheit oder um Aufklärung?

     

    Mainstream scheint das chirurgisch unnötige herumschnippeln am Penis eines Babys zu sein.

    Mit großer Mehrheit im Bundestag beschlossen, die körperliche Unversehrtheit kollektiv abgeschafft.

     

    Zwischen Aufklärung und Verbot gibt es dramatische Unterschiede.

    Auf einen Punkt gebracht, kann ein Verbot eine Form von Terrorismus sein.

    Einige Politiker und Medien scheinen Terroristen zu sein.

     

    "Terroristen streben zwar nach Veränderungen der bestehenden Ordnung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum (wie z. B. der Guerillero), sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen."

    http://de.wikipedia.org/wiki/Terrorismus

     

    Mohrenköpfe, Negerküsse sind Wörter alter Herkunft, sie gehören zur kulturellen Entwicklung.

    Wenn alte Märchen, Geschichten oder das alte/neue Testament erzählt wird, trifft man automatisch auf diese Begriffe.

     

    Das Lied "Die Internationale" wurden falsch in die deutsche Sprache übersetzt. Na und.

     

    Wenn Eltern ihren Kindern das Märchen von Pipi Langstrumpf, eine blonde, sommersprossige Erbin des Südseekönigreiches erzählen, (ist so änlich wie die unbefleckte Empfängnis), sollten sie sich nicht wundern wenn Kindergehirne mit Quatsch vollgestopft werden.

  • L
    lowandorder

    Lieber Daniel Bax,

     

    bei aller Wertschätzung:

    nach so vielen humorvollen,

    spöttischen und nachdenklichen Kommentaren zu den vorangegangenen Elaboraten zu diesen " Fragen",

    jetzt nochmals völlig unbeeindruckt einen solchen

    Beitrag abzuliefern; also da gehört schon chuzpe dazu

    - oder muß ich doch eine gewisse Form der Indolenz annehmen?

     

    Unsere ach so fortschrittliche Dame der b hoch drei Kategorie der selten Begabten kommt doch arg ins Stolpern " Baby mit brauner Hautfarbe" - heißa, da lacht aber der Kleingärtner. Wie eine brasilianische Freundin anmerkte: geht ja gar nicht! Farbe ! Neger ist korrekt! Mein Musikerfreund James : klar, was sonst:

    für Zigeuner gilt das gleiche, sprechen Sie mit denen mal.

    Sie verwechseln schlicht Worte, Begriffe mit Sprache.

     

    Anders gewendet: mainstream ? vielleicht lassen Sie mal im neuen Jahr ihren Kompaß eichen. Viel Glück.

  • R
    Ralph

    Weg mit Rassismus! Weg mit Sexismus!

     

    Kristina - der Name geht ja schon mal gar nicht. Der ist ja /weiblich/ - Sexismus. Unterste Kanone. Gegenvorschlag: Stuhlbein. Der ist schön neutral ("das") und nicht vorbelastet.

     

    Was, da protestiert wer? "Bein" ist auch sexistisch, sagen Leute wie Freud?

     

    Protest abgelehnt. Für Freud interessiert sich eh keiner, und Zigarren sind nur Zigarren, hat mal irgendwann irgendwer dem Sigmund in den, äh, "Mund" gelegt.

     

    Punkt zwei... Punkt zwei.. ach ja! "Schröder"! Das geht ja noch weniger! Schröder stammt von schroten, also schneiden - ein Beruf, den irgendwann mal hauptsächlich Frauen ausgeübt haben.

     

    Offensichtlich genauso sexistisch wie "Kristina".

     

    Gegenvorschlag: "Grün". Grün sein ist nämlich modern, ist nicht sexistisch, und auch nicht rassistisch (im Gegensatz zur "schwarz"en CDU).

     

    Was? Höre ich da Proteste aus der Flora? ... Egal, wir sind MENSCHEN, keine BLUMEN.

    Protest abgelehnt.

     

    ... wo waren wir? Ach ja, richtig: wenn schon politisch korrekt, dann bitteschön auch *richtig* politisch korrekt.

    Natürlich mit der klitzekleinen und eh irrelevanten Einschränkung, daß dies nur für uns gelten muß.

  • LD
    Lela de Fuenteprado

    ich finde es erbärmlich von einer Zeitung wie der TAZ, Boris Palmer derart anzugreifen, ja sich festzubeißen an einem Real-Politiker, der wie kaum ein zweiter in der Republik konsequent grüne Politik in seiner Stadt macht!

    Da erwarte ich schon ein wenig mehr Souveränität, wenn er einen kleinen Bäcker verteidigt!

  • AR
    alter Rammler

    Aber es passt zu Baxxx!

  • B
    Beteigeuze

    "Der besagte Konditor allerdings hat sich inzwischen entschuldigt. Er sucht einen neuen Namen für seine Süßspeise. Im nächsten Jahr soll ein Wettbewerb ausgelobt werden, um eine bessere Bezeichnung zu finden."

     

    War doch klar, daß der gute Mann einknickt- wer will sich schon mit der PC- Mafia anlegen?

    Und da wundert's noch einen, wenn der "Kampf gegen Rechts" kaum noch jemanden hinter'm Ofen hervorlockt?

     

    Irgendwie ist alles für irgendetwas gut...

    ;-)

  • T
    T.V.

    Bei allem berechtigten Hass auf zuviel Kompromissbereitschaft, hier wird suggeriert, daß Palmer etwas gesagt hätte, was er so gewiss nicht formuliert hat.

  • M
    Müller

    Wann werden eigentlich die kapitalistischen Produkte aus Amerika verboten ?

     

    Hinzu kommen alle Produkte, die aus Billiglohnländern oder korrupten Staaten eingeführt werden. Stichwort : "Fairer Handel".

     

    Ich finde diese Verbotsorgie klasse. So können wieder Regionale Produkte unters Volk gebracht werden und die Landwirtschaft der 50er Jahre erlebt eine neue Renaissance.

  • F
    fly_by_night

    1. Am besten sagt man in Deutschland gar nichts mehr.

    2. Die Schweigezeit nutze man, um der ultraspießigen politischen Korrektheit ein paar eigene Denkversuche entgegenzustellen.

    3. Danach kann man vielleicht wieder damit anfangen, sich über Inhalte auszutauschen, statt sich in nichtssagenden Nominalismen zu ergehen.

    Gottseibeiuns!

  • A
    Albert

    Das soll also links sein: statt Negerkönig Südseekönig zu sagen.

     

    Seltsame Linke, die Schröder

  • T
    Teermaschine

    Der Negerkönig bleibt!

     

    Es ist ja nicht der erste Versuch, da sich kleingeistige linke Notengeber an der Literaturzensur versuchen. Aber wer nicht in der Lage ist, seinem Kind den Negerkönig in Pipi Langstrumpf oder den Nigger bei Mark Twain zu erklären, sollte einfach mal die Schnauze halten und hier nicht den arroganten Hüter über "erkämpfte Fortschritte" mimen.

  • A
    ama.dablam

    gesellschaftlicher Mainstream, richtig, zum Erbrechen spießig und irgendwie fanatisch, wie Gartenzwerge, nur mit anderen Vorzeichen.

     

    Kein Wunder sind die Depressionen hierzulande auf dem Vormarsch, wenn man sieht, womit sich erwachsene Menschen allen Ernstes beschäftigen...