Kommentar Microsoft und NSA: Ihre Daten sind unser
Bisher dachte man, Microsoft funktioniert gut. Dank der Verschlüsselungsmöglichkeiten ist man bei Outlook und Co. sicher. Aber Pustekuchen! Oder Datenwolke eben.
E s war kein Geheimnis mehr, dass Microsoft zu den Firmen gehört, die vom PRISM-Überwachungsprogramm betroffen sind. Aber wie eng die Zusammenarbeit gewesen sein muss, das hat der englische Guardian unter Zuhilfenahme von Edward Snowdens Dokumenten erst jetzt dargestellt.
Für Microsoft, das sich seit Jahren müht, sich als besonders datenschutzfreundliches Unternehmen darzustellen, sind die Enthüllungen ein Schlag ins Gesicht. Natürlich ist ein US-Unternehmen und alle seine weltweiten Töchter nicht in der Lage, sich dem Treiben der US-Geheimdienste zu entziehen. Aber: Dass Microsoft so eng mit den Diensten kooperiert haben soll, dass man gar die E-Mailplattform Outlook.com nach den Wünschen der Behörden gestaltet hat, um diesen einen möglichst einfachen Zugang zu ermöglichen, das wäre schon ein besonderes Kaliber.
Microsoft ist auf den allermeisten Computern auf diesem Planeten zuhause. Und Microsoft-Anwendungen sind derzeit der absolute Standard, wenn es um Büroanwendungen geht. Der Redmonder Konzern versucht seit Jahren, die Menschen dazu zu überreden, nicht mehr alles lokal auf ihren Festplatten zu sichern, sondern, vorgeblich, um eine bessere Zusammenarbeit der Nutzer untereinander zu ermöglichen, im Netz. Dass damit auch eine bessere Verfügbarkeit für die Geheimdienste gemeint sein könnte, stand nicht auf den Werbeplakaten.
ist Experte für Datenfragen.
Doch was können wir als Nutzer überhaupt machen? Wir können uns nicht wirklich wehren. Wir können zwar verschlüsseln und die Clouddienste nicht mehr benutzen. Aber ob NSA und CIA nicht einfach dann Hintertüren in der installierten Software bekommen – oder gar über diese verfügen? Wir wissen es nicht – zumindest derzeit noch. Denn vielleicht findet sich ja auch zu diesem Thema etwas in den Unterlagen Edward Snowdens.
Und spätestens dann würde für Microsoft die Hölle zufrieren: fast alle Unternehmen nutzen die Anwendungen der Firma, Regierungen, Zivilgesellschaft, alle diese wären davon noch mehr betroffen als vom heutigen Skandal. Die Nutzer jedenfalls müssen sich jetzt nach Alternativen umsehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
Missbrauch in der Antifa
„Wie alt warst du, als er dich angefasst hat?“
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima