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Masse Mensch
Schon als zarter Knabe hold
hab ich eines nur gewollt:
Reichster Mann auf Erden sein!
Ließ mich aufs Gewinnspiel ein
um das viele schöne Geld
in der großen weiten Welt.
Idealer Lebenszweck:
Borstenvieh und Schweinespeck.
Schwarze Zahlen auf Papier,
schier unendlich mein Revier,
Nimbus wie ein Superstar,
eine große Dienerschar.
Nur der Mensch bringt mir nicht viel
in dem Maximierungsspiel.
Seine Arbeit kostet Geld,
hier wie in der Dritten Welt.
Es ersparte mir viel Lohn,
hätt ich endlich einen Klon!
Nun, der Mensch ist Konsument,
wie man Dümmeres nicht kennt.
Ich verkauf ihm Scheiß für Gold,
schließlich hat er's so gewollt,
Weiber, Wein und Comedy,
Massenvieh fürs Massenvieh.
Doch es lässt des Menschen Hirn
sich nicht richtig kalkuliern.
Mag er auch geduldig sein,
fängt er doch mal an zu schrein.
Michel wurde Demokrat,
Meinhof schritt zum Attentat.
Zeit wird's, dass die Wissenschaft
einen Roboter erschafft,
der aus Fleisch und Blut besteht,
kaufen, saufen, raufen geht
und der fraglos und beglückt
auf die roten Knöpfe drückt.
Denn für jede Superdrohn
gibt's für mich nen Extralohn.
Könnt es so nicht immer sein?
Bringt gleich einen Antrag ein
morgen früh im Parlament,
wenn noch das Gewissen pennt!
Flink so ein Superding gebaut
aus Kruppstahl und aus Menschenhaut,
die Masse schuftet im Akkord
für einen neuen Massenmord
und alle schreien laut Hurra
vom Belt bis Santa Lucia.
Aber bald hab ich's geschafft,
hab genug zusammgerafft,
sag der Masse Mensch Ade,
hinterlass ihr fürs Souper
einen kahlen Erdenball
und entfleuch ins Weltenall.
Selbstjustiz ist nicht zu rechtfertigen. Und doch ist das Strafmaß von fünf Jahren und drei Monaten Gefängnis für die Linksextremistin Lina E. heftig.
Kommentar Menschenklonen: Geld gegen Eizellen
Von einem „Durchbruch in der Stammzellforschung“ kann keineswegs die Rede sein. Aber es werden sich Forscher finden, die die Klone von einer Frau austragen lassen.
Jetzt liegt auch der wissenschaftliche Nachweis vor: Der Mensch ist klonbar, so wie Affe, Schwein, Rind und Ziege. Dass wir uns in diesem Punkt nicht von anderen Säugern unterscheiden, ist eigentlich auch schon das Neue, was uns die Forscher aus Oregon mitzuteilen haben. Von einem „Durchbruch in der Stammzellforschung“ kann keineswegs die Rede sein.
Denn ob die aus geklonten Menschenembryonen gewonnenen Stammzellen jemals medizinisch nutzbar sind, steht noch in den Sternen. Und sollte sich herausstellen, dass sie tatsächlich nutzbringend eingesetzt werden können und keine Gesundheitsgefahr darstellen, dann ist da noch eine ganze Palette an ethischen Grundwerten über Bord zu werfen, bis sie den Weg in den klinischen Alltag finden werden.
Das fängt schon an bei den Eizellen an, die für jeden Klonversuch zur Verfügung stehen müssen. Bei den vielen Krankheiten, die mit diesen individuell zugeschnittenen Stammzellen geheilt werden sollen, wäre der Bedarf riesig. Mit Hormonen vollgepumpte Frauen werden sich als „Spenderinnen“ zur Verfügung stellen müssen.
Ohne Not wird wohl keine Frau die Gesundheitsgefahren in Kauf nehmen, die mit einer künstlich ausgelösten Superovulation verbunden sind. Dann bleibt nur: Geld gegen Eizellen. So wie heute schon britische Forscher ihre „Eizellspenden“ in Rumänien einkaufen. Zynisch muss man da auch den Vorschlag nennen, den ein aus Bremen stammender, in Südafrika lehrender Bioethiker vor Jahren machte: Die Eizellspende wäre doch eine gute Einnahmequelle für arme Südafrikanerinnen.
Die Tür ist einen Spaltbreit geöffnet
Obwohl die Stammzellforscher betonen, dass sie nicht die Absicht hätten, ihre geklonten Embryonen von einer Frau austragen zu lassen: Die Tür dafür ist jetzt einen Spaltbreit geöffnet. Man weiß jetzt, dass es grundsätzlich möglich ist. Es werden sich Forscher finden, die diesen letzten Schritt auch noch gehen wollen. Selbst in Deutschland, wo ein restriktives Embryonenschutzgesetz noch alle Klonversuche mit Menschen untersagt, könnte das Verbot kippen.
Mit dem Präimplantationsgesetz ist der bisher strikte Schutz von Reagenzglasembryonen erstmals durchlöchert worden. Die in der Retorte gezeugten Embryonen dürfen demnach nach einer Güterabwägung auch vernichtet werden. Warum soll man dann damit nicht heilen dürfen, wird demnächst die Frage lauten.
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Kommentar von
Wolfgang Löhr
Redakteur
Jahrgang 1955, war von 1993 bis Ende 2022 Wissenschaftsredakteur der taz. Er hat an der FU Berlin Biologie studiert. Vor seinem Studium hatte er eine Facharbeiterausbildung als Elektromechaniker gemacht, später dann über den zweiten Bildungsweg die Mittelere Reife und am Braunschweig-Kolleg die allgemeine Hochschulreife nachgeholt.
Themen
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Durch Inszenierungen der Ablehnung wird Vizekanzler Habeck und seine Klimapolitik dem Mob ausgeliefert.
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