piwik no script img

Kommentar Migration und Flucht„Spurwechsel“ muss möglich sein

Barbara Dribbusch
Kommentar von Barbara Dribbusch

Es braucht mehr Flexibilität bei den Zugängen nach Deutschland. Flüchtlinge sollten nach Qualifikation in Deutschland auch arbeiten können.

Abschreckung gegen Asylsuchende? Zelte für Flüchtlinge in Hamburg. Foto: dpa

H orst Seehofer fordert Zeltstädte zur Abschreckung, die Arbeitgeber wollen mehr Jobchancen für Asylbewerber- die Fronten im Flüchtlingsstreit sind im Moment durchaus komplex. Was wir brauchen, ist eine neue Flexibilität in den Zugängen nach Deutschland.

Ohne Differenzierung bei den Asylbewerbern wird es dabei nicht gehen. Es gibt gute Gründe, zu sagen, Leute nicht nur aus Serben, sondern auch aus dem Kosovo und Albanien sollten nur ein beschleunigtes Asylverfahren bekommen. Für diese Migranten müssen niedrigschwelligere Zugänge aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt geschaffen werden, ähnlich der früheren „Anwerbung“ von Arbeitskräften in Südeuropa.

Flüchtlinge in Deutschland sollten jedoch die Möglichkeit des „Spurwechsels“ bekommen, wie es auch die Arbeitgeber vorschlagen. Wer die Voraussetzungen für eine Ausbildung erfüllt oder eine Qualifikation mitbringt, muss schneller die Chance erhalten, in Deutschland arbeiten zu können und damit vom Asylverfahren in die Arbeitsmigration wechseln zu können.

Bleiben noch die vielen tausend Anderen, Flüchtlinge, die wegen geringer Vorbildung hier nicht mal eben in den Jobmarkt zu integrieren sind. Hier muss der originäre, der humanitäre Asylgrund greifen, den Leuten aus Kriegs- und Kristenstaaten Schutz zu bieten, auch wenn sie nicht gleich wirtschaftlich integrierbar sind. Das aber bedeutet: Ohne Differenzierung nach Herkunftsländern, nach Vorgeschichte, wird es nicht gehen.

Das aber ist die hässliche Dimension der Asylpolitik, mit der Willkür mancher Sachbearbeiter auf den Ämtern, den Notlügen mancher BewerberInnen. Die Alternative dazu wäre die italienische Lösung: Man gibt den meisten Leuten Asyl, aber eben keine Sozialleistung - sowas ist undenkbar in Deutschland. Gerade in Ländern mit hoher Sozialleistung ist die Asylpolitik ein besonders schmutziges Geschäft. Wer was anderes sagt, der lügt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Barbara Dribbusch
Redakteurin für Soziales
Redakteurin für Sozialpolitik und Gesellschaft im Inlandsressort der taz. Schwerpunkte: Arbeit, soziale Sicherung, Psychologie, Alter. Bücher: "Schattwald", Roman (Piper, August 2016). "Können Falten Freunde sein?" (Goldmann 2015, Taschenbuch).
Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Kommentar entfernt, bitte halten Sie sich an die Netiquette.



    Die Moderation

    • @Jan :

      Auf welchen Kommentar bezieht soch der Netiquette-Hinweis, auf den ersten oder auf die Nachfrage wo der erste Kommentar geblieben ist?