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Alles arbeitet heute nach der Maxime: Die Börse
ist König -, der Verbraucher-, ein Arschloch.
Es ist doch längst so, dass sich die Tugend beim
Laster entschuldigen muss, damit das Laster an
der Tugend keine Rache nimmt. In Frankreich hätten
sie diesen Kerl Mehdorn längst in die Schranken
gewiesen. Hier in Deutschland nimmt sich jedes
Hänneschen alles heraus, wenn es nur genug Geld
hat. Und unsere Politiker spielen noch die Statisten dazu.
Insgesamt rechnet der feine Herr Mehdorn doch mit Gewinnsteigerungen, wenn er die Lohnmehrzahlungen gegen die Mehreinnahmen durch höhere Preise abwägt. Damit das nicht so auffällt, setzt sein berühmt-böses Gesicht auf und wettert gegen den Sündenbock, der sich am ehesten anbietet: die Lokführer.
Eine Frechheit ist das und ich für meinen Teil werde mein Auto solange fahren bis es in seine Einzelteile zerfällt, damit ich ja nie mehr Bahn fahren muss!
Mein Mitgefühl gilt allen, die keine Wahl haben, als die Preissteigerungen zu ertragen!
Bei der Drohung mit Arbeitsplatzverlusten kritisieren die TAZ Herrn Mehdorn ausnahmsweise mal an der falschen Stelle. Man sollte sich doch die Begründung von Herr Mehdorn anschauen, er will Arbeitsplätze aufgrund von unverhältnismäßigen Lohnsteigerungen abbauen. Und, welche Personengruppe hat in den letzten Jahren die höchsten Gehaltssteigerungen bekommen? Richtig, der Vorstand. Wenn Herr Mehdorn also ankündigt sich selbst endlich zu entlassen, dann ist das vielleicht die einzige richtige Entscheidung die er in seiner Zeit als Bahn-Vorstand getroffen hat. Dafür gebührt ihm auch mal Lob.
Schöne grüsse,
Anton Flügge
Die Schweiz hat viele schöne Seiten. Aber Klimaschutz und Menschenrechte sind dem Bundesrat dort bisweilen egal. Dafür sollten sich die Eidgenossen schämen.
Kommentar Mehdorns Drohung: Nur ein lausiger Verlierer tritt nach
Mit seiner Ankündigung von Entlassungen und Preissteigerung schadet Bahnchef Mehdorn seinem Unternehmen enorm. Außerdem: Für steigende Preise gibt es keinen Grund.
So sehen schlechte Verlierer aus: Nachdem sich Hartmut Mehdorn bei den Tarifverhandlungen mit den Lokführern nicht durchsetzen konnte, stößt er nun wüste Beschimpfungen und Drohungen aus. Die Lokführergewerkschaft schade nicht nur der Bahn, sondern gleich dem ganzen Land, tönt der Bahnchef. Und sie sei schuld, dass die Bahn nun Mitarbeiter entlassen, Unternehmensteile verlagern und die Fahrpreise erhöhen muss.
Was für ein unverschämtes Schmierentheater. Die Lohnsteigerungen für den Großteil der Mitarbeiter hat die Bahn bereits mit einer zusätzlichen Preiserhöhung im Dezember aufgefangen. Die Mehrkosten durch den geplanten Abschluss mit den Lokführern betragen nach seriösen Schätzungen gerade mal 50 bis 70 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Gewinn der Bahn lag 2006 bei 2,5 Milliarden Euro, und auch 2007 liefen die Geschäfte gut. Für steigende Preise gibt es also keinerlei Grund. Doch von den Zahlen, mit denen er noch vor kurzem für den Börsengang warb, will Mehdorn jetzt nichts mehr wissen. Mit der Drohung, die Preise zu erhöhen und den Beschäftigungspakt zu kündigen, der Entlassungen bisher ausschließt, will er Stimmung gegen die Lokführer machen.
Was ihn dazu treibt, ist unklar. Entweder entspricht es einfach nur seinem Naturell, nach einer Niederlage nachzutreten. Oder der Bahnchef versucht auf diese Weise, die Einigung doch noch in Frage zu stellen - schließlich ist der Vertrag noch nicht unterschrieben. In jedem Fall schadet der Bahnchef seinem Unternehmen massiv. Die Mitarbeiter, die für den Beschäftigungspakt Zugeständnisse gemacht hatten und auf Zusagen vertrauten, sehen sich getäuscht. Die Kunden, die im letzten Jahr gleich zwei Preiserhöhungen hinnehmen mussten, werden einen weiteren Anstieg nicht mehr schlucken. Und alle, die nach sieben Monaten Arbeitskampf endlich auf Ruhe gehofft haben, hören nun schon wieder Streikdrohungen.
Die Politik tat gut daran, Mehdorn zu einer Einigung mit den Lokführern zu drängen. Nun muss die Regierung als Bahneigentümerin diesen Mann daran hindern, dem Unternehmen weiteren Schaden zuzufügen - oder sich endlich nach einem neuen Bahnchef umsehen.
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Kommentar von
Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert. Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.